8-jähriger Sohn beendet die jahrzehntelange Glücksspielsucht seines Vaters

In Großbritannien soll ein 49-jähriger Familienvater erst durch ein Schlüsselerlebnis mit seinem Sohn zu der Einsicht gekommen sein, dass er sein Verhalten verändern müsse. Über die Jahre habe er 30.000 GBP (ca. 35.000 Euro) verspielt und sei sowohl spiel- als auch alkoholsüchtig gewesen.

Privataufnahme von David Quinti

Der Familienvater David Quinti hat durch seinen Sohn aus der Glücksspielsucht herausgefunden. © David Quinti

Über Freunde in die Glücksspielsucht

David Quinti aus Manchester in England sei mit Ende 20 erstmals in Kontakt mit Glücksspielen gekommen. Freunde hätten ihn damals zum Abgeben von Sportwetten animiert. Eigenen Angaben zufolge sei er überzeugt davon gewesen, sich gut mit Sport auszukennen und habe sich deshalb überdurchschnittliche Gewinnchancen ausgerechnet [Artikel auf Englisch], wie im Mirror zu lesen ist.

Die in den 2010er-Jahren populär gewordene Möglichkeit, Sportwetten über das Smartphone abzugeben, habe die Entstehung einer Suchterkrankung bei Quinti unterstützt. Durch das Smartphone sei er nicht mehr darauf angewiesen gewesen, ein Wettbüro aufzusuchen. Besonders Live-Wetten hätten seine Situation verschlimmert, weil er sogar bei völlig unbekannten Teams auf den nächsten Eckball oder die nächste gelbe Karte habe setzen können.

Über die Jahre habe der Kundendienstmitarbeiter eine hohe Summe von 30.000 GBP verspielt, sei aber davon überzeugt gewesen, das Geld wieder zurückzugewinnen. Dafür habe er sich mit der Zeit auch auf Online-Casino-Games, wie z.B. Roulette, eingelassen.

Zudem habe Quinti mit dem Trinken angefangen, um seine aufkommenden Ängste zu übertünchen. Er habe zwar gewusst, dass dieses Verhalten nicht richtig sei, aber ihm hätte der Antrieb gefehlt, etwas dagegen zu unternehmen.

Erlebnis mit Sohn führt zu Kehrtwende

Erst an einem schicksalhaften Abend habe sich die Sichtweise auf seine Problematik grundlegend geändert. Der Familienvater habe auf dem Sofa gesessen und wieder einmal Roulette gespielt, als sein achtjähriger Sohn zu ihm gekommen sei und sich folgendes Szenario abgespielt habe:

[Mein Sohn] kam herein, versuchte, mir mein Handy zu schnappen, sah mir in die Augen und sagte: “Ich möchte, dass du aufhörst.” Es war eine völlig augenöffnende Erfahrung. David Quinti, ehemaliger Spielsüchtiger, Quelle: Mirror

Nach diesem Erlebnis habe sich Quinti innerhalb weniger Wochen komplett vom Glücksspiel losgesagt. Er habe sich seinem Umfeld geöffnet und sei an den Beacon Counseling Trust verwiesen worden, eine lokale Organisation, die Teil des National Gambling Support Network in Großbritannien sei.

Zwölf kostenlose Therapiesitzungen hätten Quinti dabei geholfen, seine Spielsucht zu besiegen. Außerdem habe er durch die Organisation Stepchange Hilfe bei der Bewältigung seiner finanziellen Probleme erhalten.

Spielsucht-Therapien zeigen sehr oft Wirkung

Im Dezember 2023 wurde eine Studie der britischen Spielerschutz-Organisation GambleAware veröffentlicht, wonach eine Therapie in 90 % der Fälle zu einer Verbesserung der Situation der Betroffenen geführt habe.

Das National Gambling Support Network, von dem auch Quinti profitiert habe, soll im vergangenen Jahr 7.000 Menschen kostenlos mit großem Erfolg behandelt haben. Trotz der hohen Nachfrage sei es nur zu geringen Wartezeiten von einigen Tagen bis wenigen Wochen gekommen.

Obwohl der Erfolg nachweisbar ist, scheint die Zukunft des National Gambling Support Network noch unklar zu sein. Die Pflichtabgabe an den National Health Service in Großbritannien könnte dazu führen, dass unabhängige Organisationen um ihre Finanzierung fürchten müssen, weil die freiwilligen Zahlungen der Glücksspielunternehmen zurückgehen könnten.

Quinti möchte anderen Spielern helfen

Der ehemals spielsüchtige Familienvater habe erklärt, dass er anderen Menschen helfen wolle, die in die Abwärtsspirale einer Spielsucht geraten seien. Er habe Glück gehabt, dass sein Umfeld ihn gut unterstützt habe. Dafür gebe es aber keine Garantie, was die Stigmatisierung von Spielsüchtigen verschlimmere.

Besonders kritisch stünde Quinti den Bonusprogrammen der Online-Buchmacher und -Casinos gegenüber, da diese zu einem Spielverhalten animieren würden, das oft über den finanziellen Möglichkeiten der Spieler läge. Sein Fall sei das beste Beispiel dafür gewesen, auch wenn er noch den Absprung geschafft habe.

Jetzt genieße Quinti die Tatsache, dass er gemeinsam mit seinem Sohn Spiele ihres Lieblingsclubs Manchester United besuchen könnte, ohne dabei die ganze Zeit an Sportwetten denken zu müssen.

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