Shareholder-Proteste nach Ankündigung eines 100-Mio.-Euro-Bonusprogramms für Playtech Management

Die Shareholder des britischen Glücksspielunternehmens Playtech gehen nach der Ankündigung der Ausschüttung von 100 Millionen Euro an die Geschäftsführung auf die Barrikaden. Diese wurde in der Folge des angekündigten Verkaufs des italienischen Tochterunternehmens Snaitech an Flutter bekannt gegeben.

Mann vor Laptop und Smartphone mit Aktienkursen.

Die Shareholder von Playtech sind momentan nicht glücklich. © Joshua Mayo/Pexels

Führungsebene profitiert von Snaitech-Deal mit Flutter

Nach Bekanntgabe des für 2025 geplanten, 2,3 Milliarden Euro schweren Verkauf seines italienischen Tochterunternehmens Snaitech an Flutter, scheinen laut Financial Times nicht alle Playtech-Shareholder mit den darauffolgenden Ereignissen glücklich zu sein. Schon am Tag der Verkündung des Verkaufs von Snaitech [Link auf Englisch] habe Playtech [Link auf Englisch] bekannt gegeben, einen Betrag von insgesamt 100 Millionen Euro an Mitglieder der Geschäftsführung ausschütten zu wollen. Playtechs CEO Mor Weizer soll dabei der größte Profiteur sein, wobei konkrete Zahlen bislang nicht bekannt gegeben worden seien.

Playtech: Marktführer in der Glücksspielsoftware

Playtech plc wurde 1999 vom israelischen Unternehmer Teddy Sagi gegründet und hat sich seither zu einem der größten internationalen Entwickler und Anbieter von Softwarelösungen für die digitale Glücksspielbranche entwickelt. Das Unternehmen bietet Software für Online-Casinos, Sportwetten, Poker, Bingo, mobile Spiele und Live-Dealer-Spiele an. Mit Kunden wie William Hill, Ladbrokes und Bet365 zählt Playtech zu den führenden Anbietern in der Branche.

Das Unternehmen ist als Bestandteil des FTSE 250 Index an der Londoner Börse notiert. Playtech betreibt zudem eigene Plattformen wie Virtue Fusion, das für Online-Bingo genutzt wird, und iPoker, eines der größten Pokernetzwerke weltweit. Neben der Softwareentwicklung bietet Playtech auch Dienstleistungen im Bereich der Datenanalyse und des verantwortungsvollen Spielens an und expandiert kontinuierlich in neue Märkte, wie zuletzt in die USA und Italien.

Des Weiteren gebe es einen zusätzlichen Geldpool in Höhe von 34 Millionen, der an die Geschäftsführung von Snaitech ausgeschüttet werde. Auch hier soll CEO Fabio Schiavolin Profiteur Nummer Eins sein.

Shareholder wollen Leistung sehen

Besonders sauer aufgestoßen habe den Shareholdern aber eine Klausel, die besagt, dass das Playtech-Management am zukünftigen Verkauf jeder weiteren Unternehmenssparte pauschal mit 10 % beteiligt werden soll.

Snaitech: Führend im italienischen Glücksspielmarkt

Snaitech S.p.A. ist ein führendes italienisches Glücksspielunternehmen, das sowohl über stationäre Verkaufsstellen als auch online Sportwetten, Spielautomaten und Casinospiele anbietet. Entstanden 2017 durch die Fusion von Snai S.p.A. und Cogetech, ist es heute einer der größten Anbieter lizensierter Spiele in Italien. Mit Partnerschaften im Sport, wie mit der AS Rom und dem AC Mailand, hat das Unternehmen seine Position weiter gestärkt.

Die Teilhaber seien davon überzeugt, dass Boni wie diese an Leistung geknüpft sein sollten. Die jetzige Struktur sei dagegen ein Anreiz für die Geschäftsführung, in Zukunft weitere Teile des Unternehmens einfach abzugeben. Zudem gebe es laut Peter Smith von Palm Harbour Capital bereits ein an Aktionärsrenditen gekoppeltes Bonusprogramm für die Geschäftsführung.

Diese Zahlung scheint nur deshalb erfolgt zu sein, weil es einen großen Geldzufluss gibt und aus keinem anderen Grund. […] Es gibt bereits ein umfangreiches Vergütungspaket, das zum Teil an die Rendite der Aktionäre gekoppelt ist. Es besteht absolut keine Notwendigkeit für diese zusätzliche Zahlung.”Peter Smith, Managing Partner bei Palm Harbour Capital, Financial Times

Weizer, der im vergangenen Jahr ohnehin bereits 2,9 Millionen Euro verdient habe, könne dank der Ausschüttung des Bonus mehr als zehnmal so viel verdienen, wie der durchschnittliche CEO eines FTSE 30-Unternehmens im Jahre 2022 verdient habe. Dies stehe in Kontrast zu Playtechs vergleichsweise schlechter Performance im Hinblick auf die Aktionärsrendite seit 2018.

Flutter-Deal war äußerst lukrativ

Trotz der aufkommenden Polemik um die Bonus-Töpfe sei der geplante Verkauf von Snaitech an Flutter [Link auf Englisch] ein Erfolg für Playtech. Playtech könne die Firma, die erst 2018 für 846 Millionen Euro erworben worden sei, für fast den dreifachen Betrag von 2,3 Milliarden Euro wieder veräußern. Auch die Shareholder würden im Rahmen des Deals von Dividenden in Höhe von insgesamt bis zu 1,8 Milliarden Euro profitieren.

Wir freuen uns, dass Playtech für seine Aktionäre etwas erreicht hat, indem es den Wert eines seiner wichtigsten Vermögenswerte zu einem Preis deutlich über den Markterwartungen herauskristallisiert hat.”Thomas Moore, leitender Investitionsdirektor bei Abrdn, Financial Times

Laut eines von Flutter selbst veröffentlichten Kommuniqués [Link auf Englisch] werde der Kauf von Snaitech Flutters Marktanteil in Italien erheblich stärken. Bereits jetzt habe Snaitech mit 291.000 monatlichen Nutzern und einem Marktanteil von 9,9 % im Online-Glücksspiel- und Sportwetten-Bereich eine starke Position auf dem italienischen Markt. Auch wenn der Deal noch von den Kartellbehörden genehmigt werden müsse, erwarte Flutter positive Auswirkungen auf den Aktienkurs und Synergieeffekte in Höhe von 70 Millionen Euro. Playtech hingegen könne sich in Zukunft stärker auf seine B2B-Dienstleistungen fokussieren.

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