Als Besucher bekommt man davon meistens gar nichts mit. Die Kameras sind unauffällig in das Casino Ambiente eingebunden und bleiben vom Spieler meist unentdeckt. Schließlich soll der Spielspaß nicht dadurch getrübt werden, dass man sich beobachtet fühlt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass mir die Überwachungssysteme zuvor nie wirklich aufgefallen sind, bis ich einmal genau darauf geachtet habe.
Aber warum gibt es diese Casino Überwachung überhaupt? Sind die Casinos misstrauisch gegenüber Ihren Besuchern oder was steckt genau dahinter? Sicherheit hat in Casinos einen besonders hohen Stellenwert. Das liegt vor allem an den großen Mengen an Bargeld. Aus diesem Grund gibt es ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem auf verschiedenen Ebenen im Casino. In erster Linie geht es darum, Diebstähle und illegale Machenschaften zu verhindern.
Neben dem Schutz der Vermögens- und Wertgegenstände wie Automaten, Spieltischen und Co., steht auch die Sicherheit der Casinogäste und Mitarbeiter im Fokus. Wer das Casino betritt, möchte eine angenehme und sichere Umgebung vorfinden. Kartenzähler und Trickbetrüger sollen keine Chance haben und Täuschungsversuche unterbunden werden.
Sind heutige Casinos meist sicher, gab es vor allem in der Vergangenheit einige spektakuläre Fälle, bei denen es betrügerischen Genies gelang, die Casinos auszutricksen und um eine Menge Geld zu bringen.
Casino Betrug #1: Falsches Mischen
Einer der größten Casino Betrugsfälle überhaupt wurde 2007 aufgedeckt. Die Masche war ebenso simpel wie genial und funktionierte – ganz ohne Hightech Equipment und ohne großes Aufsehen zu erregen. Die Rede ist von Phuong Quoc Truong, besser bekannt unter dem Namen Pai Gow John.
Insgesamt gelang es ihm, in über 25 amerikanischen Casinos unglaubliche 7 Millionen US-Dollar zu erbeuten. Alles, was es für den Betrug benötigte waren geschulte Dealer, welche die Karten so mischten, dass sie ihre Reihenfolge nicht veränderten. Da dies einiges an Übung erforderte, gab Pai Gow John Schulungen, bei denen er die Mischtechnik genauestens erklärte.
Zu seinen besten Zeiten beschäftigte er über 30 Croupiers gleichzeitig. Diese führten die erlernte Mischtechnik in verschiedenen Casinos durch. Pai Gow John und weitere Mitglieder der sogenannten Tran-Organisation spielten dann an den ausgewählten Tischen.
Sein System funktionierte am besten bei Mini-Baccarat. Hier ist es den Spielern sogar erlaubt, die Reihenfolge der bereits gespielten Karten offen zu notieren. Später wurden zudem Black-Jack-Tische ins Visier genommen. Da hier das Kartenzählen nicht zulässig ist, wurde die wiederkehrende Reihenfolge per Mikrofon und versteckten Headsets an die Spieler durchgegeben. Immer wenn sich eine bereits bekannte Kartenfolge wiederholte, wurden die Einsätze drastisch gesteigert und riesige Gewinne eingefahren.
Seine Betrugsmasche blieb gleiche mehrere Jahre unentdeckt. Zum Verhängnis wurden ihm seine eigenen angelernten Dealer, denn einige von ihnen wurden gierig und forderten mit der Zeit mehr Geld für ihre Dienste. Pai Gow John ließ sich jedoch nicht erpressen und besorgte sich stattdessen einfach neue Dealer.
Seine verprellten Dealer wendeten sich aus Rache an das FBI, welchen es gelang, Pai Gow John zu täuschen und sich als korrupte Dealer auszugeben. Nach und nach wurden weitere Informanten eingeschleust und die Drahtzieher der Organisation enttarnt. Fortan wurden die Mitglieder auf Schritt und Tritt verfolgt. Es gibt zahlreiche Videoaufnahmen, Telefonaufzeichnungen und Schriftverkehr, die keinen Zweifel an dem Betrug ließen. Bis 2007 wurden 42 Personen der Tran-Gruppe wegen Organisierter Kriminalität angeklagt und zu mehrjährigen Haft- und Geldstrafen in Millionenhöhe verurteilt.
Casino Betrug #2: Der Kontaktlinsen Betrug
Ein weiterer spektakulärer Coup. Eine Gruppe von drei Franzosen und einem Italiener versuchte 2011 das Casino von Cannes zu betrügen. Vermutlich hatten sie zudem noch Hilfe von einem der Poker Dealer. Dieser markierte im Vorfeld die Spielkarten mit einer „unsichtbaren Farbe“, welche außerhalb des Sehbereichs für das menschliche Auge liegt.
Die Tinte allerdings ist mit speziellen Infrarot-Kontaktlinsen sichtbar. Somit war auch der Kartenwert für jeden, der die Hightech-Linsen im Auge hatte, erkennbar. An nur einem Abend schaffte es die Bande, sich über 70.000€ an den Cash Game Tischen des französischen Casinos zu erspielen.
Da sich die Vierergruppe sehr auffällig verhielt, wurde das Sicherheitspersonal schnell auf sie aufmerksam. Es blieb jedoch vorerst unklar, wie der Betrug funktionierte und so wurden sie ohne eine Überprüfung gehen gelassen. Der Vorfall wurde der Polizei gemeldet und sehr genau unter die Lupe genommen.
Der Verdacht eines Betrugs erhärtete sich, als einer der vier Männer knapp zwei Monate später noch mal das Casino betrat und erneut über 21.000€ beim Pokern gewinnen konnte. Zwischenzeitlich hatten die polizeilichen Ermittlungen weitere Indizien ans Tageslicht befördert, welche auf einen Kauf der Kontaktlinsen und Absprachen mit zwei Croupiers im Casino hindeuteten.
Als der Mann seine Gewinne abholen wollte, wurde er bereits von der Polizei erwartet. Er wurde zu einer Geldstrafe von 100.000€ verurteilt und bekam eine zweijährige Haftstrafe. Zudem gab er zu, die Kontaktlinsen an Freunde weitergegeben zu haben, was zu weiteren Verurteilungen und Festnahmen mit einem vergleichbaren Strafmaß führte.
Casino Betrug #3: Die Roselli-Brüder
Für einen der wohl größten Casino Scams aller Zeiten waren zwei Brüder verantwortlich, besser unter dem Namen „Roselli-Brüder“ bekannt. Dieser Fall gehört ohne Frage zu den wohl berühmt-berüchtigtsten Casino-Betrugsmaschen: Betroffen waren hauptsächlich Casinos in den USA als auch in Südamerika, welche insgesamt um ca. 40 Millionen US-Dollar gebracht wurden.
Die Rosellis ermittelten mithilfe eines Hackers Personen mit einer ausgezeichneten Kreditwürdigkeit. Dann eröffneten die beiden unter deren Namen Konten, auf welche das Gaunerduo jeweils 50.000 USD-Dollar einzahlte, um die Glaubwürdigkeit zu steigern. Nachdem sie das Geld ca. 6 Monate auf den jeweiligen Konten ließen, erhielten sie einen Kredit in Höhe des eingezahlten Kapitals. Innerhalb kürzester Zeit konnten sie ihre Einsätze so verdoppeln und weitere Konten eröffnen.
Dabei war es den Beiden wichtig, von Ihrem Verdacht abzulenken. Dafür hatten sie einen Komplizen, der Baccara oder Craps spielte. Da die Einsätze meist verloren wurden, sahen die Casinos auch kein Problem darin, ihnen noch weitere Kredite zu gewähren.
Diese Mache ermöglichte es Ihnen, sich einen Highroller Status zu erspielen und die Kreditrahmen auf über 1 Million US-Dollar pro Konto zu steigern. Hinzu kam, dass die Gewinne behalten, aber Verluste nie zurückbezahlt wurden.
Wie ein professionelles Gangster-Team im Buche, gelang es den Brüdern, nachdem sie alle Konten leergeräumt hatten, spurlos zu verschwinden, ohne ertappt zu werden. Alle Spuren, die in dem Fall von den Ermittlungsbehörden verfolgt wurden, liefen ins Leere und landeten bei unschuldigen Bürgern, deren Identität gestohlen und die Kreditwürdigkeit komplett zerstört wurde. Die Roselli Brüder, deren Name sogar gestohlen war, gehen damit in die Geschichte der größten Casino-Betrüger ein, die die Welt je gesehen hat.
Casino Betrug #4: Der legale Casino Betrug
Einer legendären Studentengruppe gelang es sogar auf legale Weise über Jahre hinweg Millionen zu erspielen – und zwar mit reiner Logik und schlauer Berechnung: das MIT-Black Jack-Team schrieb Casino-Geschichte.
Hierbei handelte es sich im Grunde gar nicht um Ganoven, sondern um Studenten des Massachusetts Institute for Technology (MIT), die sich gerne zusammenfanden, um gemeinsam zu zocken. Die findigen Studenten nutzten für sich den Umstand, dass Black Jack weniger mit Glück als mit Mathematik zu hat, und die Chancen auf den Gewinn auf bestimmten Variablen basiert. Ihr Professor wurde auf die ambitionierte Leidenschaft der Studenten aufmerksam und gründete daraufhin ein Team aus genialen und mathematisch versierten Studenten, welche Casinos in Las Vegas unsicher machte und den Mitgliedern schnell VIP-Status bescherte.
Das Team entwickelte ein spezielles System, welches auf Mathematik und Wahrscheinlichkeitsrechnung basierte und welches völlig legal war und oft als Blackjack Kartenzählen bezeichnet wird. Die Strategie, die heute als „High Low“ bekannt ist, basiert auf dem Konzept, den einzelnen Karten eines Decks aus 52 Karten Zahlenwerte zuzuweisen. Dabei werden Karten mit Wert 2 bis 6 mit +1 bewertet, die Karten 7 bis 9 mit 0, die Zehn ebenso wie die Bildkarten und Asser erhielten den Wert -1. Das Ausgangsdeck wird zu Beginn des Spiels der Wert 0 zugeschrieben. Je nachdem, wie der Wert der aufgedeckten Karten sich entwickelt, kann das Team analysieren, welche Karten noch im Stapel verblieben sind. Ist der Wert des Stapels hoch, konnten niedrige Karten im Stapel vermutet werden, war der Gesamtwert niedrig, waren vermehrt hohe Karten noch verdeckt.
Die MIT Gruppe entwickelte sogar eine eigene Geheimsprache und Zeichen, mit denen die Infos an die Gruppenmitglieder übermittelt wurden. Ein Mitglied des Teams befindet sich dabei schon länger an einem Spieltisch. Dieser ist in erster Linie aufs Zählen konzentriert. Sobald das Deck heiß war, kam dann ein weiterer Spieler an den Tisch. Die Analysen wurden dann mit unauffälligen Wörtern kommuniziert, die das Team jeweils mit einem einem Kartenwert in Verbindung brachte. Der neue Spieler konnte dann auf Basis dieser Wahrscheinlichkeitsrechnung hoch setzen und gewann meistens auch.
In der Regel agierten immer drei Personen zusammen: der Spotter, der Controller und der „Big Player“. Der Spotter war für das Kartenzählen zuständig, der Controller prüfte das Ergebnis und setzte konsequent niedrig und verlor dabei konstant, der Big Player kam erst dann ins Spiel, wenn es verlässliche Voraussagen in der sogenannten heißen Spielphase gab.
Mit dieser Masche machte das Team Millionen, bis sie erwischt wurden und Hausverbot erhielten. Die Machenschaften des MIT-Teams wurden sogar verfilmt. 2008 erschien der Spielfilm „21“ in Anlehnung an die wahre Geschichte. Jim Sturgess in der Hauptrolle spielt einen Mathematikstudenten in Geldnot, der von seinem Professor (Kevin Spacey), in ein legendäres Black Jack-Team geholt wird. Das Team gelangt durch die Tricks zu Reichtum und Luxus, bis der Chef der Casino-Security auf sie aufmerksam wird. Mittlerweile sind den Casinos aber die Machenschaften von Kartenzählern bekannt. Zudem verhindern automatische Mischschlitten sowie zahlreiche Kartendecks ein Kartenzählen.