Britische Abgeordnete kassierten hohe Spenden der Glücksspielbranche und stimmten gegen Bonitätsprüfungen

Das Gambling White Paper der britischen Regierung sieht vor, dass Spieler mit überdurchschnittlichen Verlusten im Glücksspiel einer verpflichtenden Überprüfung ihrer finanziellen Situation zustimmen müssen. Jetzt wurde bekannt, dass einige politische Gegner der neuen Regelung hohe Parteispenden und sonstige Zuwendungen der britischen Glücksspielbetreiber erhalten haben sollen.

Abbildung eines Mannes und einer Frau, die sich 500 GBP Scheine überreichen

Britische Politiker sollen Spenden aus der Glücksspielbranche erhalten haben (Symbolbild) © OnlineCasinosDeutschland.com/DALL-E

Hohe Spenden für kritische Politiker

In einem Exklusivartikel, der bei inews.co.uk erschienen ist, wurde kritisiert, dass die Abgeordneten John Spellar, Matt Hancock und Sir Philip Davies seit 2019 insgesamt rund 279.000 GBP (ca. 327.378 Euro) [Artikel auf Englisch] in Form von Spenden oder sonstigen Gefälligkeiten von Unternehmen aus der Glücksspielbranche erhalten hätten.

Einer der größten Spender sei der Glücksspiel-Riese Entain gewesen, der unter anderem Eigentümer des Wettbüros Ladbrokes ist. Entain habe 74.000 GBP gespendet, wie aus einem offiziellen Register hervorgehe. Bereits im letzten Jahr habe die Firma mit umstrittener Lobbyarbeit auf sich aufmerksam gemacht.

Zusammenhang kann nur vermutet werden

Diese und weitere Abgeordnete, hätten ihre Befürchtungen dahingehend geäußert, dass die geplanten Bonitätsprüfungen die Situation spielsüchtiger Menschen nur noch verschlimmern könnten. Es sei anzunehmen, dass diese Spieler sich dem unregulierten Schwarzmarkt zuwenden würden, wo es keine Checks gebe.

Es gebe zwar keine Hinweise darauf, dass die Abgeordneten unmoralisch gehandelt oder gegen die parlamentarischen Regeln verstoßen hätten, doch die Zahlen seien Aktivisten bekannt. Sie sähen einen Interessenkonflikt darin.

Gambling White Paper wird modifiziert

Ursprünglich hatte die britische Regierung im Gambling White Paper vorgeschlagen, dass Nettoverluste von 125 GBP innerhalb eines Zeitraums von 30 Tagen oder 500 GBP innerhalb eines Jahres eine Überprüfung der Bonität der Spieler auslösen müsse.

Auf Drängen der Branche habe die UK Gambling Commission (UKGC), die Glücksspielbehörde Großbritanniens, schließlich im Mai Änderungen an den Plänen verkündet. Es sei nun vorgesehen, dass der Schwellenwert für Verluste innerhalb eines Monats auf 500 GBP angehoben werde. Bis Februar 2025 sei eine Reduktion des Wertes auf 150 GBP angestrebt.

In Großbritannien scheint die Politik bemüht zu sein, in Zusammenarbeit mit der Branche die Glücksspiel-Regulierung voranzutreiben, nachdem der erste Entwurf des Gamling White Paper als “praxisfern” tituliert worden sei.

Inzwischen wurden einige Punkte des Gesetzesentwurfs federführend von der UKGC neu aufgerollt. Die UKGC habe zudem mit dem Industry Forum ein Gremium geschaffen, um den Austausch weiter voranzutreiben.

Politische Veränderungen könnten in Großbritannien bevorstehen

In Großbritannien könnte es schon bald einen Machtwechsel geben. Die seit 14 Jahren regierende Conservative Party scheint sich der Labour Party beugen zu müssen, wenn die Umfragen und Einschätzungen der Buchmacher zutreffen, die Wetten auf die Wahl anbieten.

Wenn die Conservative Party entgegen der Prognosen an der Macht bliebe, sei eine stringente Fortsetzung der Glücksspiel-Regulierung wahrscheinlich. Die Labour Party habe sich hingegen sehr bedeckt gehalten, was ihre Pläne für die Glücksspielindustrie angeht.

Auch wenn nicht erwartet würde, dass das Gambling White Paper durch die Labour Party komplett gekippt würde, scheint es denkbar zu sein, dass ein politischer Machtwechsel die Karten in der Glücksspielbranche noch einmal neu mischen könnte.

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