Körpersprache beim Pokern – Tells, die Sie kennen sollten

Jeder, der schon einmal am Pokertisch gesessen hat, hatte diesen Gedanken sicherlich auch schon einmal: Wie wäre es wohl, wenn ich die Karten des Gegners wie durch eine Röntgenbrille sehen könnte und all die Gedanken, die sich der Spieler zur Pokerhand macht, mithören könnte. Ein reizvoller Gedanke, oder?
Körpersprache beim Pokern

Leider bleiben diese geheimen Superkräfte wie Röntgenblick oder Gedankenlesen nur den Superhelden aus Comics und Marvel Filmen vorbehalten. Aber was würdest du sagen, wenn ich behaupte, dass es tatsächlich Möglichkeiten gibt, den Gegner wie ein Buch zu lesen?

Beim Lesen eines Gegners geht es immer um die Fragen: Hat er gute oder schlechte Karten? Hat er den Flop getroffen? Ist er am Bluffen oder hat er tatsächlich ein gutes Blatt?

Jeder Spieler gibt sogenannte „Tells“ von sich. Darunter versteht man ein unbewusstes Verhaltensmuster am Pokertisch wie zum Beispiel Zittern, Mimik, die Art des Atmens, der Griff nach den Chips und so weiter, welches den Gegnern Hinweise auf die Stärke seiner Hand gibt. In Hollywood Filmen werden oft offensichtliche Verhaltensmuster dargestellt, die erkennen lassen, dass der Gegner blufft oder eine gute Hand hat.

In der Realität sind Poker Tells aber meistens nicht so einfach zu erkennen. Jeder, der schon einmal am Pokertisch gesessen hat, kennt die Situation. Ich kenne es aus eigener Erfahrung nur zu gut. Gegenüber von dir sitzt diese eine Gegner, auf den du einfach keinen Read hast. Aber was nun? Wie schaffe ich es, mein Gegenüber besser einzuschätzen und dadurch erfolgreicher zu spielen?

Dieser Artikel wird dir dabei helfen, die Körpersprache deiner Gegner besser zu verstehen und dir dadurch einen Vorteil am Pokertisch zu verschaffen und knüpft an meinen vorherigen Artikel über die Unterschiede zwischen Live- und Online Poker an.

Der erste Eindruck zählt

Bereits die ersten Sekunden am Pokertisch verraten dir einiges über einen Spieler. Wie ist der Spieler gekleidet? Hat er einen extrovertierten Kleidungsstil, hat er eine protzige Uhr, trägt er eine Sonnenbrille? All diese Informationen sind wertvoll und helfen dir, die Persönlichkeit deines Gegners richtig einzuschätzen.

Ich hatte letztens einen sehr lautstarken Spieler am Tisch, der viel geredet hat und ein Trashtalker war. Für mich war sofort klar: Hier haben wir einen aggressiven Spieler, der keine Angst hat, auch mal zu Bluffen und alles zu riskieren. Und tatsächlich war es dann auch so. In einer kniffligen Entscheidung callte ich sein All-In, welcher sich als Bluff herausstellte. Anders verhält es sich bei Spielern, die sich eher bedeckt und ruhig verhalten. Bei ihnen kannst du davon ausgehen, dass der Spieler einen tighten Spielstil verfolgt. Achte auf alle Einzelheiten, sobald er an den Pokertisch kommt. Mach dir gerne auch Notizen, damit du nicht den Überblick verlierst.

Körperhaltung als deutliches Signal

Hast du schonmal auf die Körperhaltung deiner Gegner geachtet? Die Körperhaltung verrät dir viel über deinen Gegner. Hat der Gegner eine offene Körperhaltung und sitzt aufrecht und selbstbewusst am Tisch? All das spricht dafür, dass sich der Gegner wohlfühlt.

Selbstverständlich gibt es Spieler, die grundsätzlich eine gerade oder krumme Körperhaltung haben. Wichtig ist es, aber die Unterschiede in der Körperhaltung des Gegners in verschiedenen Situationen zu erkennen. Saß der Spieler bei einer starken Hand eher aufrecht und bei einer schwachen Hand gebeugt? Dann sind dies deutliche Indizien, anhand derer du bei künftigen Händen deinen Gegner einschätzen kannst. Hast du in diesem Zusammenhang schonmal deine eigene Körperhaltung beim Spiel beobachtet? Mir ist aufgefallen, dass bei einer schlechten Hand meine Schultern nach vorne fallen wie in eine Schutzhaltung. Das ist ein möglicher Tell, den der Gegner bemerkt. Durch das Analysieren meiner Körperhaltung ist es mir gelungen, weniger Informationen preis zu geben.

Die Augen als Fenster zur Seele

Die Augen eines Spielers können viel über seine Gedanken und Emotionen verraten. Ein Spieler, der seine Karten betrachtet und dann schnell wegschaut, könnte nervös sein und eine schwache Hand haben.

Wenn ein Spieler dich direkt ansieht und selbstbewusst wirkt, könnte dies auf eine starke Hand hinweisen. Aber es könnte auch genau umgekehrt sein. Beobachte deine Gegner, auch wenn du nicht in einer Hand bist, um zu erkennen, wann welcher Fall korrekt ist. Achte auf die Augenbewegungen deiner Gegner, um Hinweise auf ihre Handstärke zu erhalten.

Ich setze meinen Blick gekonnt ein, um den Gegner das über mich denken zu lassen, was ich möchte. Wenn ich unsicher wirken möchte, schaue ich verschämt nach unten, meide den Augenkontakt und versuche, unsicher zu wirken. Vor allem Anfänger werden dies als Schwäche deuten und wir haben unser Ziel erreicht. Aber Vorsicht bei starken Gegnern: Sie haben mehr Erfahrung und erkennen öfters, wenn du bewusst dein Verhalten änderst.

Die Augen, das Fenster zur Seele, auch beim Pokern

Die Augen, das Fenster zur Seele, auch beim Pokern

Die Bedeutung von Bewegungen und Gesten

Auch Gesten und Bewegungen sagen viel über deinen Gegner und seine Handstärke aus. Wie würdest du einen Spieler einschätzen, der nervös an seinem Chipstack herumspielt und unruhig auf seinem Stuhl hin- und her wippt? In den meisten Fällen sprechen diese Verhaltensmuster für Nervosität. So könnte es sein, dass der Gegner eine schwache Hand hat und versucht, einen Bluff zu verbergen. Andererseits könnte das Verhalten für eine extrem starke Hand sprechen.

Bei der Analyse ist entscheidend, wie die Gesten in den Gesamtkontext zu den bisherigen Handlungen und Verhaltensweisen des Spielers passen. Nach einer Hand hast du wenige Informationen vom Gegner. Meistens erkennst man erst nach mehreren Händen aussagekräftige Muster, die du für dich nutzen kannst. Dabei heißt es, geduldig zu bleiben und kontinuierlich zu analysieren. Achte auf alle Gesten und Bewegungen, um die Stimmung am Tisch richtig zu lesen.

Die Hand vorm Mund ist meistens ein eindeutiges Signal – der Gegner fühlt sich unwohl und möchte etwas verbergen. Auch eine flache Atmung ist ein eindeutiges Signal für Anspannung. Ein kurzer Blick auf die Chips und schnelles anschließendes weggucken verrät viel. Oft ist dies ein Indiz dafür, dass der Gegner setzen möchte. Schaut der Gegner kurz auf die Chips der Gegner, ist dies oftmals ein Hinweis für eine starke Hand.

Die Art des Setzens

Wie jemand seine Chips in die Mitte der Pokertisches bewegt, kann dir ebenfalls einiges über deinen Gegner und seine Hand verraten. Hat er eine starke Hand und will seinen Gegner zum Callen ermutigen, so wird er vermutlich nichts tun, um dich zu verschrecken. Einige Spieler werden bei einer starken Hand oftmals ruhig sind sagen nicht viel, um keine Informationen von sich Preis zu geben und die Stärke der Hand zu verschleiern.

Anders verhält sich ein Spieler mit einer schwachen Hand. Er wird seine Bet überwiegend optimistisch oder selbstbewusst ankündigen. Ist dieses Verhalten nicht unlogisch? Denn eigentlich sollte der Bluffer doch versuchen, um keinen Preis aufzufallen. Trotzdem ist das Verhalten nachvollziehbar, denn solange der Gegner die gefühlte Kontrolle innehat, versucht er seinen Gegner aus der Hand zu verjagen, indem er ihn einschüchtert. Erst anschließend wird er versuchen, wieder unauffällig zu erscheinen.

Ein weiteres wichtiges Signal ist die Art und Weise, wie jemand die Chips setzt. Wenn jemand, seine Chips klar und deutlich in die Mitte bewegt und möglicherweise sogar wirft, möchte er dich womöglich einschüchtern. Mögliche Indizien hierfür sind beispielsweise auch ein ausgestreckter Unterarm sowie ein übertriebenes Strecken der Fingerspitzen. Suche dir zur Übung mal einen Gegner raus und beobachte all seine Regungen. Dir wird mehr auffallen, als du denkst. Ich war selbst überrascht, wie viele Informationen ein Spieler von sich gibt.

Der zweite Blick in die Karten

Gerade bei Anfängern ist dies ein recht zuverlässiger Tell. Wir reden dabei von einem unbewussten, kurzen Blick in die eigenen Karten. Wenn beispielsweise der Flop drei Karten in Karo zeigt und sich dein unerfahrener Gegner seine Hand nochmals anschaut, um zu prüfen, ob er einen Flush hat.

Denn vor allem Anfänger merken sich bei ihrer Starthand, wenn sie nicht suited ist, nicht die Farben. Nur bei einer suited Starthand merken sie sich die exakten Karten. Von daher kannst du davon ausgehen, dass dein Gegner in dem Beispiel keinen Flush hat.

Starke Gegner hingegen wissen genau, welche Hand sie haben. Dementsprechend kannst du einen zweiten Blick in die Karten nicht unbedingt als klares Signal deuten. Aber auch hier gilt: Je länger du den Gegner beobachtest, desto eher kannst du ein Muster ableiten.

Schauspieler – gespielte Schwäche

Wer kennt es nicht? Der Gegner am Tisch schnauft theatralisch und gibt sich extrem genervt und unzufrieden. Vorgetäuschte Schwäche wie Seufzen, Schulterzucken, langes Grübeln sind alle mögliche Anzeichen von gespieltem Desinteresse. Spieler, die vorspielen, schwach zu sein, haben oftmals eine starke Hand. Durch ihr Verhalten möchten Sie ihre Gegner meistens zu einem Call verführen.

Schaut der Gegner während einer Hand bewusst weg, ist dies in der Regel ein deutliches Indiz. Häufig passiert das, wenn der Flop kommt. Ein kurzer Blick auf den Flop und der Blick zur Seite sind ein Indiz für Stärke.

Diese Art von Tell kann dir in verschiedenen Formen begegnen. Unerfahrene Spieler neigen dabei eher zur Übertreibung. Ähnlich ist es bei Leuten, die nicht am Zug sind und so tun, als ob sie die Hand wegwerfen möchten.

Viele Spieler treffen ihre Entscheidung ganz unbewusst innerhalb von nur wenigen Sekunden. Wenn du jedoch beobachtest, dass jemand sehr lange grübelt und anschließend raist, so will er wahrscheinlich vortäuschen, dass ihm die Entscheidung unglaublich fällt. Normalerweise kannst du von einer sehr starken Hand oder gar einer Monsterhand ausgehen.

Zusammenfassung

Tells zu erkennen und richtig einzuordnen, erfordert viel Übung und ist eine Wissenschaft für sich. Hier heißt es „Erfahrung macht den Meister“. Je geschulter du wirst, desto einfacher wird es dir fallen, einen Tell zu erkennen und deine Poker Strategien auf ein neues Level zu bringen. Dabei gilt es aufmerksam und wachsam zu bleiben und dir ein Spielerprofil von jedem Gegner zu erstellen. Je mehr Informationen du sammelst, desto fundierter kannst du deine Entscheidung treffen und die Tells deiner Gegner gewinnbringend für dich nutzen.

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