Pokersteuern in Deutschland: Ist Poker Glücksspiel oder Geschick?

Immer wieder kommt es nach spektakulären Poker-Ereignissen, wie zum Beispiel dem Gewinn von Daniel Weinman bei der WSOP 2023, zur gleichen Diskussion: Sind Steuern auf Pokergewinne zu hoch oder sollten sie gar nicht besteuert werden? Die Situation entscheidet sich von Land zu Land. In Deutschland müssen seit einem Urteil des Bundesfinanzhofes aus dem Jahr 2012 Steuern auf Gewinne aus dem Pokerspiel bezahlt werden.

Offene Karten auf einem Pokertisch

Ist Poker ein Glücksspiel- oder ein Geschicklichkeitsspiel? © Michał Parzuchowski/Unsplash

Poker: Glück oder Geschick?

Der Frage, ob auf Gewinne aus dem Pokerspiel Steuern verlangt werden sollten, liegt eine andere Frage zugrunde: Ist Poker ein Glücksspiel oder ein Geschicklichkeitsspiel? Diese Frage wird vermutlich nie abschließend und einheitlich beantwortet werden können. Zu weit gehen die Definitionen und Interpretationen in verschiedenen Ländern und Regionen auseinander.

In Deutschland ist Glücksspiel als ein Spiel definiert, bei dem ein Einsatz gezahlt werden muss, um Chancen auf einen Gewinn zu haben, und bei dem die Gewinnchance zumindest zum Großteil vom Glück abhängt. Laut dieser Auslegung unterscheiden sich Glücksspiele von Geschicklichkeitsspielen, die hauptsächlich vom Können, der Wahrnehmungsfähigkeit oder der Reaktionsfähigkeit des Spielers abhängen.

Wegweisende Entscheidung: Das Urteil gegen Eddy Scharf

Bis 2012 mussten Pokerspieler in Deutschland keine Steuern auf ihre Gewinne zahlen. Dies lag daran, dass ein reines Glücksspiel nicht als Beteiligung am wirtschaftlichen Verkehr gewertet wurde und wird. Mit Blick auf die großen und wiederkehrenden Erfolge von Eduard “Eddy” Scharf traf der Bundesfinanzhof schließlich aber eine folgenschwere Entscheidung, die am 16. September 2015 bestätigt wurde: Schon bei durchschnittlichen Spielern sei das Pokerspiel kein reines Glücksspiel mehr, sondern habe Elemente eines Geschicklichkeitsspiels.

Steuerfrei pokern in Großbritannien

In nur wenigen Ländern sind Gewinne aus dem Pokerspiel noch immer steuerfrei. Eines dieser Länder ist Großbritannien. Dort gilt Poker als Glücksspiel, welches nach Auffassung des dortigen Finanzamts auf Dauer nicht erfolgreich gewerblich betrieben werden kann. Das sorgt immer wieder dafür, dass professionelle Spieler aus dem Ausland in die Steueroase auf der Insel flüchten, um dem Fiskus im eigenen Land zu entkommen.

Ob Gewinne aus einem Pokerspiel versteuert werden müssen, macht der Bundesfinanzhof aber davon abhängig, ob der Spieler durch seine Tätigkeit zum Gewerbetreibenden wird. Das ist laut dem Urteil dann der Fall, wenn er nachhaltig (also wiederkehrend) und mit Gewinnabsicht spielt.

Steuerliche Situation in Deutschland heute

Professionelle Pokerspieler müssen in Deutschland seit dem Urteil des BFH Einkommensteuer auf ihre Gewinne zahlen. Sie werden als Gewerbetreibende gesehen und unterliegen daher auch den entsprechenden Gesetzen. Die Höhe der zu zahlenden Einkommensteuer hängt dabei vom erzielten Einkommen ab. Von der Umsatzsteuer sind sie dagegen weiterhin ausgenommen, es sei denn, sie werden für die Teilnahme an einem bestimmten Ereignis bezahlt und nicht nur für das Erzielen eines bestimmten Ergebnisses.

Die für die Bejahung eines Gewerbebetriebs erforderliche Abgrenzung zwischen einem „am Markt orientierten“, einkommensteuerbaren Verhalten und einer nicht steuerbaren Tätigkeit muss stets anhand des konkret zu beurteilenden Einzelfalls vorgenommen werden. nwb Datenbank

Gelegenheitsspieler haben Glück. Sie werden in Deutschland steuerlich weiterhin nicht belangt. Spielt ein Spieler nur zum Spaß und nicht mit reiner Gewinnabsicht und nachhaltig, muss er keine Steuern zahlen. Ob Pokergewinne zu versteuern sind oder nicht, hängt also immer vom Einzelfall ab.

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