SoftSwiss: Berliner Tech-Unternehmer könnte laut BR-Recherche hinter illegalen Online Casinos in Deutschland stecken

Die Firma SoftSwiss bezeichnet sich selbst als Software-Dienstleister für die iGaming-Branche. Recherchen des Bayerischen Rundfunks (BR) sollen jedoch aufgedeckt haben, dass SoftSwiss Dutzende illegale Online Casinos ohne Lizenz in Deutschland betreiben könnte. Hinter der Firma soll ein Geschäftsmann aus Belarus mit Wohnsitz in Berlin stehen.

Außenaufnahme eines BR-Studios

Der BR hat mögliche Verbindungen zwischen dem Unternehmen SoftSwiss und illegalen Online Casinos aufgedeckt (Symbolbild). © Florian Hurlbrink/Wikipedia

Verzweigtes Firmenkonstrukt wird entwirrt

Der BR habe im Rahmen einer umfangreichen Datenanalyse festgestellt, dass es Verbindungen zwischen der Firma SoftSwiss und mehreren Offshore-Glücksspiel-Firmen gebe. Konkret handele es sich dabei um die N1 Interactive Ltd. mit Sitz auf Malta und die Dama N.V., die auf Curaçao in der Karibik niedergelassen sei.

Zwar werde SoftSwiss auf den verschiedenen Casino-Seiten, die von diesen Firmen betrieben werden, nicht namentlich genannt, dennoch sei es wahrscheinlich, dass SoftSwiss maßgeblich in die Geschäfte involviert sei. Dies ergebe sich aus Gerichtsdokumenten sowie Unternehmens- und Domainregistern.

Beispiel: Die Domain eines Online Casinos, das von der Dama N.V. betrieben werde, sei ursprünglich mit einer E-Mail-Adresse von SoftSwiss registriert worden. Dies spreche dafür, dass es Verbindungen gebe.

Lukrative Geschäfte und Verbindungen zu Wirecard?

Geldwäsche-Experte Konrad Duffy vom Verein Finanzwende e.V. scheint sich nicht darüber zu wundern, dass hinter SoftSwiss ein verzweigtes Firmenkonstrukt stehen könnte:

Wenn solche komplexen Firmenkonstrukte aufgestellt werden, dann hat das einen Grund. Da geht es wahrscheinlich um richtig viel Geld. Konrad Duffy, Finanzwende e.V., Quelle: BR

Laut Recherchen des BR sei SoftSwiss auch Kunde des mittlerweile insolventen Zahlungsanbieters Wirecard gewesen. Eine der Firmen, die mit SoftSwiss in Verbindung gebracht werde, habe im Jahr 2018 Zahlungen in Höhe von 61 Millionen Euro über Wirecard abgewickelt.

Der mutmaßlich in Russland untergetauchte Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek habe sogar persönlich im Kontakt mit den Firmen gestanden, die mit SoftSwiss verbunden sein könnten. Marsalek habe im Jahr 2020 per Mail gesammelte Umsatzberichte der Glücksspiel-Firmen angefordert.

Illegales Glücksspiel bleibt eine rechtliche Herausforderung in Deutschland

Im Zusammenhang mit den BR-Recherchen habe Burkhard Blienert (SPD), der Suchtbeauftragte der Bundesregierung, vor den Gefahren des illegalen Glücksspiels in Deutschland gewarnt.

Eine große Herausforderung sehe er in der Problematik, dass es juristisch noch umstritten sei, ob das deutsche Strafrecht bei ausländischen Glücksspiel-Anbietern Anwendung finden könne. In Malta gibt es beispielsweise ein EU-rechtlich umstrittenes Gesetz, um die Verfolgung von maltesischen Glücksspiel-Firmen zu verhindern.

Die Eindämmung des illegalen Glücksspiels sei deshalb so wichtig, weil der Spielerschutz hier in besonderem Maße gefährdet sei. So würden beispielsweise Einzahlungslimits oder freiwillige Spielersperren nicht umgesetzt.

GGL soll bereits informiert sein

Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) habe bereits “vor mehreren Monaten” Informationen zu SoftSwiss erhalten, wie der BR berichtet. Ob diese Hinweise zum Einleiten polizeilicher oder staatsanwaltlicher Ermittlungen geführt hätten, habe die Behörde jedoch nicht mitgeteilt.

Aussagen zu laufenden Verfahren seien für Behörden generell untypisch, weshalb nur darüber spekuliert werden kann, ob SoftSwiss bereits von Ermittlern einer genauen Untersuchung unterzogen wird.

Eine Anfrage bei SoftSwiss zur Stellungnahme sei unbeantwortet geblieben. Der BR habe jedoch daran erinnert, dass in Deutschland zunächst die Unschuldsvermutung gelte.

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