Matchfixing im Snooker: Mark King für fünf Jahre gesperrt – wie groß ist das Problem wirklich?
Ein weiterer Fall von Matchfixing erschüttert den Snooker. Nachdem Mark King, 50, im März 2023 suspendiert wurde, ist vor wenigen Tagen das Urteil gegen ihn gefallen: Er wird für fünf Jahre gesperrt und muss eine hohe Strafe zahlen. Sein Fall ist bei Weitem nicht der erste von Matchfixing im Snooker.
King erhält Sperre von fünf Jahren
Die WST hat in einer Pressemitteilung bekannt gegeben [Link auf Englisch], dass Mark King wegen Matchfixing für fünf Jahre vom professionellen Snooker ausgeschlossen wird. Seine Sperre wird bis zum 17. März 2028 laufen. Zudem sei King dazu verurteilt worden, eine Strafe in Höhe von 68.299,50 GBP (ca. 81.767,14 EUR) zu zahlen.
King war am 18. März 2023 von der WST suspendiert worden. Bei den Welsh Open 2023 soll er sein Spiel gegen Joe Perry, 50, das er 0:4 verlor, manipuliert haben. Das unabhängige Untersuchungskomitee gehe davon aus, dass King zuvor auf seine Niederlage gewettet habe, um einen hohen Gewinn zu erzielen. Snooker-Spielern ist es verboten, auf ihre eigenen Spiele oder Snooker-Turniere zu wetten.
Bei ihren Ermittlungen soll die Untersuchungskommission von ihrem Partner Sportradar und der Sports Betting Intelligence Unit der Gambling Commission unterstützt worden sein.
King auch wegen Weitergabe von Insider-Informationen verurteilt
Die Kommission soll King zudem die Weitergabe von Insider-Informationen zu Wettzwecken vorgeworfen haben. In der aktuellen Pressemitteilung heißt es, die WST habe ihm dies in einem Fall nachweisen können.
Zudem sollen weitere Partien mit Beteiligung von King wegen auffälliger Wettmuster untersucht worden sein. Dabei habe es sich um die Partie gegen John Higgins, 49, bei den English Open 2022 gehandelt. King hatte das Match 1:4 verloren. In diesem Fall hätte ihm jedoch nicht nachgewiesen werden können, dass er das Spiel absichtlich verloren habe.
Während der gesamten Untersuchung habe King nicht mit der WST oder dem Untersuchungskomitee zusammengearbeitet. Er habe lediglich seine Unschuld beteuert. Dies habe dazu beigetragen, dass die Untersuchung auffallend lange angedauert habe.
Jason Ferguson, 55, der Vorsitzende der WPBSA (World Professional Billiards & Snooker Assocciation), zeigte sich nach der Urteilsverkündung betroffen:
Die weltweite Ausbreitung dieses Sports bringt eine große Verantwortung mit sich, sowohl für unsere Spieler als auch für die WPBSA als Weltverband des Sports. Ich kenne Mark King, seit er sehr jung war. Er ist ein sehr erfahrener Spieler, der große Erfolge erzielt hat, und ich bin zutiefst betrübt, das Ergebnis in diesem Fall zu lesen.– Jason Ferguson, Vorsitzender der WPBSA, WST
Zhao Xintong kehrt nach Sperre stark zurück
Kurz bevor die Untersuchung gegen Mark King im März 2023 öffentlich gemacht wurde, wurde der Snooker durch einen weiteren Matchfixing-Skandal erschüttert. Zehn chinesische Spieler [Link auf Englisch] wurden im Januar 2023 zu harten, teilweise sogar lebenslangen Strafen wegen Spielmanipulation verurteilt.
Es soll sich dabei um einen Ring von Spielern gehandelt haben, die gemeinsam an derselben Akademie trainiert und beim Matchfixing zusammengearbeitet hätten. Einen ähnlichen Fall soll es auch im chinesischen Fußball gegeben haben.
Einer der gesperrten Snooker-Spieler war Zhao Xintong [Link auf Englisch], 27. Er erhielt eine vergleichsweise milde Strafe von 20 Monaten, da er selbst keine Spiele verschoben haben soll, sich aber geständig gezeigt habe. Ihm hätte jedoch nachgewiesen werden können, an dem Matchfixing-Ring beteiligt gewesen zu sein oder zumindest davon gewusst zu haben.
Zhaos Strafe ist inzwischen beendet und er ist in den professionellen Snooker zurückgekehrt. Dabei zeigte er einige beeindruckende Leistungen und gewann die 2024/25 WPBSA Q Tour Europe series in Stockholm, Schweden. Dabei spielte er sogar ein 147er-Maximum Break. Derzeit steht er in der dritten Qualifikationsrunde für die UK Championship und könnte sich somit für ein Ranglistenturnier qualifizieren [Link auf Englisch].
Matchfixing im Snooker: Eine lange Liste von Verdachtsfällen
Spielmanipulationen sind im Snooker bereits seit Jahren ein wichtiges Thema, das immer wieder zu Diskussionen führt. Bereits in den 1960er Jahren soll es die ersten Fälle von Matchfixing gegeben haben.
Die Verbände haben bei der Aufdeckung einer solchen Tat mit einer großen Hürde zu kämpfen: Gibt der Spieler die Manipulation nicht zu, muss ihm zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass er das Spiel manipuliert hat. Dies ist in einem anspruchsvollen Sport wie dem Snooker sehr schwer nachvollziehbar.
Dennoch haben die WST und die WPBSA in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Spieler wegen Matchfixing verurteilt. Im Jahr 2005 wurde Quinten Hann, 47, für acht Jahre vom professionellen Snooker gesperrt, da er an Spielmanipulationen beteiligt gewesen sein soll. Stephen Lee, 50, wurde sogar für 12 Jahre gesperrt, da er den Ausgang eines Spieles manipuliert haben soll.
Der bekannteste Name im Zusammenhang mit Matchfixing im Snooker ist John Higgins. Im Jahr 2010 erschütterte die Untersuchung gegen Higgins die Snooker-Welt. Ihm konnte keine Beteiligung an Matchfixing nachgewiesen werden – sein damaliger Geschäftspartner habe ihn jedoch bedroht und ihn dazu gedrängt, bei einem Turnier in der Ukraine bestimmte Frames zu verlieren.
Higgins erhielt eine Strafe von sechs Monaten, da er die illegalen Aktivitäten seines Geschäftspartners nicht gemeldet und absichtlich den Eindruck erweckt habe, er sei bereit gewesen, gegen die Wettregeln zu verstoßen.
Welche Maßnahmen hat die WST gegen Matchfixing eingeführt?
Nachdem zehn chinesische Spieler wegen Spielmanipulationen verurteilt worden waren, hat die WST in den vergangenen Jahren Maßnahmen eingeführt [Link auf Englisch], die Matchfixing zukünftig verhindern sollen. Dabei handelt es sich vor allem um eine bessere finanzielle Absicherung der Spieler.
Allen 130 Teilnehmern der professionellen Snooker-Tour wird ein Einkommen von 20.000 GBP (ca. 23.940 EUR) pro Saison garantiert. Dadurch soll sichergestellt werden, dass jüngere und unerfahrene Spieler vom Snooker leben können. Ein Teil der verurteilten chinesischen Spieler soll durch ihren Umzug nach Großbritannien in große finanzielle Schwierigkeiten geraten sein.
Zudem würden in Zukunft auch die Snooker-Akademien geschult, damit sie Spielmanipulationen oder andere verbotene Absprachen frühzeitig erkennen könnten. Die Chinese Snooker and Billiards Association soll dabei helfen und insbesondere die Betreuung der chinesischen Spieler übernehmen.
Ein großes Problem sei zudem, dass junge Spieler ihre Heimat verlassen würden und in Großbritannien mehr oder weniger auf sich alleine gestellt seien. Sie hätten finanzielle Sorgen, seien der Sprache des Landes nicht mächtig und fühlten sich einsam. All dies könnte dazu führen, auf den falschen Weg zu geraten und in Spielmanipulationen verwickelt zu werden.
Die WST sei überzeugt, dass die Akademien, in denen die Spieler trainieren, einen großen Teil dazu beitragen könnten, Matchfixing zu verhindern.
Wie stark schaden die Matchfixing-Skandale der Sportart?
Dass Matchfixing eine große Gefahr für den Snooker ist, zeigt unter anderem das Handeln der Verbände. Es werden regelmäßig harte Strafen ausgesprochen und die neu eingeführten Maßnahmen sollen das Risiko für Spielmanipulationen ebenfalls reduzieren. Im Fall von Mark King zeigte sich der Vorsitzende der WPBSA entschlossen:
Die Integrität dieses Sports wird jedoch immer unsere oberste Priorität sein. Dieser Fall beweist, dass wir nichts unversucht lassen werden, um sicherzustellen, dass die Hunderte Millionen Snooker-Fans in aller Welt und unsere vielen globalen Partner volles Vertrauen in diesen unglaublichen Sport haben können.– Jason Ferguson, Vorsitzender der WPBSA, WST
Viele Fans scheinen dennoch skeptisch zu sein und äußern ihren Unmut verstärkt in den sozialen Medien. Es hat den Anschein, als würden sie das Vertrauen in Spieler verlieren, die wegen Spielmanipulationen verurteilt worden sind. Darüber hinaus stellen viele Fans Vermutungen an, dass weitere Spieler in Spielmanipulationen verwickelt sein könnten.
Es wird sich zeigen, ob die WST in Zukunft weitere Maßnahmen treffen wird, um Matchfixing zu verhindern.