Spanien: Lottoverkäufer droht Haftstrafe wegen versuchten Millionen-Betrugs

Ein spanischer Lottoverkäufer aus A Coruña wird in Kürze vor Gericht stehen: Er soll im Jahr 2012 den rechtmäßigen Besitzer eines Lottotickets, das 4,7 Mio. Euro wert war, betrogen haben, um sich den Lottoschein anzueignen und den Gewinn selbst einzulösen.

Luftaufnahme des Leuchtturms Vilán in A Coruña, Galicien.

Die Behörden in Galicien beschäftigen sich auch heute noch mit dem Fall aus dem Jahr 2012. ©rubns28/pixabay.com

Lottoverkäufer täuschte den Gewinner und nahm den Millionen-Gewinnschein an sich

Am 26. Juni 2012 wurde in den spanischen Medien [Link auf Spanisch] bekannt gegeben, dass eine Person aus A Coruña, Galicien, den Lotto-Jackpot in Höhe von 4,7 Mio. Euro geknackt hatte. Nur wenige Tage später soll ein älterer Herr in die Lottofiliale von Manuel Reija González gegangen sein, um seinen Lottoschein prüfen zu lassen.

Reija soll dem Mann fälschlicherweise mitgeteilt haben, dass dieser nur etwas über einen Euro gewonnen habe. Diese Summe habe er dem Gewinner ausgezahlt.

Reija und sein Bruder, der damals bei der Lottogesellschaft arbeitete, sollen daraufhin einen Plan geschmiedet haben, um sich den Riesengewinn von 4,7 Mio. Euro anzueignen.

Nachdem Reija das Ticket an sich genommen habe, soll er den Medien gegenüber behauptet haben, es am 02. Juli 2012 beim Aufräumen in einer Schachtel gefunden zu haben. Zu diesem Zeitpunkt wurde überall in Spanien fieberhaft nach dem Gewinner des Lotto-Jackpots gesucht.

Der Presse gegenüber habe er versprochen, alles zu tun, um den rechtmäßigen Gewinner des Millionenbetrages ausfindig zu machen.

“Hoffentlich taucht die Person auf. Er hat das Ticket gekauft und der Gewinn muss an ihn gehen.”Manuel Reija González, Lottoverkäufer aus Spanien La Voz de Galicia

Daraufhin soll Reija in Spanien als guter Samariter gefeiert worden sein, der selbstlos gehandelt habe und nicht versucht habe, die 4,7 Mio. Euro selbst einzukassieren.

Wie sieht die spanische Gesetzgebung für Lotteriegewinne aus?

Findet eine Person in Spanien einen Lottoschein und der rechtmäßige Besitzer meldet sich innerhalb von zwei Jahren nicht, dann darf der Finder den Gewinn behalten. Die spanischen Behörden scheinen davon auszugehen, dass Reija und sein Bruder sich dieses Gesetz zunutze machen wollten, um sich den Millionengewinn illegal anzueignen.

Die spanischen Behörden wurden schnell skeptisch

Die spanischen Behörden scheinen jedoch von Anfang an Zweifel an Reijas Schilderung der Ereignisse gehabt zu haben. So sei das Ticket beispielsweise in einer anderen Filiale, die einige Kilometer von seinem Laden entfernt sei, gekauft worden. Es sei die Frage aufgekommen, wie es in die Filiale von Reija gelangt sein soll.

Die Behörden sollen deshalb einen Aufruf gestartet haben, um den rechtmäßigen Besitzer des Tickets zu finden. Es sollen sich über 300 Menschen gemeldet haben, die behaupteten, die rechtmäßigen Besitzer des Lottoscheins zu sein. Die Ermittlungen hätten jedoch ins Leere geführt.

Auch in Bezug auf einen möglichen Betrug von Reija und seinem Bruder soll die Polizei lange im Dunkeln getappt sein, da es keine Beweise für eine Straftat gegeben habe. Aufgrund der bestehenden Zweifel soll Reija den Gewinn jedoch nicht erhalten haben, obwohl er und sein Bruder mehrfach versucht hätten, den Schein bei der Lottogesellschaft einzulösen.

Erst im Jahr 2019 habe sich die Sachlage geändert: Die Behörden sollen einen Hinweis darüber erhalten haben, dass der wahre Besitzer des Lottoscheins von Reija getäuscht worden sei.

Lottobetrug findet weltweit statt

Wann immer es um viel Geld geht, gibt es Menschen, die sich bereichern wollen. Weltweit sind Fälle von Lottobetrug bekannt, die dem spanischen Fall ähneln.

So soll im Jahr 2009 ein Mann in Großbritannien mithilfe von Insider-Informationen einen ähnlichen Betrug durchgeführt haben: Der Jackpot von 2,5 Millionen GBP sei zunächst nicht abgeholt worden. Der Mann habe einen Lottoschein gefälscht und das Geld erhalten. 10 Jahre später sei sein Betrug aufgeflogen und er sei ins Gefängnis gewandert.

Immer wieder gibt es Ermittlungen wegen gefälschter Lottoscheine oder verschwiegener Gewinne. In vielen Fällen gelingt es den Behörden, den Sachverhalt komplett aufzuklären.

Rechtmäßiger Lottogewinner bereits verstorben

Die Behörden in Spanien hätten laut verschiedenen Berichten [Link auf Englisch] alles versucht, um den Besitzer des Tickets zu ermitteln. Nachforschungen sollen ergeben haben, dass der rechtmäßige Gewinner des Jackpots immer dieselben Zahlen getippt und sie in A Coruña abgegeben habe. Um Ostern und Weihnachten herum sollen die Zahlen in beliebten Urlaubsorten, wie Mallorca oder der Costa del Sol, getippt worden sein.

Daraus hätten die Ermittler geschlossen, dass es sich um eine Person mit viel Freizeit handeln müsse, die die kalten Monate in den wärmeren Regionen Spaniens verbringe. So sei die Vermutung aufgekommen, dass es sich um eine ältere Person handeln müsse.

Die Behörden hätten Imerso kontaktiert, einen spanischen Anbieter für Senioren-Reisen. Die Ermittler hätten gewusst, wann und wo der Gewinner Lotto gespielt habe. Diese Informationen habe man mit den Reisedaten von Imerso abgeglichen. Dabei habe man Übereinstimmungen mit dem Reiseverhalten eines älteren Ehepaares erkannt.

Es gelang den Behörden, das Ehepaar ausfindig zu machen: Der Ehemann, der Gewinner der 4,7 Mio. Euro, sei jedoch bereits verstorben gewesen. Laut spanischem Recht stehe der Gewinn nun seiner Frau und seiner Tochter zu.

Zwischenzeitlich sind Reija und sein Bruder wegen Geldwäsche und Betrug angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft fordert sechs Jahre Haft. Wann die Verhandlung stattfinden wird, ist noch nicht bekannt.

Anfang dieses Jahres ist bei HBO Max sogar eine Dokumentation des Falles mit dem Titel „Millionär gesucht“ (Se busca millonario) veröffentlicht worden.

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