Brexit-Supporter Richard Desmond will britische Glücksspielkommission verklagen und EU-Recht heranziehen
Unternehmer Richard Desmond, ehemaliger Besitzer des Daily Express, scheint eine Klage gegen die britische Glücksspiel-Regulierungsbehörde UKGC vorzubereiten. Grund sei sein abgelehnter Antrag auf die Übernahme der nationalen Lotterie. Desmond werfe der Behörde eklatante Fehler beim Vergabeverfahren vor, die seinem Unternehmen Northern & Shell die Ausschreibung gekostet hätten. Der Brexit-Befürworter berufe sich unter anderem auf EU-Recht.
Desmond fordert Schadensersatz von bis zu 200 Millionen GBP
Laut einem Artikel des The Guardian [Link auf Englisch] bereite der Multimillionär Richard Desmond eine Schadensersatzklage vor. Im Vergabefahren um den Betrieb der nationalen britischen Lotterie (Zehnjahresvertrag im Wert von 6,5 Milliarden GBP ab 2024) sei sein Unternehmen Northern & Shell nicht berücksichtigt worden.
Richard Desmond spendete im Vorfeld des EU-Referendums am 23. Juni 2023 1 Million GBP an die britische Partei UKIP, um den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union zu unterstützten. Bei seiner Klage gegen die britische Regulierungsbehörde werde sich Desmond jedoch teilweise auf EU-Gesetze berufen, die auch nach dem Austritt Großbritanniens aus dem Binnenmarkt beibehalten wurden.
Die Vergabe der Lotterie erfolgte an den tschechischen Betreiber Allwyn, der die britische Lotterie ab 2024 betreiben wird. Zuvor war die Lotterie 28 Jahre in den Händen des Betreibers Camelot.
Desmond sei überzeugt, dass die Regulierungsbehörde große Fehler bei der Vergabe begangen habe und er deswegen die Ausschreibung verloren hätte. Sein näheres Umfeld sollt ausgesagt haben, dass er Schadensersatz von bis zu 200 Millionen GBP von der britischen Regulierungsbehörde [Link auf Englisch] fordere.
Wer ist Richard Desmond?
Desmond wurde am 8. Dezember 1951 in London geboren. Er ist ein britischer Unternehmer und ehemaliger Besitzer der britischen Boulevardzeitungen Daily Express und Daily Star. Ihm gehörte darüber hinaus der britische Fernsehsender Channel 5, den er später an Viacom (Besitzer der Fernsehsender MTV und Nickelodeon) verkaufte.
Desmond gründete seine eigene Firma Northern & Shell im Dezember 1974 in Großbritannien. Northern & Shell ist eine Verlagsgruppe, die neben dem Daily Express und dem Daily Star auch den Sunday Express sowie den Daily Star Sunday herausbrachte. Desmond setzt sich zudem für viele soziale Projekte wie die britische The Health Lottery [Link auf Englisch]ein.
Britische Regulierungsbehörde äußert sich zu Desmonds Vorwürfen
Northern & Shell sei der Meinung, dass die britische Regulierungsbehörde wichtige Fragen zur Auftragsvergabe nicht beantwortet habe und dies von öffentlichem Interesse sei. Dem Unternehmen sei mitgeteilt worden, dass es als geschädigter Bieter Anspruch auf Schadensersatz hätte. Mit Damien Moore äußerte sich der konservative Abgeordnete der Regulierungsbehörde zu den Vorwürfen:
Der Nationallotterie muss jetzt einfach der Raum gegeben werden, mit der Sache weiterzumachen. Natürlich ist dieser Prozess komplex, aber ich bin es leid, rechtliche Herausforderungen zu sehen, die im Erfolgsfall dazu führen könnten, dass wohlhabende Unternehmen britischen Wohltätigkeitsorganisationen und Sozialunternehmen Hunderte Millionen Pfund entziehen. “– Damien Moore, konservativer Abgeordneter der britischen Regulierungsbehörde, The Guardian
Weiterhin habe die britische Regulierungsbehörde Desmonds Bewerbung und Vorschläge als fantasievoll bezeichnet. Northern & Shells Bewerbung habe im Gesamtbild einen schlechteren Eindruck hinterlassen als die der Konkurrenten von Allwyn und Camelot. Desmonds Unternehmen habe lediglich 57,5 % der Gesamtpunktzahl erhalten. Die Bewertungen der Konkurrenz hätten deutlich besser abgeschnitten (Camelot 85,7 % und Allwyn 87,2 %).