Deutsche Bank macht Minus in Las Vegas
Zusammen mit drei weiteren Kreditinstituten hat die Deutsche Bank einen Verlust in Höhe von 100 Mio. US-Dollar in Las Vegas zu verzeichnen. Hintergrund ist die Vergabe eines 3 Mrd. US-Dollar schweren Darlehens an die Firma MGM Growth Properties, den Eigentümer der MGM-Casinos Grand und Mandalay Bay am berühmten Las Vegas Strip. Ist die Corona-Krise für das Minusgeschäft verantwortlich?
Unvorteilhafte Konditionen
Infolge eines Milliardenkredits an MGM Growth Properties, eine Tochterfirma des US-Casinoriesen MGM Resorts, haben die Banken Citigroup, Deutsche Bank, Barclays und Société Générale einen umgerechnet 91,2 Mio. Euro teuren Verlust hinzunehmen. Laut Aussagen des Manager Magazins veranlasste die Corona-Krise die Kreditinstitute dazu, die ohnehin fraglichen Engagements zu „besonders unvorteilhaften Konditionen“ aufzulösen.
Verkauft wurden vorerst die am niedrigsten bewerteten Tranchen des revidierten Deals, wobei, wie üblich, ein starker Abschlag an die Investoren erteilt wurde. Da der Kredit unter der Leitung der Citigroup vergeben wurde, übernimmt diese mit 40 Prozent den größten Teil der Verluste. Der Restbetrag wird zu je 20 Prozent auf die übrigen drei Banken verteilt.
Abhaken können die vier Wall Street-Institute das Finanzgeschäft aber nicht, denn immer noch tragen sie fast 2,5 Mrd. US-Dollar des ursprünglichen Kredits in ihren Bilanzen. Die Banken hoffen, die höher bewerteten Tranchen des Deals verkaufen zu können, sobald sich die Märkte infolge der Corona-Krise stabilisieren und sich die wirtschaftlichen Bedingungen wieder verbessern.
Demzufolge könnten die Verluste auf Dauer noch viel höher ausfallen. Investoren und Personen, die an dem MGM-Deal beteiligt sind, erklärten, dass die Chancen der Banken, den vollen Betrag zurückzuerhalten, gering seien. „Zu diesem Zeitpunkt ist das Darlehen bereits vergeben, also ist der Schaden bereits angerichtet“, so das Fazit eines beteiligten Bankers gegenüber dem Fachmagazin Finacial Times.
Banken ziehen Notbremse
Die Finanzbranche sieht in dem Vorgang ein Zeichen dafür, dass die Banken bestrebt sind, die von der Covid-19-Pandemie betroffenen Vermögenswerte selbst mit hohen Verlusten abzuladen. Ursprünglich hatten die vier Banken beabsichtigt, das im Februar gewährte Darlehen zur Unterstützung eines 1,9 Mrd. US-Dollar schweren Geschäfts mit sogenannten Mortgage-Backed-Securities, also mit Hypotheken besicherten Wertpapieren zu nutzen.
Durch die Gesundheitskrise kam es jedoch zu einem „scharfen Ausverkauf“, darauf folgte ein Casino-Shutdown in Las Vegas. Laut Insidern machte der Markteinbruch die Pläne der Banken zunichte. Die Gesundheitskrise habe dazu geführt, dass die Banken die Notbremse ziehen mussten. Die am niedrigsten bewerteten Tranchen des Deals wurden daher mit einem hohen Abschlag an die jeweiligen Investoren verkauft.
Darlehen kurz nach Casino-Verkauf
Das 3 Mrd. US-Dollar schwere Darlehen wurde im Februar gewährt, kurz nachdem MGM einen Anteil von 49,9 Prozent seiner berühmtesten Liegenschaften, das MGM Grand und das Mandalay Bay am Las Vegas Strip, für 2,5 Mrd. US-Dollar an den New Yorker Investmentfonds Blackstone verkauft hatte. Bis vor der Pandemie genoss das Glücksspieldelta Las Vegas bekanntlich ein hohes Vertrauen der Finanzmärkte.
Der Verkauf erfolgte im Zuge eines sogenannten Joint Venture-Deals zwischen Blackstone und der Tochtergesellschaft MGM Growth Properties, die mit 50,1 Prozent weiterhin den Mehrheitsanteil an den Standorten hält. Blackstone hat laut Vertrag nur die Assets der beiden Casinos erworben und vermietet die Liegenschaften zukünftig zu einer Jahresmiete von 292 Mio. US-Dollar an MGM Resorts.
Das Geschäft schien sich für Blackstone zu lohnen, denn allein das MGM Grand verfügt über ein Hotel mit über 5.000 Zimmern und eine Casinofläche von knapp 16.000 Quadratmetern. Der Gebäudekomplex umfasst obendrein drei Apartment-Tower und ist das drittgrößte Hotel der Welt. Der damalige MGM-CEO Jim Murren sprach zu diesem Zeitpunkt von einem historischen Abkommen für das Unternehmen.
Schwere Verluste für MGM
Inzwischen dürften sämtliche beteiligten Investoren den Verträgen skeptisch gegenüber stehen, denn Las Vegas steht infolge der Covid-19-Pandemie still. Seit Wochen werden täglich Fixkosten in Millionenhöhe fällig, ohne das Einnahmen generiert werden können. Erst vor wenigen Tagen erteilte MGM ein Ertrags-Update und gab bekannt, dass die Einnahmen in den ersten beiden Monaten des Jahres 2020 rückläufig sind.
Der Betreiber verzeichnete demnach einen Umsatzrückgang von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was in erster Linie auf den Casino-Shutdown und die allgemeine Verlangsamung der Wirtschaft zurückzuführen ist. Die Schließungen veranlassten MGM sogar dazu, eine Gewinnprognose für 2020 gegenüber seinen Aktionären abzulehnen.
Obwohl die Situation desolat erscheint, nimmt MGM die Verträge mit Blackstone weiterhin in Schutz. Man habe aus den Geschäften mit Blackstone rund 1,5 Milliarden Dollar vor Steuern verdient. Außerdem sei der Nettogewinn von 27 Mio. US-Dollar in den ersten beiden Monaten des Jahres 2019 auf etwa 1,3 Mrd. US-Dollar im Jahr 2020 gestiegen.
Der Anstieg sei vorwiegend auf den Verkauf des MGM Grand und des Mandalay Bay zurückzuführen. Außerdem erklärte der Konzern, über 3,9 Mrd. US-Dollar an Bargeld, Betriebsmitteln und Barinvestitionen zu verfügen, um seine Liquidität zu sichern. Laut Bill Hornbuckle, der erst letzte Woche zum neuen CEO von MGM Resorts ernannt wurde, sei man „gut positioniert“, um die Situation zu meistern.