TV-Sender Sport1 nimmt Pokersendungen aus dem Programm
Der deutsche TV-Sender Sport1 nimmt trotz bestehender Verträge mit GGPoker sämtliche Pokersendungen aus dem Programm. GGPoker sowie Kritiker zeigen sich angesichts des finanziellen Verlusts verärgert.
Sport1 streicht Poker-Sendungen trotz bestehender Verträge mit GGPoker
Laut BILD und DWDL habe der Sportsender Sport1 entschieden, Poker-Sendungen aus seinem Programm zu streichen. Der überraschende Schritt sei ungeachtet bestehender Verträge mit dem Partner GGPoker beschlossen worden. Diese hätten dem Sender bis zum Sommer erhebliche Einnahmen von bis zu 3,5 Millionen EUR eingebracht. GGPoker habe versucht, die Vertragsvereinbarungen durchzusetzen, sei dabei jedoch erfolglos geblieben, da Sport1 trotz der bestehenden Vereinbarungen andere Inhalte priorisiere.
Der türkische Medienkonzern Acunmedya, seit November 2024 neuer Mehrheitseigner des deutschen Senders aus Ismaning, habe den Schritt mit programmstrategischen Gründen und der Priorisierung von Unterhaltungsformaten im Hauptprogramm zwischen 16:00 und 1:00 Uhr begründet. Eine Ausnahme sei die Übertragung von Dartsveranstaltungen, die weiterhin im genannten Zeitfenster gezeigt werden sollen. Die Ausstrahlung von glücksspielbezogenen Sendungen solle dagegen nach 1:00 Uhr nachts stattfinden.
Verwandelt Acunmedya Sport1 in einen Unterhaltungssender?
Seit dem Einsteig von Acunmedya habe es bei Sport1 einige Veränderungen gegeben. Anstelle von Poker und Sportsendungen setze der Sender jetzt verstärkt auf Unterhaltungsserien wie Exatlon und My Style Rocks, Programme, die von Acunmedya selbst produziert worden seien. Diese Shows hätten bislang jedoch nur mäßige Zuschauerzahlen erreicht.
Es ist richtig, dass wir im neuen Jahr bis auf Weiteres keine Poker-Formate auf unserem Free-TV-Sender SPORT1 planen. Dies hat vor allem programmstrategische Gründe: SPORT1 verfügt in seinem Programm über die etablierten Leuchttürme wie Fußball, Darts oder auch Deutschlands populärsten Fußball-Talk „Doppelpass“ noch über Sendeflächen, die wir bisher unter anderem auch mit Poker befüllt haben. Durch die Integration der international erfolgreichen Inhalte unseres neuen Gesellschafters Acunmedya kann SPORT1 neue Programmmöglichkeiten erschließen, die das Potenzial haben, ein breiteres und reichweitenstarkes Publikum zu erreichen.”–Sport1, Stellungnahme gegenüber BILD, Kurier
Zudem habe die Entscheidung, die Poker-Sendungen, die über Jahre fester Bestandteil des Sport1-Programms waren und ein breites Publikum erreichten, zu streichen, Diskussionen ausgelöst. Kritiker würden dem Sender vorwerfen, mit der Streichung nicht nur eine lukrative Einnahmequelle aufzugeben, sondern auch jüngste Entlassungen von Mitarbeitern zu rechtfertigen, die durch die Poker-Einnahmen hätten vermieden werden können.
Intern werde zudem spekuliert, dass Acunmedya durch die Programmumstellung primär eigene Produktionszweige fördern möchte, die über Sport1 Aufträge aus Deutschland erhalten. Dem Rotstift sei neben den Pokersendungen auch die beliebte Fußballtalkshow Fan-Talk zum Opfer gefallen.
Acunmedya: Der neue Eigentümer von Sport1
Acunmedya ist ein türkisches Medienunternehmen, das 2004 von Acun Ilıcalı gegründet wurde. Seit November 2024 hält das Unternehmen die Mehrheit an Sport1 und verfolgt eine Neuausrichtung des Programms, die den Fokus verstärkt auf Unterhaltungsformate zu legen scheint.
International hat sich Acunmedya mit erfolgreichen Reality-Formaten und Shows einen Namen gemacht. Viele der Produktionen erreichen hohe Einschaltquoten und sind in mehreren Ländern beliebt.
Bekannte Eigenproduktionen von Acunmedya:
- Exatlon: Ein sportlicher Wettbewerb, der körperliche und mentale Ausdauer fordert.
- My Style Rocks: Reality-Show rund um Mode und Styling.
- Survivor: Eine der bekanntesten Castaway-Shows, die weltweit Adaptionen hat.
- Master Chef: Kochwettbewerb mit professionellen und Hobbyköchen.
- The Voice: Gesangswettbewerb mit internationalem Erfolg.
Mit der Integration solcher Formate erhoffe sich Sport1, ein breiteres und jüngeres Publikum anzusprechen.
Während sich der Sender auf eine langfristige Neuausrichtung zu konzentrieren scheint, bleibt unklar, ob die neuen Formate das Potenzial haben, an den bisherigen Erfolg der Poker-Sendungen anzuknüpfen oder gar die finanzielle Lücke zu schließen, die durch die Entscheidung entstanden ist.