Geschichte des Glücksspiels in Deutschland – Teil 3: Goldene Zeiten und große Veränderungen im 20. Jahrhundert
Nach dem 2. Weltkrieg begann eine Blütezeit in der Geschichte des Glücksspiels in Deutschland. Das Glücksspielangebot wurde legalisiert und ausgebaut. Casinos, Spielhallen, Lotterien und das Wettgeschäft boomten. Das Glücksspiel bescherte Deutschland hohe Einnahmen, die unter anderem für den Wiederaufbau genutzt wurden.
Spielautomaten werden in Deutschland in den 1950ern legalisiert
In Teil 2 der Glücksspielgeschichte Deutschlands haben wir bereits erklärt, dass Geldspielautomaten im frühen 20. Jahrhundert in zwei Kategorien unterteilt wurden: Geschicklichkeitsspiele und Glücksspiele.
Geschicklichkeitsspiele wurden unter anderem auf Jahrmärkten aufgestellt, während die reinen Glücksspielautomaten weiterhin nicht legal waren. Diese Differenzierung wurde einige Jahre nach Kriegsende jedoch aufgelöst, als im Jahr 1953 das sogenannte gewerbliche Spielrecht eingeführt wurde.
In diesem Zuge wurden die Spielautomaten mit Chance auf Geldgewinn zwar von den Jahrmärkten verbannt, aber in geschlossenen Räumen legalisiert. 1955 wurde diese Einschränkung nochmals verschärft, sodass nur Gaststätten, Spielhallen und Wettannahmestellen das Recht bekamen, Glücksspielautomaten aufzustellen – unabhängig davon, ob sie Glücks- oder Geschicklichkeitsspiele waren.
Spielhallen verbreiten sich im gesamten Land
Neben Spielautomaten mit Geldeinsatz wurden auch Arcade- und Flipper-Automaten immer beliebter. In den 1970er Jahren gab es in Deutschland die ersten Videospiele in Spielhallen. Somit richtete sich das Angebot sowohl an Glücksspieler als auch an Personen, die moderne Spiele gegen Zahlung eines geringen Geldbetrags ausprobieren wollten.
Erst mit dem Aufkommen von Heimkonsolen und Videospielen für den Computer wurde die Attraktivität von Arcade-Spielen (z.B. Autorennspiele, Donkey Kong oder Space Invaders) geringer. Zudem erschlossen die Spieleentwickler Kinder und Jugendliche als Zielgruppe, die zu Spielhallen keinen Zutritt hatten.
Diese Entwicklungen führten dazu, dass in vielen Spielhallen ein höherer Anteil an Glücksspielautomaten aufgestellt wurde. Mit dem Aufkommen der ersten Videoslots beschleunigte sich dieser Prozess weiter.
Lotto und Toto füllen die Kassen von Bund und Ländern
Das Rennwett- und Lotteriegesetz aus dem Jahr 1922 hat sich bis heute kaum geändert und die Attraktivität dieser Glücksspielarten nahm im 20. Jahrhundert deutlich zu. Das Wettgeschehen auf Pferderennbahnen spielte dabei, auch aufgrund der komplizierten Konzessionierungsverfahren, eine geringere Rolle als Fußballwetten (Fußball-Toto).
Es war geplant, dass die Einnahmen aus dem Fußball-Toto in der Nachkriegszeit den Wiederaufbau des Sports finanzieren sollten. Durch das hohe Interesse am Fußball und entsprechende Werbekampagnen konnten schnell Millionenumsätze erzielt werden.
Erst mit der endgültigen Wiedereinführung des Zahlenlottos im Jahr 1958 kam es zu einem Rückgang der Toto-Einnahmen. Die Aussicht auf sehr hohe Gewinne und das simplere Prinzip bei der Wettschein-Abgabe schienen bei weiten Teilen der Bevölkerung gut anzukommen.
Das Lotto- und Toto-Spiel wurde später unter dem Dach der Staatlichen Toto-Lotto GmbH organisiert. Bis heute besteht die Firma weiter, ist aber inzwischen nur noch für den Betrieb in Baden-Württemberg zuständig.
Heute ist das Lotto- und Toto-Angebot regional auf verschiedene Betreiberfirmen aufgeteilt und ein Milliardengeschäft, das viele Einnahmen für Bund und Länder generiert. Bis heute werden mit diesem Geld zu großen Teilen gute Zwecke und der Sport gefördert.
Casinos und Spielbanken locken mit dem Großen Spiel
Erst einige Jahre nach Kriegsende nahmen viele deutsche Casinos, darunter auch die Spielbank Baden-Baden, ihren Betrieb wieder auf, obwohl die Einnahmen aus dem Glücksspiel auch während des Krieges zur Finanzierung der Rüstungsindustrie beitrugen.
Auffällig ist, dass alle zwölf deutschen Casinos bis in die 1970er Jahre hinein nur in Kurorten und Seebädern angesiedelt waren. Dann kam es jedoch zu einer großen Welle an Neueröffnungen, insbesondere in den Metropolen Berlin und Hamburg sowie in weiteren Großstädten.
Die Spielbanken grenzten sich insofern von den Spielhallen ab, dass in ihnen das Große Spiel, also Blackjack, Roulette und weitere Bankhalterspiele, gestattet war. Dies ist bis heute so geblieben. Einige Casinos integrierten aber nach und nach auch Spielautomaten in ihren Räumlichkeiten und traten somit in Konkurrenz zum Spielhallen-Angebot.
Heute gibt es 65 Spielbanken in Deutschland. In 46 von ihnen wird das Große Spiel angeboten, während es sich bei den anderen um Casinos mit einem ausschließlichen Automatenangebot handelt. Das jüngste Casino in Deutschland ist die 2023 eröffnete Spielbank in Monheim.
Die Zeit der weitreichenden Regulierungen steht bevor
Ende des 20. Jahrhunderts begann in Deutschland eine umfassende Neuregulierung des Glücksspiels, die sich bis in die Gegenwart fortsetzt. Auslöser hierfür waren einerseits Erkenntnisse hinsichtlich des Spielerschutzes als auch das Aufkommen von digitalen Angeboten und die damit verbundenen Fragestellungen.
Mit diesem Teil der deutschen Glücksspielgeschichte werden wir uns in Teil 4 unserer Artikelreihe befassen.