Gaming Disorder jetzt offiziell als Krankheit anerkannt
In Südtirol hat die Landesregierung eine wegweisende Entscheidung getroffen: Ab sofort ist die Gaming Disorder, zu Deutsch auch die Computerspielsucht, als offizielle Suchterkrankung anerkannt. Damit haben Betroffene endlich Chancen auf angemessene und umfangreiche Unterstützung, denn nun ist die Gaming Disorder mit dem pathologischen Glücksspiel auf einem Level. Es kommt gerade richtig in dieser Zeit, in der immer mehr Menschen weltweit sich für Online-Gaming interessieren und begeistern.
Gaming Disorder ist nun offiziell pathologisch
Die Pressestelle der Landesregierung in Südtirol teilte offiziell mit, dass Betroffene nun mehr Hilfe vom Land erhalten sollen. Es war eine Voraussetzung dafür, die Gaming Disorder als offizielle Suchtform anzuerkennen. Erst jetzt können hilfebedürftige Spieler und Spielerinnen nämlich von der Selbstkostenbeteiligung durch sogenannte Tickets befreit werden. Grund für die Entscheidung sei die immer weiter steigende Nachfrage, insbesondere von Familien.
Wer sind die Betroffenen?
Viele Hilferufe kommen aus Familien und drehen sich um die eigenen Kinder und Jugendlichen, die mit Games, mit Technologie und verschiedensten Medien aufgewachsen sind. Inzwischen ist so gut wie jeder junge Mensch daran gewöhnt, Millionen von Inhalten in ständiger Verfügbarkeit zu haben. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Gefahren und Konsequenzen sichtbar werden. In Südtirol ist es nun so weit, dass die Regierung und die Behörden sich gezwungen gesehen haben, zu handeln.
Wie erkennt man eine Gaming Disorder?
Es werden zur Diagnose einer Gaming Disorder neun Indikatoren genutzt und untersucht. Um eine Computerspielsucht zu erkennen, wird zum Beispiel darauf geguckt, ob die Games eine den Alltag dominierende Beschäftigung sind oder Entzugssymptome bei Spielpausen auftreten. Es geht aber auch um einen Kontrollverlust über den eigenen Konsum, um verlorenes Interesse in den Alltag oder die Beschäftigung von Schule bis zur Arbeit. Ein Warnsignal ist es auch, wenn das Gaming die zwischenmenschlichen Beziehungen im realen Leben gefährdet.
Dramatische Folgen
Schaden an zwischenmenschlichen Beziehungen im echten Leben, das ist nur eine von vielen möglichen Konsequenzen für die Betroffenen. Als Suchterkrankung zeichnet sich die Gaming Disorder auch dadurch aus, dass der Konsum verschwiegen und verheimlicht wird. Oder aber fortgeführt, obwohl längst ernste Folgen eingetreten sind, die beispielsweise auch finanzieller Natur sein können, da auch Mikrotransaktionen immer weiter verbreitet sind.
Die internationale Lage
Auch international erfährt die Gaming Disorder immer mehr Anerkennung und wird in den Fokus gerückt. Im Jahr 2019 wurde sie zum Beispiel von der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, in der internationalen Klassifikation der Krankheiten auch als eine solche anerkannt. Somit lässt sich die Gaming Sucht bei Kindern und Jugendlichen schneller bekämpfen. Damit ist dann auch vor Ort in Deutschland eine Übernahme der Kosten für Behandlungsmaßnahmen durch die gesetzlichen Krankenkassen möglich.
Diese Behandlungsmethoden gibt es
Kliniken haben inzwischen begonnen, spezielle Sprechstunden für Betroffene von Gaming Disorders anzubieten. Wer mit Computerspielsucht zu kämpfen hat, hat auch oft Begleitsymptome wie Depressionen, Angststörungen oder auch finanzieller Natur, die bekämpft und aufgefangen werden müssen. Wenn dies indiziert ist, kann die Behandlung medikamentös unterstützt werden. Meistens sind die Ansätze aber eher im Bereich von Verhaltenstherapien.
Die Zahlen schießen in die Höhe
Nach Angaben der Landesregierung in Südtirol hat sich die Anzahl von erbrachten Leistungen im Kontext der Verhaltenssüchte, zu denen auch die Gaming Disorder gehört, im Jahr 2021 verdoppelt. Die Hälfte aller Unterstützungsanträge, in etwa, habe sich auf verschiedene Süchte im digitalen Kontext bezogen. Nun heißt es, abzuwarten, was die neue Klassifikation als pathologisches Spielen mit den Zahlen machen wird. Es würde nicht verwundern, wenn sie weiter steigen. Zum Glück ist die Glücksspielbehörde nun einsatzbereit. Die OASIS (die Datenbank für Spielsucht-Gefährdete) ist zwar schon der richtige Schritt in die richtige Richtung, aber seit dem die Behörde am Start ist, genießt auch der Spielerschutz eine höhere Priorität.
Digitale Inhalte mit Glücksspielsuchtgefahr
Wenn von digitalen Konsumgütern gesprochen wird, gibt es inzwischen eine große Varietät an Angeboten. Es gibt Free2Play-Games, die meistens mit vielen Mikrotransaktionen einhergehen. Für diese Form von digitalen Inhalten lässt sich schnell viel Geld ausgeben, ohne dass ein Spieler sich auch nur von der Couch erheben muss. Außerdem stehen diese Angebote rund um die Uhr zur Verfügung. Aber auch bei bezahlten Games ist niemand sicher vor Mikrotransaktionen.
Es geht um Gewinne
Wer Free2Play-Games spielt, sollte eines immer im Hinterkopf behalten: bei jedem Spiel geht es darum, Gewinne zu erzielen, besonders dann, wenn kein Kaufpreis gezahlt werden muss. Wenige Spieler und Spielerinnen, die eine Menge Geld bei einem Free2Play-Game lassen, finanzieren die große Mehrheit mit. Ein kostenloses Spiel ist immer noch ein Mittel, um Geld einzunehmen. Der Kauf von Mikrotransaktionen und das Öffnen von Lootboxen wird übrigens oft mit Feuerwerk begleitet.
Ein Blick in die Zukunft
Der Markt wird immer größer und dabei auch immer unübersichtlicher, während der Kundenstamm ebenfalls anwächst. Beispielsweise gibt es mittlerweile die eSport Wetten, bei denen es sich um eine Kombination aus Gaming und Wetten handelt. Längst spielen auch nicht mehr nur Teenager, sondern alle Altersklassen. Es empfiehlt sich immer, das Kleingedruckte zu lesen und sich vor der Installation zu informieren, welche Kosten auf einen zukommen. Wer Geld für Mikrotransaktionen investiert, sollte sich auch – genau wie beim Glücksspiel – Limits setzen. Besonders Jugendliche müssen gut im Auge behalten werden. Die Herausforderung der Bekämpfung von Gaming Disorders wird immer größer. Gerade beim Glücksspiel sollten Spieler darauf achten, dass es sich um legale Online Casinos handelt, da diese viel enger mit Spielerschutzbehörden zusammen arbeiten.