Südkorea: Zahl der Menschen mit Spielsucht hat sich in vier Jahren fast verdoppelt
In den letzten vier Jahren soll sich die Zahl der Menschen, die in Südkorea wegen einer Spielsucht in Kliniken behandelt wurden, fast verdoppelt haben. Verschiedene Statistiken zeigen, dass vor allem jüngere Menschen zwischen 20 und 40 Jahren ein erhöhtes Risiko zu haben scheinen, zu Problemspielern zu werden. Besonders alarmierend sei darüber hinaus die hohe Zahl von Teenagern, die bereits in jungen Jahren an einer Spielsucht erkranken würden.
Alarmierende Statistiken
Der südkoreanische staatliche Krankenversicherungsdienst soll aktuelle Zahlen zum Thema Spielsucht vorgestellt haben: Dabei seien laut Jun Hye-sook, Abgeordnete der Demokratischen Partei Korea (DPK), alarmierende Entwicklungen zu erkennen. Die Zahl von Problemspielern [Link auf Englisch], die eine Behandlung wegen ihrer Spielsucht erhalten haben, sei von 2018 bis 2022 um 91,2 Prozent angestiegen.
Im Jahr 2022 hätten sich insgesamt 2.329 Menschen in Kliniken und Krankenhäusern behandeln lassen. Die Altersgruppe mit den meisten Problemspielern seien demnach Menschen in den 30-ern, gefolgt von Patienten in den 20-ern. Von den 2.329 behandelten Patienten seien 82 Teenager gewesen.
Vor allem Teenager sind betroffen
Aus den Zahlen gehe außerdem hervor, dass Spielsucht unter Jugendlichen besonders stark angestiegen sei. Die Zunahme habe zwischen 2018 und 2022 bei 106,5 Prozent gelegen. Damit sei dies die Altersklasse mit dem größten Anstieg.
Der Fall des 15-jährigen Kim Gi-chan [Link auf Englisch] zeigt, wie einfach Minderjährige in Südkorea an Glücksspiel teilnehmen können. Er habe die Internetbank Kakao Bank genutzt, um Transaktionen vorzunehmen: Die Bank fordere keine persönliche Identifikation ihrer Kunden.
Er habe Spiele wie Baccarat oder Snail Race gespielt. Er habe außerdem auf ein digitales Schlangenspiel wetten können.
“Da so viele Glücksspielseiten entstehen, rekrutieren diese Unternehmen aktiv junge Menschen und betrachten sie als potenzielle Kunden.”– Anonymer Polizist, Cyber-Team, Gyeonggi Bukbu Polizei, Korea JoongAng Daily
Südkoreanische Experten kritisieren, dass Anbieter von Glücksspiel und Sportwetten gezielt Jugendliche ansprechen würden. Laut der koreanischen Glücksspielbehörde habe dies dazu geführt, dass zwischen 2017 und 2021 über 7.000 Schüler und Studenten in Krankenhäusern wegen einer Spielsucht hätten behandelt werden müssen.
Ein weiterer Auslöser soll die Corona-Pandemie gewesen sein: Viele Jugendliche hätten deutlich mehr Zeit online verbracht. Auch die sozialen Medien, in denen Glücksspielseiten sehr präsent seien, sollen die Gefahr einer Spielsucht bei Jugendlichen weiter verstärken.
Spielsucht in Asien auf dem Vormarsch?
Das Beispiel Südkorea zeigt, dass die Spielsucht in einigen asiatischen Ländern ein Problem ist – vor allem in der jüngeren Bevölkerung. Berichte aus China bestätigen diesen Trend. Dort sollen sich viele Menschen mithilfe von Rubbellosen von ihren Problemen und Alltagssorgen ablenken.
Das zeige sich vor allem an den immer höheren Verkaufszahlen der Rubbellose. Die Umsätze sollen jährlich um etwa 50 Prozent angestiegen sein. Wie viele Menschen in China an einer Spielsucht leiden oder deshalb behandelt wurden, ist jedoch nicht bekannt, da keine Zahlen dazu veröffentlicht werden.
Nur wenig Unterstützung durch die Regierung
Obwohl die Zahl der hilfsbedürftigen Problemspieler drastisch anzusteigen scheint, soll es in Südkorea weniger Kliniken geben als noch vor ein paar Jahren. 2022 soll es 24 staatliche Kliniken gegeben haben, in denen Spiel- und Drogensucht behandelt wurden. Im Jahr 2018 seien es noch 26 gewesen.
Auch die Anzahl der Neuropsychiater in diesen Kliniken sei rückläufig. Seien es 2018 noch 173 gewesen, soll die Zahl bis 2022 auf 114 gesunken sein. Laut Jun Hye-sook sei dies darin begründet, dass die Behandlung von Spielsucht sehr intensiv sei und es nur wenig Unterstützung durch die Regierung gebe.
“Illegale Werbung, die im Internet weit verbreitet ist, lockt Teenager und Menschen in den 20-er Jahren zum Glücksspiel. Die Regierung sollte die Aufklärung über Glücksspielprävention verstärken und das entsprechende Budget erhöhen.”– Jun Hye-sook, Abgeordnete, Demokratische Partei Korea, Korea Times
Laut ihrer Einschätzung sollte die Regierung sich mehr auf die Vorbeugung von Spielsucht fokussieren und Jugendliche gezielt über dieses Risiko aufklären. Dafür sei jedoch ein höheres Budget nötig.