Entain fordert Schadensersatz von ehemaligen BetCity-Eigentümern: Wurden Verfahren verschwiegen, um Verkauf nicht zu gefährden?
Im Januar 2023 hat der britische Glücksspielkonzern Entain den niederländischen Glücksspiel-Anbieter BetCity für umgerechnet 450 Millionen Euro übernommen. Der Deal war im Juni 2022 bereits unterzeichnet worden, aber erst im November 2022 sei bekannt geworden, dass die Kansspelautoriteit, die niederländische Glücksspielbehörde, gegen BetCity ermittelt und Strafen verhängt habe. Daher fordere Entain jetzt Schadensersatz von den ehemaligen Eigentümern des Glücksspiel-Anbieters.
BetCity-Eigentümer sollen falsche Angaben gemacht haben
Das Fachmagazin iGaming Business berichtet über den aktuellen Vorwurf von Entain [Artikel auf Englisch]. Entain werfe den ehemaligen Eigentümern von BetCity vor, die behördlichen Untersuchungen durch die Kansspelautoriteit bewusst verschwiegen zu haben, um den Deal nicht zu gefährden. Ein Bekanntwerden der laufenden Verfahren hätte den Firmenwert und damit den Verkaufspreis reduziert.
Die ehemaligen Eigentümer von BetCity hätten im Zuge der Firmenübernahme im Juni 2022 explizite Dokumente unterzeichnet, in denen die Bestätigung erfolgt sei, dass keine laufenden Ermittlungen gegen den niederländischen Glücksspiel-Anbieter vorlägen. Allerdings seien bereits im April und Mai 2022 Untersuchungen gegen BetCity eingeleitet worden.
BetCity-Eigentümer mussten Strafe selbst zahlen
Einerseits habe BetCity 400.000 Euro Strafe für Werbe-E-Mails an junge Erwachsene zahlen müssen, andererseits sei eine Strafe von 3 Millionen Euro verhängt worden, weil BetCity fehlende Maßnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung nachgewiesen worden seien.
Zwar seien die Strafen durch die vorherigen Eigentümer von BetCity bezahlt worden, die Führung von Entain sei aber davon überzeugt, dass die Strafen den Firmenwert von BetCity reduziert hätten. Aus diesem Grund fordere Entain jetzt Schadensersatz.
Entain befreit sich von Altlasten
Seit dem Ausscheiden von Jette Nygaard-Andersen als CEO von Entain scheint der Glücksspielkonzern einen Konsolidierungskurs eingeschlagen zu haben. Die jahrelange expansive Wachstumspolitik des Konzerns sei von den Aktionären vermehrt kritisiert worden.
Als Konsequenz habe Entain unter anderem den Rückzug aus über 140 unregulierten Märkten beschlossen, um künftigen Rechtsstreitigkeiten aus dem Weg zu gehen.
Es dürfte im Interesse von Entain sein, dass sich hohe Strafzahlungen, wie die umgerechnet rund 674 Millionen Euro, die Entain aufgrund von Korruptionsvorwürfen gegen ein türkisches Tochterunternehmen zu leisten habe, nicht mehr wiederholen.
Man darf gespannt sein, wie das Urteil im Rechtsstreit zwischen Entain und den ehemaligen BetCity-Eigentümern ausfällt. Bisher seien keine konkreten Angaben zur Höhe der Schadensersatzforderung bekannt gemacht worden. Auch Entain selbst habe den Fall noch nicht kommentiert.