Casino-Spielclubs in Paris müssen zum 1. Januar 2025 schließen
Die Casino-Spielclubs in Paris stehen vor einer unerwarteten Schließung zum 1. Januar 2025, ausgelöst durch die Zensur der Regierung Barnier. Ein der Nationalversammlung vorgelegter Gesetzesentwurf, der die vollständige Legalisierung der Clubs vorgesehen hatte, wurde abgelehnt.
Nationalversammlung trifft Casino-Entscheidung mit weitreichenden Folgen
Wie Ouest France berichtet [Link auf Französisch] habe der namensgebende französische Premierminister Michel Barnier per Gesetzesentwurf die Genehmigung der Pariser Spielclubs bis 2025 verlängern und ab 2026 eine dauerhafte Legalisierung ermöglichen wollen. Damit habe er Planungssicherheit für die Spielclubs erreichen und ihre regulierte Tätigkeit langfristig festschreiben wollen. Der Gesetzesentwurf sei von der Nationalversammlung jedoch abgelehnt worden.
Die Nachricht ist für uns ein Schock. Die Situation ist neu und verrückt. Wir hatten überhaupt nicht damit gerechnet.”–Grégory Rabuel, Generaldirektor der Barrière-Gruppe, Ouest France
Ohne gesetzliche Grundlage müssten die sieben gegenwärtig bestehenden Casinos, darunter bekannte Namen wie Club Barrière und Club Montmartre, Anfang des kommenden Jahres ihre Türen schließen. Darüber seien sie Anfang Dezember 2024 vom Innenministerium informiert worden. Die Entscheidung treffe nicht nur die Betreiber, sondern auch 1.200 Mitarbeitende, deren Arbeitsplätze akut gefährdet seien.
Casino-Spielclubs schon seit Jahren in Grauzone
Laut Sortir a Paris [Link auf Französisch] seien Casinos in Paris und im Umkreis von 100 Kilometern um die französische Hauptstadt schon seit über einem Jahrhundert verboten. Von 1923 bis 2017 seien sogenannte Spielkreise oder cercles de jeux erlaubt gewesen, dann allerdings wegen Geldwäsche geschlossen worden.
2018 habe der französische Präsident Emmanuel Macron dann erneut eine Ausnahme geschaffen und sogenannte Spielclubs als Experiment genehmigt, um unter anderem gegen illegale Spielstätten vorzugehen. In diesen dürfen demnach nur Tischspiele, aber keine Automaten angeboten werden. Nachdem der Versuch ursprünglich Ende 2020 enden sollte, sei er dennoch zweimal um je zwei Jahre bis Ende 2024 verlängert worden.
Kritik aus den Reihen der Spielclubs
Die Spielclubs hätten 2023 mit 738.000 Besuchern rund 119 Millionen EUR Umsatz generiert und damit erheblich zu den Steuereinnahmen in der Metropole beigetragen. Nun könnten diese Einnahmen in Höhe von knapp 50 Millionen EUR wegfallen.
Die Glücksspiel-Gesetzeslage in Frankreich
In Frankreich unterliegt das Glücksspiel strengen gesetzlichen Regelungen. Seit 2020 überwacht die Autorité Nationale des Jeux (ANJ) als zentrale Behörde alle Formen des Glücksspiels, einschließlich der Online-Angebote.
Während Online-Poker und Sportwetten unter bestimmten Auflagen erlaubt sind, bleiben Online-Casinospiele wie Roulette und Spielautomaten verboten. Landbasierte Casinos sind nur in ausgewählten Städten erlaubt, insbesondere in Badeorten, Kurorten und Städten mit über 500.000 Einwohnern, die über kulturelle Infrastrukturen verfügen. Bekannte Standorte sind Deauville, Cannes, Nizza und Biarritz.
Trotz strenger Regulierungen floriert der illegale Glücksspielmarkt in Frankreich, vornehmlich im Online-Bereich. Schätzungen zufolge generiert dieser Schwarzmarkt jährlich zwischen 748 Millionen und 1,5 Milliarden EUR. Auch der legale Glücksspielmarkt habe im vergangenen Jahr Rekordumsätze vermeldet.
Die französische Glücksspielbehörde ANJ bemüht sich, illegale Aktivitäten einzudämmen, doch die bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen erschweren effektive Maßnahmen. Angesichts dieser Probleme diskutiert die Regierung über eine mögliche Legalisierung und Regulierung von Online-Casinos, um den Schwarzmarkt zu bekämpfen und den Spielerschutz zu verbessern.
Die Betreiber und Angestellten der Spielclubs würden derweil schnelle Lösungen fordern. Grégory Rabuel, Generaldirektor der Barrière-Gruppe, habe sich schockiert gezeigt und an die künftige Regierung appelliert, zumindest Kurzarbeit für die betroffenen Mitarbeitenden zu ermöglichen.
Die Schließung der Casinos könnte laut Innenministerium temporär sein, bis eine neue Gesetzesgrundlage geschaffen werde, jedoch scheint eine Klärung der Situation vor Januar 2025 unrealistisch. Realistischer seien laut BFM Business [Link auf Französisch] fünf bis sechs Monate.