Schottland: Rufe nach Verbot von Windhund-Rennen werden laut
Sie stehen schon lange in der Kritik, nun werden jedoch neue Forderungen nach einem Verbot von Windhund-Rennen in Schottland laut, sowohl von Tierschutzorganisationen als auch von Abgeordneten des Parlaments. Die Rufe folgen der Aufdeckung von dramatischen Misshandlungen und desaströsten Zuständen in der Windhund-Industrie, wo Tiere immer wieder mit illegalen Mitteln gedopt werden oder unter grausamen Umständen zu Tode kommen. Dass die Rennen nicht längst vollständig abgeschafft wurden, hat auch mit in die Jahre gekommener Gesetzgebung zu tun.
Drastisch gesunkenes Interesse
Windhund-Rennen haben zwar eine lange Tradition, doch das öffentliche Interesse daran ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten drastisch gesunken. Immer wichtiger wurden Tierliebe, -schutz und -rechte in der Gesellschaft. Das Resultat ist, dass es heute nur noch eine einzige offizielle Rennstreckte für Windhunde in Schottland gibt, nämlich das Shawfield Stadium. Neben diesen regulierten Veranstaltungen gibt es jedoch auch illegale Rennen ohne jegliche Kontrollen, zum Beispiel im Thornton Stadium in Fife.
Unregulierte Rennen ohne Erste Hilfe
Bei den unregulierten Rennen, wie im Thornton Stadium in Fife, kommen regelmäßig Hunde zu Schaden. Gerade auch, weil es keinerlei Kontrollen gibt. Das bedeutet, dass Unfälle und Tode nicht dokumentiert werden und keine Tierärzte anwesend seien, die Erste Hilfe leisten oder bei Bedarf Schmerzmittel geben könnten. Schwerverletzte Hunde könnten so auch nicht von ihrem Leid erlöst werden, wenn die Verletzungen dies indizieren, wie beim Bruch von Wirbelsäule und Nacken.
Die Dunkelziffer der Fälle ist hoch
Zwischen 2017 und 2020 habe es laut den offiziellen Daten der Regulierungsbehörde Greyhound Board of Great Britain (GBGB) 197 Verletzungen und 15 Todesfälle gegeben. Diese Zahlen beziehen sich jedoch nur auf die lizensierten Rennstrecken in Großbritannien. Es wird aber vermutet, dass die Dunkelziffer hoch ist, wenn man auch die Bahnen ohne Kontrollen einbezieht. Die Organisation Scotland Against Greyhound Exploitation (SAGE) fordert die sofortige Schließung beider Strecken, besonders dringlich ist die Situation in Thornton.
Besonders gefährdete Hunde in Thornton
Auch deshalb steht die Strecke in Thornton ganz oben auf der Liste, weil dort häufig Tiere an den Start kommen, die aufgrund ihres bereits hohen Alters nicht mehr in regulierten Rennen starten dürfen. Sie sind besonders vulnerabel und verletzungsanfällig, wobei es natürlich schwer wiegt, dass keine Tierärzte vor Ort sind. Aber damit noch nicht genug, die Windhund-Branche ist auch dafür bekannt, dass Doping besonders verbreitet ist.
Hoch im Kurs steht Koks
Doping ist ein anhaltend großes Problem, sowohl auf den regulierten als auch auf den inoffiziellen Rennstrecken. In Thornton gibt es beispielsweise gar keine Tests vor dem Start, in Shawfield hingegen werden die Hunde in immerhin zwei Prozent der Rennen durchgecheckt. Die wenigen Tests, die durchgeführt werden, zeigen jedoch alarmierende Ergebnisse auf. Zwischen 2018 und 2019 gab es dreizehn positive Ergebnisse, fünf davon drehten sich um Kokain. Auch gängig sind Steroide und Koffein.
Es kann nur eine mögliche Konsequenz geben
Tierschutzorganisationen sind sich einig, dass es nur eine mögliche Konsequenz geben kann, nämlich ein sofortiges Verbot von Windhundrennen in ganz Schottland. Die nun anlaufende Unterstützung der schottischen Regierung trifft auf Begeisterung. Die Industrie, die Hunde auch für ausschließlich diesen Zweck züchtet, bringt zwar den Menschen Profite, beutet dafür jedoch die Tiere aus. Ihr Wohlergehen auf und außerhalb der Rennstrecken findet ansonsten keine Beachtung. Schottland wäre das erste Land im Vereinigten Königreich, das Windhund-Rennen verbieten würde.
Internationaler Nachholbedarf
In Wales und Irland gibt es jeweils eine aktive Rennstrecke, aber keine Überlegungen, die Rennen dort verbieten zu lassen. Auf den knapp 30 Bahnen des Vereinigten Königreiches steht, laut GBGB, das Wohl der Tiere im Fokus. Doch Tierschutzorganisationen sehen das eindeutig anders, untermauert von Todesfällen, Verletzungszahlen und Doping-Vorfällen. Schottland könnte also zum britischen Pionier werden, wenn man sich dort dazu durchringt, die Rennen zu verbieten. Auch in anderen Ländern gibt es Nachholbedarf.
Die Lage in Deutschland
In Deutschland – sowie in Österreich und in der Schweiz – sind professionelle Windhundrennen verboten. Hierzulande, sowie bei den österreichischen Nachbarn, ist auch das Wetten auf solche Rennen untersagt. Das heißt jedoch nicht, dass es keinen Wettmarkt für diese vermeintliche Sportart gibt. Bei manchen Buchmachern und in einigen Wettbüros kann auf Rennen im Ausland gewettet werden, doch die dramatische Situation für die Hunde ist auch ein internationales Muster.
Windhund-Rennen in den USA
In den USA genossen die Rennen bis in die 90er Jahre eine große Popularität. Seither ging es stetig bergab. Der Wettumsatz beispielsweise fiel von circa 3 Milliarden Dollar auf 700 Millionen Dollar in 2017. In den allermeisten amerikanischen Bundesstaaten sind die Windhund-Rennen inzwischen aber ebenfalls verboten, so zum Beispiel auch in Florida seit 2021, wo sich zuvor die meisten Bahnen befanden. Es bleibt zu hoffen, dass der Trend sich fortsetzt.