Glücksspielsucht bei Frauen: GambleAware identifiziert die Treiber im Rahmen einer Studie
Die britische Spielerschutzorganisation GambleAware hat die Forschungsergebnisse einer von ihnen in Auftrag gegebenen Studie vorgestellt, die sich mit dem Glücksspielverhalten britischer Frauen auseinandersetzt. Die Forschungsergebnisse liefern Anhaltspunkte, warum Frauen in Großbritannien spielen und welche Risiken dadurch gegeben sind.
Bisher wenig Forschung zu Frauen und Glücksspiel
Die im April 2023 veröffentlichte Studie [Dokument auf Englisch] ist ein gemeinsames Projekt der Spielerschutzorganisationen GambleAware und GamCare sowie des Marktforschungsinstituts IFF Research. Die Untersuchungen wurden an der Universität von Bristol durchgeführt. Bislang soll es nur wenige Studien zum Glücksspielverhalten von Frauen gegeben haben, was die Forscher zur Durchführung der Untersuchung motiviert habe.
Die Beteiligung von Frauen am Glücksspiel und die Zahl der Frauen, die durch Glücksspiele geschädigt werden, nimmt jedoch immer schneller zu. Daher hielten wir es für wichtig, diese Forschung durchzuführen, um die Erfahrungen von Frauen und ihre Beziehungen zum Glücksspiel zu untersuchen.– Anna Hargrave, Chief Commissioning Officer bei GambleAware Quelle
Die Kernergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin iGaming Business aufbereitet. Demnach gebe es unter Frauen verschiedene finanzielle, psychologische und soziale Treiber [Artikel auf Englisch] für die Teilnahme am Glücksspiel. Zudem habe geschlechtsspezifisches Marketing einen großen Einfluss auf die verstärkte Teilnahme von Frauen am Glücksspiel.
Folgende Treiber wurden in der Studie konkret benannt:
- der Wunsch nach spannenden oder anderweitig positiven Emotionen, bzw. die Flucht vor negativen Gefühlen
- der Aufbau und die Festigung von sozialen Kontakten
- die Sehnsucht nach einem Geldgewinn, der unter Umständen die Befreiung aus einer problematischen Situation (z.B. häusliche Gewalt) ermöglichen könnte
Die Forscher hätten zudem betont, dass die verschiedenen Treiber sich gegenseitig verstärken könnten. Zudem seien Eigenschaften, wie beispielsweise Armut oder Alkoholkonsum, als externe Faktoren herausgearbeitet worden, welche die Teilnahme am Glücksspiel begünstigen und intensivieren könnten.
Dies deckt sich auch mit den Ergebnissen deutscher Forscher, die schon im vergangenen Jahr einen Zusammenhang zwischen der Inflation und einer erhöhten Spielsuchtgefahr untersucht haben.
Wer ist anfälliger für eine Glücksspielsucht: Männer oder Frauen?
Generell zeigt die Forschungslage, dass Männer häufiger glücksspielassoziierte Störungen zeigen als Frauen. Im Glücksspiel-Survey 2021 wurden bei 3,5 % der Männer und 1,1 % der Frauen in Deutschland eine entsprechende Störung festgestellt.
Allerdings beziehen sich diese Zahlen auf die Gesamtbevölkerung. Berücksichtigt man die Tatsache, dass Männer generell häufiger um Geld spielen als Frauen, was auch ein Ergebnis der genannten Studie ist, gleichen sich die Zahlen wieder an. Außerdem zeigen die Forschungsergebnisse, dass auch das Alter und die generelle Auswahl der Glücksspiele einen Einfluss auch das potentielle Suchtverhalten hat.
Es ist also unklar, ob Männer oder Frauen grundsätzlich anfälliger für eine Glücksspielsucht sind. Doch es scheint so, als würde es Unterschiede im Spielverhalten von Männern und Frauen geben – sowohl in Bezug auf die Motivation für die Teilnahme an Glücksspielen als auch hinsichtlich einer Anfälligkeit für die Entwicklung einer Spielsucht.
Mehr Unterstützung für Frauen gefordert
Abschließend seien die Forscher zum Ergebnis gekommen, dass mehr individuelle Unterstützungsangebote für Frauen geschaffen werden sollten, die glücksspielsüchtig oder von einer sich anbahnenden Glücksspielsucht betroffen seien. Hierbei sei es auch angebracht, Frauen in verschiedenen Phasen zu unterstützen und dabei die Hintergründe zu ermitteln, warum Frauen sich teilweise keine Unterstützung zu suchen scheinen.
Die Studie habe offenbart, welche Treiber speziell Frauen zum Glücksspiel animieren. Dementsprechend würden sich die Forscher wünschen, dass auch die Hilfsangebote explizit auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten würden. Man sei insgesamt schon auf einem guten Weg, aber es könne immer noch mehr getan werden.