Sammelklage gegen Kreuzfahrtunternehmen: Unethische Glücksspiel-Praktiken in Casinos an Bord?
Die australische Anwaltskanzlei Carter Capner Law hat eine Sammelklage gegen das Kreuzfahrtunternehmen P&O Cruises angestrengt. Das Tochterunternehmen der Carnival Corporation, des größten Kreuzfahrtunternehmens der Welt, soll mit unlauteren Praktiken Passagiere zu höheren Einsätzen in den Casinos an Bord animiert und sogar einen Familienvater in den Tod getrieben haben.
Betroffene Passagiere melden sich nach Suizid
Die Kreuzfahrt-Website Cruise Passenger erinnert in einem Bericht an den tragischen Tod von Familienvater Shane Dixon, der von der Pacific Adventure gesprungen sei, nachdem er massive Spielschulden angehäuft habe [Artikel auf Englisch].
Die Anwaltskanzlei Carter Capner Law habe in der Folge auch andere Passagiere ausfindig gemacht, die von “räuberischen Praktiken” an Bord der Kreuzfahrtschiffe von P&O Cruises berichtet hätten. Statt jeden Fall individuell zu verhandeln, habe Carter Capner Law eine Sammelklage angestrebt.
Kostenlose Kreuzfahrten für Spielsüchtige und weitere fragwürdige Praktiken
Ein Kreuzfahrtpassagier habe geschildert, ihm sei eine kostenlose Kreuzfahrt mit einem hohen Kreditrahmen für Glücksspiele angeboten worden. Der Anbieter habe angeblich bereits von den Schulden und Glücksspielproblemen des Passagiers gewusst.
Es sei darüber hinaus üblich gewesen, dass stark alkoholisierte Personen auf Kreuzfahrtschiffen weiterhin an Glücksspielen teilnehmen durften. Teilweise seien ihnen Cocktails und Drinks im Casino serviert oder sogar spendiert worden.
Mehrfach sei es zudem vorgekommen, dass Menschen an Bord von Sicherheitsmitarbeitern festgehalten worden seien, wenn diese hohe Spielschulden angehäuft hätten. Sie hätten eine Einverständniserklärung unterzeichnen und ihre Spielschulden anerkennen müssen. Danach seien sie befragt worden, wie sie die Schulden zukünftig zurückzahlen würden.
Wie ist das Glücksspiel an Bord von Kreuzfahrtschiffen geregelt?
Innerhalb einer 12-Seemeilen-Zone rund um das Festland unterliegen Schiffe grundsätzlich den Gesetzen des jeweiligen Landes oder Staates. Außerhalb dieser Grenzen unterliegen sie grundsätzlich den Gesetzen des Staates, in dem sie registriert sind.
Fährt ein Schiff, wie beispielsweise die mit einem opulenten Casino ausgestattete Sun Princess, unter britischer Flagge, gilt also das britische Glücksspielgesetz. Dieses enthält jedoch eine Bestimmung, die besagt, dass die UK Gambling Commission keine Kontrolle über die Glücksspielaktivitäten eines Schiffes hat, wenn es in internationale Gewässer fährt.
Aus diesem Grund öffnen Casinos an Bord üblicherweise erst dann, wenn die 12-Seemeilen-Grenze überschritten ist. Auch Duty-Free-Shops, in denen zollfreie Waren erworben werden können, sind innerhalb der 12-Seemeilen-Zone aus diesem Grund oftmals noch geschlossen.
Präzedenzfall für Kreuzfahrtschiff-Casinos?
Peter Carter, Legal Practice Director bei Carter Capner Law, haben gegenüber The New Daily erklärt, dass Verbraucherschutzgesetze auch in internationalen Gewässern ihre Gültigkeit behalten sollten [Artikel auf Englisch]:
Einige Schiffe sind auf den Bermudas, den Bahamas, im Vereinigten Königreich und überall auf der Welt registriert, aber in den meisten dieser Länder gelten Verbraucherschutzgesetze, die denen in Australien nicht unähnlich sind. – Peter Carter, Legal Practice Director bei Carter Capner Law, Quelle: The New Daily
Carter Capner Law scheint einen Präzedenzfall schaffen zu wollen, um Fragen zum Glücksspielrecht in internationalen Gewässern neu zu beantworten. Carter lägen über 10.000 Fälle von Kreuzfahrtpassagieren vor, die unlauteren Praktiken beim Glücksspiel auf Hoher See ausgesetzt worden seien.</ü>
Nach Auffassung von Carter müssten schärfere Regularien an Bord durchgesetzt werden, um insbesondere spielsüchtige Menschen vor ihrem Spielverhalten zu schützen. Zudem habe der Rechtsanwalt weitere Personen dazu animiert, sich zu melden, wenn sie ähnliche Erfahrungen gemacht hätten.