Berliner Spielhallen schließen: Sind die Vorschriften für legale Spielhallen-Betreiber zu streng?
Der Berliner Polizei zufolge habe sich die Anzahl der Spielhallen in Berlin in den Jahren 2016 bis 2021 von 497 auf 128 reduziert. Während die Spielhallen-Betreiber die strengen Vorschriften kritisieren und wirtschaftlich schlechter dastehen, scheint der Rückgang des legalen Glücksspiels zu einem Boom des kriminellen Sektors zu führen.
Rückgang des legalen Automatengeschäfts
In der BILD-Zeitung hat sich mit Hedwig Stollorcz eine langjährige Spielhallen-Besitzerin in der Hauptstadt zu Wort gemeldet. Sie habe über 33 Jahre lang eine Spielhalle am Kurfürstendamm geleitet, sei jedoch vor zwei Jahren zur Aufgabe ihres Lebenswerkes gezwungen worden.
„Was die da in Berlin mit den Vorschriften abgezogen haben, ist nicht zu fassen“, habe die 66-jährige Ex-Unternehmerin erklärt, die nun in anderen Städten in Spielhallen aushelfe. Mit ihrer Kritik ziele Stollorcz auf die strengen Vorschriften für Spielhallen-Betreiber in Berlin ab. So dürfe kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden, außerdem sei ein Mindestabstand der Spielhallen untereinander und zu Schulen und Kitas von 500 Metern einzuhalten.
Einer ähnlichen Auffassung scheint auch die Gauselmann AG zu sein, die im Mai ihre letzte von acht Spielhallen in Berlin geschlossen habe:
Es war ein schleichender Prozess. Es gab immer mehr Auflagen, es war nicht mehr möglich, unsere Spielhallen wirtschaftlich zu betreiben. – Mario Hoffmeister, Sprecher der Gauselmann AG, Quelle: BILD
Auch Wirtschaftssenatssprecher Matthias Kuder habe die Lage erkannt und bekräftigt, man verfolge das Ziel, den Kontrolldruck auf illegale Glücksspielanbieter zu steigern und damit dem legalen Markt zu helfen. Für viele Spielhallen-Betreiber in Berlin scheint diese Maßnahme aber zu spät zu kommen.
So schwierig ist das Geschäft für Spielhallen-Betreiber
Es gibt mehr als einen Grund dafür, warum die Spielhallen-Betreiber in Berlin, aber auch in anderen Städten, Probleme haben, ihr Geschäft profitabel zu halten. Neben den regional unterschiedlichen Vorschriften zum Mindestabstand oder zum Ausschank von alkoholischen Getränken gibt es noch weitere Herausforderungen.
Miete und Heizkosten: Steigende Mieten und Heizkosten machen auch Spielhallen-Betreibern zu schaffen. Anders als die Konkurrenz aus dem Internet trifft sie die Inflation härter.
Kosten für Personal und Geräte: Auch die Personalkosten in einer stationären Spielhalle sind oft deutlich höher als bei der Konkurrenz aus dem Internet. Zudem müssen die Automaten gemietet oder gekauft werden.
Mehrfache Besteuerung: Die Spielhallen-Betreiber müssen von allen Umsätzen an den Automaten 19 % Umsatzsteuer entrichten. Hinzu kommt eine regional leicht unterschiedliche Vergnügungssteuer (ca. 10 bis 13 %). In dieser Hinsicht sind Online-Angebote mit einer niedrigeren Steuerabgabe von aktuell nur 5,3 % deutlich privilegiert.
Geringere Ausschüttungsquote: Das stationäre Angebot punktet zwar mit dem Erlebnis des Live-Spielens, doch die Ausschüttungsquote ist bei Online-Anbietern in der Regel höher, weil die stationären Spielhallen-Betreiber alle genannten Punkte aus der Marge mitfinanzieren müssen.
Nicht nur das Online-Geschäft wächst. Auch illegale Anbieter sind auf dem Vormarsch und profitieren, weil diese keine Steuern entrichten, Mitarbeiter nicht ordnungsgemäß anmelden oder manipulierte Spielautomaten einsetzen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in Berlin weiterentwickeln wird. Schlagzeilen über beschlagnahmte Spielautomaten in den Berliner Problembezirken scheinen von Jahr zu Jahr zuzunehmen.
Einerseits könnte dies mit einem höheren Kontrolldruck erklärt werden. Doch auch einige Politiker sind der Auffassung, dass zu starke Regulierungen des legalen Marktes, das illegale Geschäft indirekt antreiben könnten.