UKGC fordert neue Marketing-Debatte

Um eine Verschärfung der Verbraucherschutzgesetze zu umgehen, hat der Programmdirektor der UK Gambling Commission (UKGC), Ian Angus, die Notwendigkeit einer neuen, konstruktiven Debatte über Glücksspielwerbung, einschließlich Sponsoring-Marketing im Sport begründet. Unmut herrsche derweil auf allen Ebenen, warnt der Direktor.

Das in Großbritannien zurzeit hitzig diskutierte Thema kam passenderweise auf dem Londoner Branchentreffen Responsible Marketing for Gambling Operators zum Tragen. Der UKGC-Direktor, Ian Angus, kritisierte hier insbesondere das „bedenkliche Ausmaß“ an TV-Spots im Kontext von Sportwetten binnen letzter Monate: Die Anzahl an Reklamen – die für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren (womöglich) besonders attraktiv sind – sei nicht länger tragbar und führe längerfristig zwangsläufig zu gesetzlichen Konsequenzen.

Die UKGC wünsche sich in diesem Punkt daher schnellstens eine brancheninterne Debatte, lautete die unmissverständliche Forderung an die Industrie. Angus schlüsselte die Problematik folglich genauer auf, als Argumentationsbasis diente ihm das aktuelle Ergebnis einer jährlichen UKGC-Online-Umfrage: 90 Prozent aller Befragten sind hiernach im Jahr 2017 mindestens einmal mit Glücksspielwerbung konfrontiert worden. 77 Prozent stuften glücksspielbezogene Werbeanzeigen generell als gefährlich für Kinder und Jugendliche ein.

Weitere 64 Prozent der Teilnehmer befürworteten daraus resultierend ein gänzliches TV-Verbot für Sportwettanbieter. Über 50 Prozent bekundeten darüber hinaus, dass die gesehenen Anzeigen obendrein irreführende Informationen enthielten. Auch der sogenannte qualitative Kommentar der Umfrage sei deshalb glattweg negativ ausgefallen. Dies veranschaulichte Angus mit Nachdruck anhand einiger Beispiel-Statements, wo es wortwörtlich heißt:

„Es sollte nicht so viele Anzeigen geben, besonders tagsüber.“ – „Ich kritisiere nicht den Inhalt, sondern das schiere Volumen.“ – „Es gibt zu viel Glücksspiel im Fernsehen und ich habe es satt, das zu sehen.“ – „Es gibt viel zu viele Werbespots, von denen viele unrealistische Gewinnchancen versprechen.“

Unmut auf allen Ebenen

Das Vertrauen britischer Verbraucher in Glücksspiele sei, so Angus weiter, zurzeit außergewöhnlich niedrig – in puncto Werbevolumen käme es seit Jahresanfang beinahe wöchentlich zu Beschwerden: „Hört auf mich mit Glücksspielwerbung zu bombardieren!“, so der Wortlaut einer symptomatischen E-Mail, welche Angus wie folgt kommentierte:

„Dies ist die moralische Reaktion auf ein zunehmendes Ärgernis. Bei den meisten Kritikern, einschließlich einer wachsenden Anzahl von Forschern und Wissenschaftlern, spiegelt sich echte Besorgnis über die unbekannten Auswirkungen von Glücksspielwerbung und Sportsponsoring auf Kinder und Jugendliche wider.“

Der Unmut sei demnach allumfassend und fände zudem bereits auch seit längerem in den Schlagzeilen der Medien Ausdruck: „Unverantwortliche Marketingpraktiken“, laute hier das einheitliche Kredo – weshalb es inzwischen auch im britischen Parlament vermehrt zur Einreichung von Gesuchen käme, in denen „drastische Regulierungsmaßnahmen“ gefordert würden. Die Tatsachen zu ignorieren sei für die Branche daher „höchst unklug“.

Die Industrie sei in eigenem Interesse „dringend dazu angehalten“ die Warnungen aus Politik und Bevölkerung ernst zu nehmen, um somit einem „Sturm“ an neuen Werbevorschriften vorzubeugen. Die Fachpresse zitiert in dem Zusammenhang:

„Mein Rat an Sie lautet: Ein Sturm sammelt sich, aber er kann vermieden werden. Lernen Sie aus den Fehlern der Vergangenheit – beachten Sie, was die Öffentlichkeit sagt und setzen Sie verantwortungsvolle Werbestandards in den Mittelpunkt Ihres Geschäfts. Warten Sie nicht erst darauf, dass die Gewitterwolken platzen und gesetzliche Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden.“

„Unglückliche Ausfälle“

Ian Angus verwies abschließend auf einige „unglückliche Ausfälle“, die zur momentan angespannten Situation geführt haben sollen. Vor allem im Bereich des Bonus-Marketings habe die britische Buchmacherbranche demnach „stark enttäuscht“ – über Jahre hinweg gut etablierte Werbevorschriften verbieten die Irreführung von Kunden ausdrücklich und seien dennoch innerhalb kurzer Zeit mehrfach missachtet worden. Trotz etwaiger Warnungen habe der Sektor jedoch nicht gehandelt. Der Direktor wurde deutlich:

„Es musste erst zu diversen ASA-Urteilen, Geldstrafen von Millionen Pfund und einer umfassenden Untersuchung durch die Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde kommen, um die sektorweite Einhaltung Richtlinien zu gewährleisten. Dies hat der Reputation der Branche unkalkulierbare Schäden zugefügt, die hätten vermieden werden können und sollten.“

In der Tat gerieten rechtswidrige Glücksspielreklamen allein den Sommer über außergewöhnlich häufig in den Fokus: Die britische Werbeaufsicht ASA (Advertising Standards Authority) erteilte erst Mitte Juni ein Verbot von Ladbrokes-Werbung für unter 18-jährige. Im Rahmen der Fußball-WM sind bei der Behörde außerdem mehr als 115 Beschwerden über die Buchmacher William Hill und Bet365 eingegangen. Zuletzt sorgten diverse Sportwett-Angebote auf den Juniorwebseiten 15 britischer Fußballklubs für Schlagzeilen.

Dass die Aufsichtsbehörden UKGC und CMA kooperieren, verwundert angesichts dieser Summe an Auffälligkeiten wohl kaum. In diesem Sinne könnten – oder vielmehr werden – sich die legislativen Verheißungen des UKGC-Programmdirektors durchaus bewahrheiten, sollte die Glücksspielbranche des Vereinigten Königreichs hier nicht einlenken. Ob es zeitnah zu Stellungnahmen oder gar Vorschlägen seitens der Betreiber kommen wird, bleibt abzuwarten.

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