Berliner Studie zur Teilnahme von Sportlern an Sportwetten: Müssen Vereine mehr Präventionsarbeit leisten?

Im Rahmen des Präventionsprojekts Glücksspiel hat die pad gGmbH in Zusammenarbeit mit dem Landessportbund Berlin (LSB) eine Befragung unter Mitgliedern von Berliner Sportvereinen durchgeführt. Ziel der Erhebung war es, mehr darüber zu erfahren, wie oft Sportler an Sportwetten teilnehmen und welche Einstellung sie dazu haben.

Zwei Amateurfußballer kämpfen um den Ball

Mitglieder in Berliner Sportvereinen setzen laut einer Studie häufig Geld bei Sportwetten ein. (Symbolbild) © 134213/pixabay.com

Sportler scheinen häufiger an Sportwetten teilzunehmen

Die Forscher der Studie, die auf der Website des Berliner Fußballverbandes (BFV) eingesehen werden kann, haben insgesamt 407 Personen befragt. Damit gebe es zwar methodische Limitationen bei der Verallgemeinerbarkeit der Daten, aber dennoch hätten sich interessante Erkenntnisse ergeben.

Etwa 30 % der Befragten hätten angegeben, jemals eine Sportwette platziert zu haben. Rund 11 % hätten im letzten Jahr mindestens einmal gewettet, mehr als die Hälfte von ihnen sogar regelmäßig. Damit lägen die Werte deutlich über denen der Allgemeinbevölkerung.

Im Glücksspielsurvey 2021 sei ermittelt worden, dass 4,9 % der Allgemeinbevölkerung in den letzten 12 Monaten an Sportwetten teilgenommen hätten. Auch wenn die Daten der aktuellen Studie mit den Berliner Sportvereins-Mitgliedern keinen repräsentativen Anspruch habe, sei dennoch auffällig, dass unter Sportlern eine höhere Affinität zur Teilnahme an Sportwetten gegeben sein könnte.

Unter Anwendung des Brief Biosocial Gambling Screen (BBGS), einem Verfahren, das Hinweise auf glücksspielbezogene Probleme offenbaren kann, wurden bei rund 1,5 % der befragten Personen derartige Anzeichen festgestellt. Unter den aktiv Wettenden seien es sogar 14 %.

Taugt ein Verbot von Sportwetten-Werbung zur Prävention?

Der aktuelle und zukünftige Umgang mit Sportwetten-Werbung ist ein anhaltendes Diskussionsthema. In einem offenen Brief hätten Gegner zuletzt gefordert, dass Sportwetten-Werbung zukünftig keine Privilegien mehr im Vergleich zu gewöhnlicher Glücksspiel-Werbung haben dürfe. Darüber hinaus werde schrittweise ein komplettes Werbeverbot von den Unterzeichnern des Briefes angestrebt.

Auch die Berliner Studie liefert bei dieser Fragestellung interessantes Datenmaterial. So hätten rund 46 % Personen Sportwetten-Werbung als intensiv wahrgenommen und rund 37 % hätten sich sogar belästigt gefühlt. Etwa 65 % der Befragten wären tendenziell für ein Werbeverbot von Sportwetten und sogar 76 % seien der Auffassung, dass Sportvereine eher nicht von Wettanbietern gesponsert werden sollten. In Berlin wird unter anderem der Zweitligaclub Hertha BSC von einem Glücksspielunternehmen finanziell unterstützt.

Allerdings ist den Ergebnissen der Studie auch zu entnehmen, dass nur bei 26 % der Befragten die Werbung den Impuls zur Teilnahme an Sportwetten gegeben habe. Rund 58 % seien von Freunden zum Wetten animiert worden. Die Aussicht auf einen Geldgewinn sei zudem nur bei 23 % der befragten Sportwetter das Hauptmotiv des Spielens.

Suchtprävention kann in Vereinen beginnen

Die Forscher seien zu dem Ergebnis gekommen, dass es bei Sportwetten allgemein einen hohen Präventionsbedarf gebe, um potentiell spielsüchtiges Verhalten gar nicht erst zu einem ernsten Problem werden zu lassen.

In Sportvereinen könnte dieser Präventionsbedarf besonders ausgeprägt sein, weil die Studie Indizien dafür geliefert habe, dass deren Mitglieder häufiger als die Restbevölkerung an Sportwetten teilnehmen und auch teilweise Anzeichen einer möglichen Spielsucht zeigen würden.

Nach Ansicht der Forscher sei deshalb die Initiative von Sportvereinen wichtig, um deren Mitglieder besser aufzuklären und zu schützen:

Sportvereine können einen wichtigen Beitrag im Rahmen der Glücksspielprävention sowie der Prävention von Spielmanipulation leisten. Deshalb plant das Präventionsprojekt Glücksspiel in Kooperation mit dem Landessportbund sowie dem Berliner Fußball-Verband ein Pilotprojekt, welches im kommenden Jahr gemeinsam mit einem Berliner Verein geplant und umgesetzt werden soll. Statement der Forscher, Quelle: Präventionsprojekt Glücksspiel

Man darf gespannt sein, welche Maßnahmen konkret durchgeführt werden und ob diese einen Beitrag zur Prävention einer möglichen Spielsucht im Zusammenhang mit Sportwetten leisten können, der in zukünftigen Studien belegt wird.

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