Insider-Wettskandal bei britischer Parlamentswahl: Britische Gambling Commission nimmt Ermittlungen auf

In Großbritannien stehen bis zu fünf Personen, darunter ein Politiker, im Fokus der Ermittlungen zum Insider-Wettskandal bei den britischen Wahlen vom 4. Juli 2024. Die ermittelnden Behörden und die britische Glücksspielkommission untersuchen, ob Insiderinformationen genutzt wurden, um Wettgewinne zu erzielen.

Der Big Ben und die Westminster Bridge in London

Die britische Gambling Commission (UKGC) hat Ermittlungen zum Wettskandal um Wetten auf das Wahldatum in Großbritannien aufgenommen. © Gül Işık/pexels.com

Wetteinsatz von 100 GBP löst Insider-Wettskandal in Großbritannien aus

Auslöser des Politik-Wettskandals in Großbritannien [Link auf Englisch] war ein Tipp des ehemaligen Abgeordneten Craig Williams auf das Wahldatum der britischen Parlamentswahlen im vergangenen Juni. Williams gab wenige Tage, bevor der britische Premierminister Rishi Sunak am 22. Mai vorgezogene Wahlen bekannt gab, eine Wette mit einem Einsatz von 100 GBP (120 Euro) auf ein Wahldatum im Juli 2024 ab. Sein möglicher Gewinn lag bei 500 GBP (600 Euro).

Als ehemaliger parlamentarischer Privatsekretär von Sunak soll Williams Einblicke in viele Entscheidungsprozesse des Premierministers gehabt haben. Es kam der Verdacht auf, dass er sein Insiderwissen genutzt haben könnte, um mit seiner Wette einen Gewinn zu erzielen. Williams trat daraufhin von seinem Posten zurück. In Großbritannien wurden anschließend Einschränkungen für Politiker bei der Abgabe von Wetten gefordert.

Weiterhin wurden Liam Booth-Smith (ehemaliger Stabschef von Sunak) und Sir Oliver Dowden (früherer stellvertretender Premierminister) von den Ermittlern aus Zeugen vernommen.

In Deutschland sind Politik-Wetten verboten

Anders als in Großbritannien dürfen legale Wettanbieter mit Lizenz der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) keine Wetten auf poitische Ereignisse anbieten. Tippmöglichkeiten auf politische Wahlen mussten von den Buchmachern aufgrund der einheitlichen deutschen Glücksspielregeln aus dem Jahr 2021 aus dem Wettangebot entfernt werden.

Das Verbot umfasst nicht nur Wetten auf Wahlen in Deutschland, sondern auch Tipps auf die Präsidentschaftswahlen in den USA. Weiterhin dürfen für Wettfreunde in Deutschland keine Wetten auf TV-Shows und gesellschaftliche Events angeboten werden.

Wie ist die rechtliche Lage und welche Strafen drohen bei einer Verurteilung?

Es besteht derzeit der Verdacht des Glücksspielbetrugs nach Abschnitt 42 des britischen Glücksspielgesetzes von 2005. Bei einer Verurteilung drohen Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe. Das Strafmaß hängt jedoch von den Verstößen im jeweiligen Einzelfall ab.

Andrew Rhodes, Geschäftsführer der britischen Glücksspielkommission erklärte, dass die Aufsichtsbehörde den Fall weiterhin in Kooperation mit den ermittelnden Behörden untersuchen werde. Hierzu gab er ein kurzes Statement ab:

Wir haben uns weiterhin auf unsere strafrechtliche Untersuchung konzentriert, die sich mit der Nutzung vertraulicher Informationen zur Erlangung eines unfairen Vorteils bei Wetten auf das Datum der Parlamentswahl befasst. […] Unsere Untersuchung schreitet voran, und wir haben mehrere Verdächtige unter Vorsicht befragt. Wir führen weiterhin Gespräche mit einer Reihe von Zeugen, die mit dieser strafrechtlichen Untersuchung kooperieren, und sammeln weitere dokumentarische sowie elektronische Beweise.Andrew Rhodes, Geschäftsführer der britischen Glücksspielkommission, dailymail

Im Laufe der Ermittlungen wurde zudem bekannt, dass auch sieben Polizisten unter Verdacht ständen, Wetten auf das Wahldatum in Großbritannien platziert zu haben. Neben strafrechtlichen Konsequenzen müssen die betroffenen Personen bei einer Verurteilung jedoch auch ihre öffentlichen Ämter verlieren.

Der Wettskandal in Großbritannien ist mittlerweile nicht nur ein politisches, sondern auch ein gesellschaftliches Thema geworden, da Insiderwissen in politischen Ämtern sich auch zum Missbrauch eignen könnte.

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