Boardwalk Empire Teil 3: Das Erbe der Prohibition und ihre Darstellung in der Popkultur

Nachdem wir in Teil 2 unserer Artikelserie einen Blick auf einige der Schlüsselfiguren der Prohibitionszeit und ihren Einfluss geworfen haben, geht es im letzten Teil um das faszinierende Erbe dieser Epoche und darum, wie sie in der Popkultur verarbeitet wurde.
Prohibitionsagenten mit konfiszierter Ware.

Politische und gesellschaftliche Entwicklungen während der Prohibitionszeit

Das US-amerikanische Volk war schon immer vom Streben nach Freiheit geprägt. Immerhin setzten sich schon die Gründungsväter für die Ideale der Freiheit, der Selbstbestimmung und der Menschenrechte ein. Sie begrenzten ihre eigene Macht und die der Regierung, um die persönliche Freiheit des Einzelnen zu schützen. Auch der Unabhängigkeitskrieg gegen Großbritannien war ein Kampf für Freiheit und Selbstregierung. Die Kolonisten lehnten die tyrannische Herrschaft der englischen Krone und die Besteuerung ohne politische Vertretung ab. Der erfolgreiche Ausgang des Krieges stärkte das nationale Bewusstsein, dass Freiheit ein unveräußerliches Recht sei, für das es sich zu kämpfen lohnt. Einwanderer strömen seit jeher ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, um ihren American Dream zu verwirklichen.

Der 18. Verfassungszusatz, der die Herstellung, den Verkauf und den Transport von Alkohol untersagte, markierte einen tiefgreifenden Eingriff in die persönlichen Freiheiten der Amerikaner. Das löste eine Welle der Kontroverse aus, die das Land spaltete. Die Durchsetzung der Prohibition stellte die Regierung vor enorme Herausforderungen, da die Nachfrage nach Alkohol hoch blieb und ein florierender Schwarzmarkt entstand.

Die Prohibition verstärkte soziale und kulturelle Spaltungen, insbesondere entlang ethnischer Linien, da viele Einwanderergemeinschaften Alkohol als integralen Bestandteil ihrer kulturellen Identität ansahen. Dies zeigte sich nicht zuletzt darin, dass die Strafverfolgungsbehörden des Öfteren auf Maßnahmen zurückgriffen, die heute als Racial Profiling bezeichnet würden, und verstärkt afroamerikanische Gemeinschaften und andere Einwanderergruppen ins Visier nahmen.

Sogar die Geschlechterrollen wurden von der Prohibition beeinflusst. Vor der Prohibition waren Saloons, die fast ausschließlich von Männern besucht wurden, die Hauptorte für Alkoholkonsum. Während der Prohibition wurden illegale Bars und Speakeasies zu Orten, die von Männern und Frauen gleichermaßen frequentiert wurden.

Sie sorgte auch für ein juristisches Novum. Die Aufhebung der Prohibition durch den 21. Verfassungszusatz im Jahr 1933 war das erste und bisher einzige Mal, dass ein Verfassungszusatz durch einen anderen aufgehoben wurde.

Die Prohibition hatte auch diplomatische Spannungen zur Folge. Schmuggelrouten schossen entlang der Grenzen zu Kanada und Mexiko wie Pilze aus dem Boden, welche die Kriminalität in Grenzorten befeuerten. Dies machte internationale Kooperationen zur Bekämpfung des Alkoholschmuggels erforderlich.

Für die Republikaner schlug die Prohibition letzten Endes fehl. Viele urbane, demokratisch geprägte Wähler wandten sich gegen die Republikanische Partei, die die Prohibition weitgehend unterstützte. Dies trug zum Ende der republikanischen Dominanz bei und leitete eine Ära demokratischer Vorherrschaft unter Franklin D. Roosevelt ein. Die offensichtlichen Misserfolge der Prohibition stärkten außerdem reformorientierte Bewegungen, die eine pragmatischere und wissenschaftlich fundierte Herangehensweise an soziale Probleme forderten. Dies führte zu einem wachsenden Misstrauen gegenüber moralisch motivierten Gesetzen und förderte den Ruf nach evidenzbasierten politischen Entscheidungen.

Nicht zuletzt führte die Prohibition auch zum Verlust von Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen. Brauereien, Destillerien und Saloons mussten schließen, was viele US-Amerikaner in existenzielle Krisen stürzte.

Schlüsselmoment: Aufhebung der Prohibition (1933)

Der 21. Verfassungszusatz, der 1933 ratifiziert wurde, hob den 18. Verfassungszusatz auf und beendete damit die Prohibition. Dieser Schritt war nicht nur eine Reaktion auf die weit verbreitete Missachtung des Prohibitions-Gesetzes und die damit verbundenen sozialen Probleme, sondern auch ein Versuch, die Wirtschaft während der Großen Depression durch die Wiederbelebung der Alkoholindustrie anzukurbeln.

Die Nachwirkungen der Prohibition

Auch nach dem Ende der Prohibition in den USA im Jahre 1933 sind einige Auswirkungen des Alkoholverbots noch heute zu spüren.

Bar mit Alkohol

Bars wie diese gab es in den USA erst ab 1933 wieder. © Adam Wilson/Unsplash

Die Prohibition führte zu bedeutenden Veränderungen in der amerikanischen Rechtslandschaft. Sie trug zur Etablierung des erst 1908 gegründeten FBI unter der Führung von John Edgar Hoover bei, da die Durchsetzung des Alkoholverbots landesweite Koordination erforderte. Die Prohibition verdeutlichte auch die Grenzen und Herausforderungen der Durchsetzung von Verbotsgesetzen, was zu einem vorsichtigeren Umgang mit derartigen Maßnahmen in der zukünftigen Gesetzgebung führte, vor allem in Hinblick auf andere Drogen.

Obwohl das landesweite Alkoholverbot 1933 aufgehoben wurde, blieben zahlreiche staatliche und lokale Regulierungen bezüglich der Herstellung, des Verkaufs und des Konsums von Alkohol bestehen. In einigen US-Counties, bekannt als dry counties, bleibt der Verkauf von Alkohol bis heute verboten oder stark eingeschränkt.

Der Einfluss der Prohibitionszeit auf die Popkultur

In der Popkultur wurde die Prohibition im Nachgang oft aufgegriffen – immerhin bietet diese Epoche eine Vielzahl spannender Geschichten, erinnerungswürdiger Charaktere und moralischer Konflikte.

Klassiker wie The Untouchables von Brian De Palma, der den Kampf des Prohibitionsagenten Eliot Ness gegen Al Capone darstellt, oder Once Upon a Time in America von Sergio Leone, der die Lebensgeschichten mehrerer jüdischer Gangster in New York über mehrere Jahrzehnte hinweg verfolgt, sind zwei der berühmtesten Beispiele für die filmische Auseinandersetzung mit dieser Zeit.

Ein herausragendes Beispiel für die Darstellung der Prohibitionszeit in der modernen Popkultur ist die HBO-Serie Boardwalk Empire. Die Serie, die auf dem Buch Boardwalk Empire: The Birth, High Times, and Corruption of Atlantic City von Nelson Johnson basiert, zeichnet ein detailliertes Bild von Atlantic City während der Prohibition. Sie konzentriert sich auf die Figur des Enoch Nucky Thompson und seine Verwicklungen in Politik, organisiertes Verbrechen und die gesellschaftlichen Umwälzungen der Zeit.

“Eine der unerwarteten Freuden von Boardwalk Empire liegt in der Art und Weise, wie die Serie in den Seltsamkeiten ihrer Zeit schwelgt und die Schichten der höflichen Gesellschaft abblättert, um eine schwindelerregende Schattenwelt von Kriminellen und Politikern zu enthüllen, die zusammenarbeiten, um den Alkohol fließen zu lassen.”Heather Havrilesky, Redakteurin von Salon’s, Heather Havrilesky

Auch in der Literatur finden sich zahlreiche Werke, die die Prohibitionszeit thematisieren. Romane wie The Great Gatsby von F. Scott Fitzgerald fangen das Lebensgefühl der 1920er Jahre ein und berühren dabei die Auswirkungen der Prohibition auf die amerikanische Gesellschaft. Neuere literarische Werke, wie Live by Night von Dennis Lehane, tauchen tiefer in die Welt der Gangster und deren Imperien während der Prohibition ein und bieten einen spannenden Einblick in die kriminellen Untergründe der Zeit.

Fazit: Ein dunkles Kapitel der US-amerikanischen Geschichte

Die Prohibition hat trotz ihrer vergleichsweise kurzen Dauer tiefe Spuren in der amerikanischen Gesellschaft hinterlassen. Sie half der Mafia, Fuß in der Gesellschaft und in der Geschäftswelt zu fassen und ihre Machtstellung über Jahrzehnte zu halten, was sich unter anderem auch in Las Vegas zeigte..

Letzten Endes ist die Prohibition gescheitert. Sie war der Versuch, etwas zu verbieten, was in breiten Schichten der Gesellschaft zum täglichen Leben gehörte, und zwar nicht aus objektiv nachvollziehbaren Gründen wie dem Schutz der Gesundheit, sondern aus moralischen und ideologischen.

Die Prohibitionszeit hat aber auch gezeigt, dass aus Fehlern der Vergangenheit gelernt werden kann. Die Aufhebung der Prohibition dient oft als Argument in kontemporären Diskussionen über die Regulierung von Substanzen und die Balance zwischen Freiheit und Kontrolle.

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