Premier League stellt Verhaltenskodex für die Zusammenarbeit mit Sportwetten-Sponsoren auf

In den vergangenen Monaten haben neue Sponsoren-Deals zwischen Fußball-Vereinen der Premier League und Sportwettenanbietern für Diskussionen gesorgt. Der Verband hat jetzt Konsequenzen gezogen und neue Regeln für das Sponsoring festgelegt. Diese werden große Veränderungen für die Vereine der Premier League mit sich bringen.

Aufnahme eines Fußballs mit dem Logo der Premier League.

Die vorgestellten Regularien werden große Veränderungen für die Vereine der ersten englischen Ligen mit sich bringen (Symbolbild). © KelvinStuttard/pixabay.com

Neuer Verhaltenskodex bereits ab der Saison 24/25 wirksam

In drei Wochen wird die Saison 2024/2025 der Premier League beginnen. Bevor die neue Spielzeit beginnt, haben die Premier League, die Football Association, die English Fotball League und die Women’s Super League einen Verhaltenskodex für die Regulierung von Sponsoring durch Sportwetten-Anbieter [Link auf Englisch] aufgestellt.

Die aufgestellte Vereinbarung soll einen Wandel im Umgang mit Sportwetten-Sponsoring einläuten. In Zukunft müssten von den Vereinen der englischen Ligen vier Prinzipien eingehalten werden:

  • Schutz
  • Soziale Verantwortung
  • Reinvestition
  • Integrität

Es soll sich bei der Vereinbarung um eine freiwillige Übereinkunft der einzelnen Ligen handeln. Die Maßnahmen sollen bereits ab der kommenden Spielzeit gelten und somit in knapp drei Wochen in Kraft treten.

11 von 20 Vereinen haben Sportwetten-Sponsoren

Sponsoring durch Sportwetten-Anbieter ist in England ein stark diskutiertes Thema. Im vergangenen Jahr hatten die Vereine der Premier League beschlossen, ab der Saison 2026/2027 Werbung für Sportwetten-Anbieter von der Brust der Trikots zu verbannen.

Dennoch sind in den vergangenen Monaten zahlreiche Premier League Vereine neue Sponsorings mit Sportwetten-Anbietern eingegangen. Bereits im Juni haben Crystal Palace und die Wolverhampton Wanderers ihre neuen Glücksspiel-Sponsoren vorgestellt. Bei beiden Clubs handele es sich um hoch dotierte Sponsorings, die aufgrund des Verbotes zur Saison 2026/2027 auslaufen würden.

Am vergangenen Dienstag, den 23. Juli, hat auch der AFC Bournemouth seinen neuen Trikot-Sponsor vorgestellt [Link auf Englisch]: bj88. Bei dem Unternehmen handelt es sich um einen asiatischen Sportwetten-Anbieter.

Auf diese Ankündigung folgte massive öffentliche Kritik. In der kommenden Spielzeit werden – trotz des bereits beschlossenen Verbotes in zwei Jahren – 11 von 20 Vereinen der Premier League einen Sportwetten-Anbieter als Sponsor auf ihrer Brust tragen.

Schutz & soziale Verantwortung: Keine Sportwetten-Werbung im Familien-Block

Im Rahmen der Ankündigung des neuen Verhaltenskodexes wurden erste Details zu den konkreten Änderungen bekannt gemacht. Das Hauptziel sei es, Sportwetten-Werbung zu limitieren und Problemspieler sowie Minderjährige vor glücksspielbedingten Schäden zu schützen.

Deshalb sei beschlossen worden, dass die Bereiche der Stadien, die speziell für Familien geeignet sind, keine Sportwetten-Werbung mehr enthalten dürften. Jegliche Werbekampagnen müssten außerdem über die Gefahren von Sportwetten informieren und die Menschen für dieses Thema sensibilisieren. Verantwortungsvolles Glücksspiel soll damit gefördert werden.

Aufnahme eines Kindes mit seinem Vater bei einem Fußball-Spiel.

Die Familien-Blöcke englischer Stadien werden in Zukunft keine Sportwetten-Werbung mehr enthalten (Symbolbild). © Darya Sannikova/pexels.com

Der neue Verhaltenskodex besage darüber hinaus, dass die Vereine ausschließlich mit Sportwetten-Anbietern, die eine Lizenz der Gambling Commission haben oder auf der britischen White List stehen, Sponsoren-Deals eingehen dürfen.

Mit SkyBet als Sponsor: Wie wird die EFL für Schutz sorgen können?

Der neue Verhaltenskodex soll insbesondere den Schutz und die soziale Verantwortung der Vereine in den Vordergrund rücken. Das gilt nicht nur für Clubs der Premier League, sondern auch für Vereine der EFL. Die EFL umfasst die Championship, die League One und die League Two. Dabei handelt es sich um die zweiten bis vierten englischen Fußball-Ligen.

Die EFL hat seit der Saison 2013/2014 einen Hauptsponsor: SkyBet. Genau genommen handelt es sich somit um die SkyBet Championship, die SkyBet League One und die SkyBet League Two. Fans der Ligen werden somit schon durch den Namen der Ligen mit einem Sportwetten-Anbieter konfrontiert.

Es bleibt fraglich, wie eine Liga, die einen Sportwetten-Anbieter im Namen trägt, Schutz und soziale Verantwortung gewährleisten kann. Im vergangenen Jahr hat die EFL eine Verlängerung des Sponsorings durch SkyBet bekannt gegeben [Link auf Englisch]. Der Sportwetten-Anbieter wird mindestens bis zur Saison 2028/2029 der Sponsor der EFL bleiben.

Reinvestition: Einnahmen aus Sportwetten-Sponsoring müssen in den Fußball investiert werden

Mit dem neuen Verhaltenskodex sind die Vereine der einzelnen Ligen zu Reinvestitionen verpflichtet. Alle Einnahmen aus Sportwetten-Sponsoring müssen in den Ausbau der Fußball-Infrastruktur oder Gemeinschaftsprogramme investiert werden. Damit sollen unter anderem Stadien und Trainingseinrichtungen verbessert werden.

Gleichzeitig würde der Fußball mit den Reinvestitionen auch die lokale Gemeinschaft fördern. Das Ziel sei, dass die finanziellen Vorteile von Sportwetten-Sponsoring dem Sport und seiner Entwicklung zugutekämen.

Integrität: Sportwetten-Sponsoring darf die Spieler und den Sport nicht gefährden

Die Wahrung der Integrität des Fußballs ist ein zentraler Aspekt des Verhaltenskodexes. Deshalb sei festgelegt worden, dass Sponsoring niemals das Wohlergehen der Spieler oder die Fairness des Sportes gefährden dürfe. Auch diese Regularien sollen dazu beitragen, Fußballwettbewerbe vor negativen Auswirkungen durch glücksspielbezogene Aktivitäten zu schützen.

Wie diese Regularien genau umgesetzt werden sollen, steht bislang nicht fest. Dass konkrete Vorgaben nötig sind, zeigt der Fall Ivan Toney, 28. Der Stürmer steht seit dem Jahr 2020 beim FC Brentford unter Vertrag. Im Mai 2023 wurde er zu einer achtmonatigen Sperre und einer hohen Geldstrafe verurteilt. Toney konnte nachgewiesen werden, verbotenerweise auf Fußballspiele gewettet zu haben. Im Anschluss sei bei ihm Spielsucht diagnostiziert worden [Link auf Englisch].

Seine Sperre ist inzwischen abgelaufen und Toney spielt seit Beginn des Jahres wieder für den FC Brentford. Der Trikot-Sponsor des Vereins ist Hollywood Bets, ein südafrikanischer Sportwetten-Anbieter.

Laut den neuen Regularien dürfe ein Sportwetten-Sponsoring das Wohlergehen von Spielern nicht gefährden. Mit Ivan Toney steht beim FC Brentford ein Spieler mit einer diagnostizierten Spielsucht unter Vertrag.

Es bleibt somit abzuwarten, ob in den kommenden Wochen weitere Details zu dem neuen Verhaltenskodex veröffentlicht werden.

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