UK: Ehemaliger Polizeisergeant wegen Millionen-Betrug mit Pferderennen-Syndikat verurteilt
In der englischen Grafschaft Kent wurde ein ehemaliger Sergeant der Polizei, Michael Stanley (68), vom Maidstone Crown Court zu sechs Jahren Haft verurteilt. Vorangegangen war der Verurteilung eine Betrugsmasche, mit der Stanley Millionen britische Pfund (GBP) verdiente.
Schneeballsystem hat Stanley ein Vermögen beschert
Michael Stanley (68), ehemaliger Sergeant der Polizei von Kent in England, wurde laut BBC [Link auf Englisch] vom Maidstone Crown Court zu sechs Jahren Haft verurteilt. Stanley habe sich zuvor im März dafür schuldig bekannt [Link auf Englisch], ein sogenanntes Ponzi-Schema errichtet zu haben, mit dem er zwischen 2016 und 2019 mehr als 6.000 Menschen mit angeblichen Gewinnen aus Sportwetten betrogen habe. Ein Opfer habe dadurch mehr als 500.000 GBP verloren. 2019 sei der nun Verurteilte schließlich festgenommen worden.
Ihr Verhalten war nicht fahrlässig, sondern vorsätzlich, nachhaltig und wiederholt. Als die Menschen mit Ihnen spielten, kannten sie die wahren Gewinnchancen nicht. Man hat ihnen Lügen erzählt.”–Gareth Branston, Richter im Prozess gegen Michael Stanley, BBC
Die Betrugsmasche habe so funktioniert, dass Stanley Investoren durch sein Layzey Racing Syndicate im Stil eines Ponzi-Schemas angeblich sichere Renditen aus Wetten auf Pferderennen versprach. Die lange Warteliste und die anfänglichen Gewinne hätten den Eindruck erweckt, es handle sich um ein exklusives und erfolgreiches System. Der Verurteilte habe das Geld neuer Investoren jedoch genutzt, um frühere Anleger auszuzahlen. Tatsächlich seien die Gewinne aus den Wetten jedoch gefälscht gewesen. Stanley habe bei seinen Sportwetten vielmehr immer wieder Geld verloren – und viele Opfer hätten dadurch hohe Verluste erlitten.
Was ist ein Ponzi-Schema?
Ein Ponzi-Schema ist eine Art Schneeballsystem. Es ist ein betrügerisches Finanzmodell, bei dem Anlegern hohe Renditen versprochen werden, die nicht durch echte Gewinne erzielt werden. Stattdessen werden die Auszahlungen an frühere Investoren durch das Geld neuer Investoren finanziert. Solange immer neue Investoren hinzukommen, scheint das System zu funktionieren, doch bricht es zusammen, sobald die Neuinvestitionen ausbleiben.
Berühmte Ponzi-Schemata:
- Bernie Madoff: Größtes Ponzi-Schema der Geschichte mit Verlusten von etwa 65 Milliarden USD.
- Charles Ponzi: Namensgeber, der in den 1920er Jahren Anleger durch gefälschte Investitionen in internationale Postscheine betrog.
- Tom Petters: US-Geschäftsmann, der in den 2000er Jahren ein Ponzi-Schema mit Verlusten von 3,65 Milliarden USD verursachte.
- Allen Stanford: Verantwortlich für ein 7 Milliarden USD schweres Ponzi-Schema durch gefälschte Investitionen in Zertifikate.
- Gerald Payne (Greater Ministries International): Ein religiöses Ponzi-Schema in den USA, bei dem Anleger mit 500 Millionen USD geschädigt wurden.
Millionen GBP verschwunden
Insgesamt seien laut der britischen Publikation Independent [Link auf Englisch] mehr als 44 Millionen Pfund in das von Stanley als 99 % risikofreie Layzey Racing Syndicate eingezahlt worden. 34 Millionen GBP seien wieder an Mitglieder ausbezahlt worden, während weitere etwa 10 Millionen GBP bislang spurlos verschwunden seien.
Stanley habe jedenfalls einen großen Teil des auf illegalem Wege verdienten Geldes für persönliche Luxusausgaben verwendet. So habe er das Vertrauen der Investoren ausgenutzt, obwohl er sich vor Gericht damit gerechtfertigt habe, dass seine Frau 2014 an Krebs erkrankt sei und er deswegen Geld gebraucht hätte. Stattdessen habe er das Geld unter anderem für eine mehrere hunderttausend GBP teure Immobilie in Spanien, zahlreiche Luxusautos, hohe Beträge an Kryptowährungen sowie 23 Rennpferde verwendet. Insgesamt soll der ehemalige Polizist über vier Millionen GBP ausgegeben haben.
Betroffene melden sich zu Wort
Einige von Stanleys Ponzi-Schema Betroffene meldeten sich der BBC gegenüber zu Wort. Terry Wildey, ein pensionierter Friseur aus Kent, habe etwa großen Unmut über Stanley geäußert. Er und seine Familie hätten 200.000 GBP in das Syndikat investiert Wildey habe seine eigenen Verwandten zum Mitmachen überredet. Für ihn sei Stanley nichts weiter als eine Ratte, die das Vertrauen der Anleger missbraucht habe.
Stanley betrieb einen massiven Betrug, den er ahnungslosen Mitgliedern als „praktisch risikofrei“ anpries, während er mit den riesigen Gewinnen des Syndikats prahlte. In Wirklichkeit überstiegen Stanleys Spielverluste bei weitem die Gewinne, und das System war irgendwann zum Zusammenbruch verurteilt.”–Rachael Barber, Angehörige der Staatsanwaltschaft im Prozess gegen Michael Stanley, igamingbusiness
Angela Elven, die selbst etwa 5.000 GBP investiert habe, sagte, dass sie Stanley für vertrauenswürdig gehalten habe, da er einen seriösen Eindruck gemacht habe. Sie betonte, dass die Betroffenen Stanley geglaubt hätten, eine sichere Investition zu tätigen, und dass der Mann das Leben vieler Menschen negativ beeinflusst habe. Ihrer Meinung nach müsse er für seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden.
Letzteres scheint nun der Fall zu sein. Stanley sei zusätzlich zu seiner sechsjährigen Haftstrafe für 15 Jahre von der Leitung eines Unternehmens ausgeschlossen worden. Er würde voraussichtlich die Hälfte seiner Strafe in Haft und die restliche Zeit auf Bewährung verbringen. Zudem würde ein fünfjähriger Serious Crime Prevention Order am Tag seiner Entlassung in Kraft treten, um weitere kriminelle Aktivitäten zu verhindern.