Spanien: Reha-Klinik bietet Entzugsprogramm für Krypto-Handel
Ein spanisches Reha-Zentrum, das auf den Namen „The Balance“ hört, macht Schlagzeilen: Die Behandlung der Abhängigkeit von Krypto-Transaktionen steht nun ebenfalls im Programm der luxuriösen Privatklinik, die auf Suchterkrankungen und psychologische Störungen spezialisiert ist, wie die BBC berichtet. Überraschenderweise ist es nicht das erste Angebot seiner Art, denn die Nachfrage steigt.
Was hinter der Luxus-Privatklinik steckt
Wer die Website der Luxus-Privatklinik öffnet, wird von einer Fotografie begrüßt, auf der seichte Wellen am Strand vor blauem Ozean und Himmel zu sehen sind. Nicht unbedingt, woran man bei einer psychiatrischen Einrichtung denkt – doch das Reha-Zentrum will sich bewusst von anderen abheben und verkauft sich als sicheren Hafen. Die Haupteinrichtung befindet sich auf Mallorca, doch auch in Marbella, Zürich und London gibt es Niederlassungen. Betrieben werden die Zentren von einem in der Schweiz gegründeten Wellnessunternehmen.
Untergebracht in einer Privatvilla
Zur Kundschaft der Luxus-Privatklinik gehört auch Don, der seinen richtigen Namen nicht genannt wissen möchte, aber laut BBC-Bericht vor Ort vier Wochen in einer Privatvilla untergebracht worden war. Betreut wurde er dabei von seinem eigenen Butler und Koch. Neben Therapie gab es auch Massagen, Yoga und Radtouren. Die saftige Rechnung am Ende betrug über 75.000 Dollar. Hilfe gesucht hatte Don sich, da er vom Handel mit Kryptowährungen abhängig geworden war und wöchentlich circa 200.000 Dollar investierte.
Klinik wirbt mit Diskretion
Die Luxus-Klinik, die mit größtmöglicher Diskretion für sich wirbt, ist normalerweise für die Behandlungen von Alkohol- und Drogensuchterkrankungen sowie Verhaltensstörungen vorgesehen. Unter anderem Depressionen, Burnout, Angststörungen und Traumata sollen dort therapiert werden können. Für Don war sein Aufenthalt von Erfolg gekrönt. Mithilfe der Therapeuten vor Ort ist er laut BBC-Bericht von der Sucht nach dem Krypto-Handel losgekommen. Bislang ist es noch nicht weit verbreitet, sich vor dem Hintergrund einer Abhängigkeit von Krypto-Transaktionen Hilfe zu suchen.
Krypto-Handel ist weitestgehend unreguliert
Anders als bei lizensierten Glücksspielbetreibern wie Online Casinos, die Kundschaft mit problematischem Spielverhalten proaktiv identifizieren und ihr den Weg zu Unterstützungsangeboten weisen soll, ist der Handel mit Kryptowährungen noch weitestgehend unreguliert, auch wenn Forderungen danach immer wieder laut werden. Die Behandlungszentren argumentieren, dass die Krypto-Sucht große Parallelen zu Glücksspielsucht aufweise, allerdings noch weitaus abhängiger mache, da sie nicht nur instabiler, sondern auch spannender sei. Außerdem seien die Transaktionen und Investitionen rund um die Uhr verfügbar, sodass es nie eine klare Pause gibt.
“Der Krypto-Handel hat den Anschein, legitim zu sein, während das Glücksspiel eher als potenziell problematisch gilt.”– Jan Gerber, Geschäftsführer des Zürcher Reha-Zentrums Paracelsus Recovery, Bericht der BBC
Überall eröffnen Reha-Zentren
Wie die BBC herausgefunden hat, tauchen nach dem Krypto-Boom nun überall auf der Welt Reha-Zentren auf, die damit werben, die Krypto-Sucht behandeln zu können. Nach der Recherche der BBC sind die meisten davon luxuriöse Privatkliniken, die auch Behandlungen für andere Suchterkrankungen wie Drogen, Alkohol oder Essstörungen anbieten. Zwei Suchtkliniken und drei vergleichbare Reha-Zentren gaben auf Anfrage der BBC an, in den letzten zwei Jahren hunderte Anfragen zur Krypto-Sucht bekommen zu haben.
“Die Behandlung der Kryptosucht ähnelt der anderer Süchte. Es handelt sich um eine biopsychosoziale Krankheit, die eine biopsychosoziale Intervention erfordert: Medikamente in einigen Fällen, Einzel- und Gruppenpsychotherapie, Änderung der Gewohnheiten und des Umfelds, (oder) Einführung gesünderer Ersatzaktivitäten.”– Anna Lembke, Professorin für Psychiatrie an der Stanford University und Leiterin der Stanford Addiction Medicine Dual Diagnosis Clinic, Bericht der BBC
Krypto-Handel ist mit Glücksspiel vergleichbar
Experten wie Anna Lembke argumentieren, dass der Handel mit Kryptowährungen durchaus mit Glücksspiel zu vergleichen sei und deshalb auch so behandelt werden solle – insbesondere wegen der immer populärer werdenden Überschneidungen. Die Behandlung der Krypto-Sucht soll daher auch so ablaufen wie bei anderen Suchterkrankungen, also beispielsweise mit Abstinenz und der Bewältigung von Entzugserscheinungen beginnen. Diese können von Angstzuständen bis Schlafstörungen vielfältig ausfallen, sind normalerweise aber zeitlich begrenzt. Dennoch seien die Kosten solcher Luxus-Privatkliniken, die schnell zehntausende Dollar übersteigen können, nicht immer gerechtfertigt.
“Sie verdienen Geld mit verzweifelten Menschen. Egal, ob Sie ‘süchtig’ nach dem Handel mit Kryptowährungen, Sportwetten oder Lotto spielen sind, die Symptome und die Behandlung sind weitgehend die gleichen.”– Lia Nower, Direktorin des Centre for Gambling Studies an der Rutgers School of Social Work, Bericht der BBC
Bislang sind keine Zertifizierungen erforderlich
Für die Behandlung der Krypto-Sucht sind noch keine besonderen Zertifizierungen erforderlich, da das Geschäft noch in den Kinderschuhen steckt. In den Nachforschungen der BBC hat diese festgestellt, dass die meisten Anbieter und Therapeuten der Reha-Zentren sich selbst als zertifizierte Berater für psychische Gesundheit und eine Vielzahl von Süchten bezeichnen, von Alkohol über Drogenmissbrauch bis hin zu Glücksspielen. Während sich auch die Anzeichen und Konsequenzen ähneln – Lügen, Schulden, Diebstahl und viele weitere –, sind sich aber nicht alle bei den Überschneidungen einig.