DSWV-Geschäftsführer Luka Andric kritisiert aktuellen Stand der Glücksspielregulierung in Deutschland
Luka Andric, Geschäftsführer des DSWV, hat die aktuell geltenden Glücksspielregeln in Deutschland kritisiert und Schwachpunkte genannt, die seiner Meinung nach bestehen. Auch andere Experten pflichten ihm bei und weisen auf ineffiziente Regelungen hin.
Strenge Regeln stärken indirekt den Schwarzmarkt
Im Fachmagazin iGaming Business wird Luka Andric mehrfach mit Bezug auf den aktuellen Stand der Glücksspielregulierung in Deutschland zitiert [Artikel auf Englisch].
Besonders die Werberichtlinien für Glücksspiele halte Andric für zu restriktiv. Zudem irritiere es ihn, dass sogar Debatten darüber geführt würden, Glücksspielwerbung komplett zu verbieten. Nach Meinung von Andric sei Werbung der einzige Weg, um sinnvoll auf legale Angebote aufmerksam zu machen und Aufklärungsarbeit hinsichtlich illegaler Anbieter vorzunehmen.
Darüber hinaus sehe er es als kritisch an, dass das Spiel- und Wettangebot stark durch die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) eingeschränkt werde. Durch diesen Eingriff in den Markt könnten legale Anbieter nicht die Nachfrage der Spieler bedienen, was illegalen Buchmachern und Online-Spielotheken einen Vorteil verschaffen könne.
Zudem habe Andric darauf verwiesen, dass das LUGAS-System zur Regulierung der monatlichen Einzahlungen bei Glücksspielanbietern teilweise überlastet sei, sodass bei populären Sportereignissen teilweise keine Einzahlungen möglich seien, was zu Umsatzeinbrüchen führe. Auch hier vermute Andric, dass nicht lizenzierte Anbieter profitieren könnten.
Weitere Experten argumentieren ähnlich
Wulf Hambach, einer der führenden Anwälte zum Glücksspielrecht in Deutschland, scheint die Kritik von Andric nachvollziehen zu können:
Die Lizenzbedingungen sind sehr hart. […] [Anbieter] haben einen seitenlangen Katalog von Lizenzbedingungen und Dutzende Vorschriften nur zur Werbung und teilweise Lizenzbedingungen, die nicht Teil des Gesetzes sind, sondern nachträglich hinzugefügt wurden, [zu beachten]. – Wulf Hambach, Anwalt für Glücksspielrecht bei Hambach & Hambach, Quelle: iGaming Business
Auch der Deutsche Online Casino Verband (DOCV) kritisiere das komplizierte und ineffiziente System zur Regulierung von Online-Glücksspielen, das die Hürden für legale Anbieter heraufsetze. So gebe es beispielsweise kein Lizenzsystem für Spieleentwickler, sodass technisch identische Spiele von jeder Online-Spielothek einzeln lizenziert werden müssten.
DOCV-Geschäftsführerin Julia Lensing sehe zudem “dringenden Bedarf” dafür, die Regulierung von klassischen Tischspielen wie Baccarat, Blackjack oder Roulette zu überdenken. Aktuell seien diese im Internet verboten, es gebe aber Nachfrage dafür, die vom Schwarzmarkt bedient werde.
Gelingt die legale Kanalisierung des Glücksspiels in Deutschland?
Schenkt man den Aussagen des GGL-Co-Vorsitzenden Benjamin Schwanke Glauben, scheint die deutsche Glücksspiel-Branche auf dem besten Weg zu sein, illegale Anbieter aus dem Markt zu drängen.
Offiziellen Angaben zufolge gehe die GGL davon aus, dass es 800 bis 900 illegale Glücksspiel-Websites gebe, die für ein Marktvolumen von rund 300 bis 500 Millionen Euro pro Jahr verantwortlich seien. Dies entspreche einem Marktanteil von knapp 2 bis 4 Prozent.
Das Unternehmen Yield Sec, das KI-gestützte Verfahren zur Analyse des Glücksspielmarktes einsetze, habe jedoch ermittelt, dass der tatsächliche Marktanteil des illegalen Glücksspiels in Deutschland bei 47 % liege.
2026 wird die GGL ein Fazit ziehen
Laut Medienberichten werde die GGL im Jahr 2026 einen Bericht darüber anfertigen müssen, inwieweit der Glücksspielstaatsvertrag und das Regulierungswesen dazu beigetragen hätten, illegales Glücksspiel in Deutschland einzudämmen und den Spielerschutz zu steigern.
Ob bis dahin noch Änderungen an der bestehenden Regulierung erfolgen, kann derzeit nur spekulativ beantwortet werden. Allerdings habe die GGL bereits angekündigt, dass sie in Zukunft mehr wirkungsvolle Instrumente einsetzen wolle, um illegale Anbieter aufzuspüren und abzustrafen.
Laut Wulf Hambach sei die Möglichkeit zur strafrechtlichen Verfolgung von illegalen Glücksspielanbietern ein solches Instrument. Allerdings müsse die Politik zunächst den rechtlichen Rahmen dafür schaffen.