Britische Glücksspielunternehmen müssen in Zukunft jährlich 100 Mio. GBP an den National Health Service zahlen

Der National Health Service (NHS), das staatliche Gesundheitssystem des Vereinigten Königreichs, wird in Zukunft rund 100 Millionen GBP (ca. 115 Millionen Euro) von britischen Glücksspielunternehmen erhalten. Sowohl digitale als auch stationäre Anbieter werden eine Zwangsabgabe entrichten müssen, um Behandlungen, Forschungen und präventive Maßnahmen auf dem Gebiet der Spielsucht zu finanzieren.

Fassade des Norfolk and Norwich University Hospital

Der National Health Service (NHS) könnte bis zu 100 Millionen GBP pro Jahr von britischen Glücksspielunternehmen erhalten. © Francis Tyers/britannica.com

Umsatzabhängige Abgabe soll Pflicht werden

In der Online-Ausgabe des The Guardian wird darüber berichtet, dass die bisher freiwillige Leistung von Abgaben durch Glücksspielunternehmen an wohltätige Projekte in Zukunft in eine Pflichtabgabe umgewandelt werde [Artikel auf Englisch].

Sportwettenanbieter im Internet und Online Casinos müssten demnach zukünftig 1 % ihrer Umsätze an den NHS überweisen. Stationäre Wettbüros und Spielhallen sowie traditionelle Casinos müssten hingegen nur 0,4 % ihrer Umsätze abgeben.

Schätzungen zufolge würden die Einnahmen für den NHS durch diese Maßnahme 100 Millionen GBP pro Jahr betragen, wenn man die Zahlen aus der Vergangenheit als Berechnungsgrundlage annehme.

Bevor die neue Abgabe rechtlich verankert werde, sei eine achtwöchige Beratungsphase angesetzt worden. Laut Aussagen von Stuart Andrew, dem britischen Glücksspielminister, scheint dieser zuversichtlich zu sein, dass die Pflichtabgabe eingeführt wird:

Glücksspielfirmen sollten immer ihren gerechten Anteil zahlen und diese neue gesetzliche Abgabe wird sicherstellen, dass sie gesetzlich dazu verpflichtet sind. Stuart Andrew, Britischer Glücksspielminister, Quelle: The Guardian

Die obligatorische Abgabe an den NHS sei Kernbestandteil des im April 2023 veröffentlichten White Paper zur Regulierung des Glücksspielgesetzes in Großbritannien. Während einige Punkte erst im nächsten Jahr verhandelt würden, sei bereits eine zeitnahe Umsetzung der Pflichtabgabe geplant.

Das gescheiterte Abgabensystem auf freiwilliger Basis

Mit der Liberalisierung des Glücksspielwesens in Großbritannien unter Tony Blair im Jahr 2007 wurde den Glücksspielfirmen nahegelegt, freiwillige Abgaben an das Gesundheitssystem zu leisten und Projekte zur Bekämpfung von Spielsucht zu fördern. Im Schnitt hätten die Unternehmen dabei etwa 0,1 % ihres Umsatzes gespendet.

Obwohl sich einige große Betreiber im Jahr 2019 darauf verständigt hätten, ihre Abgaben zu erhöhen, seien mehrfach Spendenziele von Spielerschutz-Organisationen nicht erreicht worden. Zudem hätten die spendenden Unternehmen selbst entscheiden können, welche Projekte sie mit ihren Abgaben unterstützen, was zu finanziellen Engpässen bei anerkannten Organisationen, wie z.B. GambleAware geführt habe.

Aus diesem Grund solle das gescheiterte System revolutioniert werden, um einerseits die generierte Summe aus den nun verpflichtenden Abgaben zu erhöhen und andererseits eine koordinierte Zuordnung zu Projekten durch den NHS sicherzustellen.

Es scheint beschlossene Sache zu sein, dass eine Pflichtabgabe für britische Glücksspielunternehmens an den NHS erfolgen wird. Mit Spannung darf darauf gewartet werden, wie die Details des Abkommens aussehen und ob das zusätzliche Budget dazu beitragen wird, die Ziele des NHS in Bezug auf die Bekämpfung von Spielsucht zu erreichen.

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