China: Glücksspiel in Form von Rubbellosen als Flucht aus Armut, Stress und Arbeitslosigkeit

Der Verkauf von Rubbellosen ist in China massiv angestiegen. Jedes Jahr erhöht er sich um über 50 Prozent. Die chinesische Jugend spielt nicht nur, um Geld zu gewinnen: Sie will durch das Glücksspiel auch den Alltagssorgen entfliehen.

Aufnahme einer chinesischen Straße mit Straßenverkäufern

Die schlechte wirtschaftliche Lage bringt die Menschen in China dazu, ihr Glück mit Rubbellosen zu versuchen. © YangGuangWu/pixabay.com

Rubbellos-Verkauf erreicht Allzeithoch von über 34 Milliarden Euro

In China soll es einen deutlichen Anstieg bei dem Verkauf von Rubbellosen [Link auf Englisch] geben: Im ersten Halbjahr 2023 sollen über 274 Milliarden Yuan (ca. 34,5 Milliarden Euro) durch das Glücksspiel umgesetzt worden sein. Es soll vor allem die chinesische Jugend sein, die ihre finanzielle Lage durch die Lose verbessern möchte.

“Im Unterbewusstsein der Menschen nimmt die Chance, durch Arbeit reich zu werden, ab, sodass sie eher bereit sind, im Lotto „ein Risiko einzugehen“, um zu sehen, ob sie durch Glück über Nacht reich werden können.”Huang Zhenxing, Professor, Shanghai University of Finance and Economics, Taipei Times

Glücksspiel an sich ist in China verboten. Es gibt keine Casinos oder Sportwetten. Online Glücksspiel wird in China bekämpft und ist für die Bürger legal nicht zugänglich. Einzige Ausnahme ist die Sonderverwaltungszone Macau, die international als Glücksspiel-Paradies bekannt ist. Rubbellose sind in China also die einzige offiziell gestattete Möglichkeit, durch Glücksspiel Geld zu gewinnen.

Wie beliebt die Lose inzwischen in der Bevölkerung sind, soll sich auch auf Douyin zeigen. Auf der chinesischen Social Media Plattform, die TikTok ähnelt, soll es immer mehr Nutzer geben, die Videos hochladen und zeigen, wie sie Lose freirubbeln. Dadurch bekommen sie viele neue Follower.

Chinas Wirtschaft steckt in der Krise

Dass die chinesische Bevölkerung so große Hoffnung auf Rubbellose setzt, soll vor allem an der wirtschaftlichen Lage des Landes liegen. Der Arbeitsmarkt soll kriseln: Viele Chinesen scheinen in Jobs zu arbeiten, für die sie überqualifiziert sind. Und eine Anstellung zu finden, scheint immer schwieriger zu werden.

Laut Experten sei vor allem die Corona-Pandemie der Auslöser für diese negative Entwicklung. Das Land erhole sich nur langsam von der Krise. Viele Kommunen hätten außerdem kein Geld mehr, um neue Mitarbeiter anzustellen. Bei Vertragsverlängerungen werde das Gehalt gekürzt. All diese Punkte sollen zu einem Rückgang des Wirtschaftswachstums führen, was vor allem die junge Bevölkerung treffe.

Arbeitslosigkeit und hohe Belastung im Job

Rubbellose sollen in China aber nicht nur wegen der Gewinnchance so beliebt sein. Die Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen ist hoch und viele Studenten finden nach ihrem Abschluss keinen Job.

Die chinesischen Behörden sollen nun angekündigt haben, keine Zahlen mehr zu veröffentlichen, die anzeigen, wie hoch der Anteil von Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen ist. Die Daten sollen in den vergangenen Monaten immer wieder Rekordhöhen erreicht haben.

Viele junge Chinesen scheinen zudem am Arbeitsplatz unter großem Druck zu stehen und sollen besorgt sein, ihre Anstellung zu verlieren. Das seelische Wohlbefinden der jungen Generationen sei besorgniserregend.

Daher werden Rubbellose von vielen jungen Menschen als eine Art Zuflucht angesehen. Beim Spielen scheinen sie ihre Sorgen vergessen und dem Alltag entfliehen zu können. Obwohl die Gewinnchancen gering seien, bringe das Kaufen und Spielen von Rubbellosen Spannung in ihr Leben.

Dieses Verhalten könnte längerfristig bei einigen jungen Menschen zur Spielsucht führen. Es liegen aktuell jedoch keine Zahlen dazu vor, wie viele Menschen in China an einer Spielsucht leiden. Ob in Zukunft solche Daten in China veröffentlicht werden, lässt sich nicht voraussagen.

Ähnliche Beiträge