Umfrage: Spielen bei Deutschen beliebt
Seit Juli ist der Markt für Online Casinos in Deutschland geöffnet. Es gelten die Vorgaben des neuen Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV 2021), welcher das Ergebnis jahrelanger Debatten über die Regulierung markiert. Dass sich die Marktöffnung lohnen könnte, untermauert nun eine Studie des britischen Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov: Laut einer Umfrage gibt jeder vierte Deutsche monatlich Geld für Glücksspiele aus. Welche Spielarten machen das Rennen?
Sportwetten in der Mitte der Gesellschaft
Eine Umfrage des börsennotierten Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov (UK) hat ergeben, dass sich Glücksspiele unter den Menschen in Deutschland großer Beliebtheit erfreuen: Mehr als jeder vierte Deutsche gibt demnach mindestens einmal pro Monat Geld für die Teilnahme an bestimmten Spielformen aus. Doch welche Spielarten haben die höchste Relevanz? Hierfür hat YouGov ein bisher einzigartiges Tool namens Global Gambling Profiles entwickelt.
Laut YouGov gaben 27 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer an, mindestens einmal im Monat Geld für Glücksspiele, Wetten, Casinospiele oder anderweitige zufallsbasierte Spiele auszugeben. Hiervon erklärten wiederum 11 Prozent mehr als 25 Euro auszugeben, während 16 Prozent angaben, weniger zu investieren. Allerdings waren Lotterien von der Befragung ausgenommen. Die Daten sollen in erster Linie der privaten Glücksspielindustrie Einblicke in die Spielpräferenzen bieten.
Wie aus der Umfrage hervorgeht nehmen acht Prozent regelmäßig an Sofortgewinnspielen wie Rubbellosen teil. Fünf Prozent bevorzugen hingegen das Online Spielen am Automaten, während vier Prozent der Teilnehmer erklärten, Poker und Bingo zu favorisieren. Unanfechtbarer Spitzenreiter sind Sportwetten Casinos, an denen 35 Prozent der Spieler regelmäßig teilnehmen. Am liebsten wird auf Fußball gesetzt, zudem gaben neun Prozent an, auf Tennis zu tippen.
“Das Glücksspiel ist eine so gewichtige Branche, dass Marken und Partner es verdienen, genaue und stets aktuelle Daten zur Verfügung zu haben. Mit den Fortschritten in der Technologie, den seismischen Auswirkungen von COVID-19 und den gegensätzlichen Veränderungen bei Regulierungen auf der ganzen Welt, stellt YouGov Global Gambling Profiles den umfassendsten und detailliertesten Datensatz auf dem Markt dar. Dieses Tool ist ein wichtiger Schritt, um Gespräche, weg von generischen Vorstellungen über Glücksspiel und hin zu nuancierteren Sichtweisen unterschiedlichster Verbraucher innerhalb dieser Branche zu führen.”– Oliver Rowe, Direktor, YouGov, Pressemitteilung
Neues Tool: 24 Schlüsselmärkte im Visier
Laut YouGov sei das Tool Global Gambling Profiles extra dazu entwickelt worden, um geschäftsrelevante Einblicke in den Glücksspielmarkt zu bieten: Mit dem Tool sollen künftig 24 globale Schlüsselmärkte genauer unter die Lupe genommen werden. Darunter – neben Deutschland – Frankreich, Großbritannien, Australien und die USA, wo ebenfalls eine hohe Glücksspielakzeptanz vorherrscht. Das Tool arbeitet dabei mit konkreten Fragen an die Verbraucher, darunter:
- Haben Sie schon einmal in einem Casino um Geld gespielt?
- Wenn ja, welches Spiel haben Sie gespielt?
- Haben Sie außerhalb eines Casinos schon einmal am Automaten gespielt?
- Haben Sie mehr Geld gewonnen oder verloren?
- Glauben Sie, dass es beim Spielen etwas wie eine Glückssträhne gibt?
Laut eigenen Aussagen basiert das Tool Global Gambling Profiles auf über 500.000 geführten Interviews pro Jahr. Monatlich würden neue Daten gesammelt, die ständig aktualisiert werden. Daher biete das Tool einen sofortigen Überblick über die Spielweisen, Charakteristiken und Einstellungen Glücksspielkunden. Vor allem die Frage, welche Spiele wo am liebsten gespielt werden, hätten eine hohe Relevanz. Erstmals würden derartige Nuancen geliefert.
Umfrage für deutschen Markt relevant
Für den deutschen Glücksspielmarkt hat die Umfrage hohe Relevanz, denn der Markt wurde seit Juli erstmals für internationale Online Casinos geöffnet, die sich fortan an die Regeln des neuen GlüStV halten müssen. Damit erhalten allerdings auch strenge Spielerschutzvorgaben wie Einsatzlimits und Sperrsysteme Einzug. Viele der Regeln hatten im Vorfeld für Kritik gesorgt. Insbesondere die kürzlich verabschiedete Spieleinsatzsteuer sorgt immer noch für Missmut.
Die Einsatzsteuer beträgt 5,3 Prozent und gilt – obwohl europaweit normalerweise die Bruttospielerträge besteuert werden – für Online Spielautomaten und Online Poker. Unlängst haben Forscher und Branchenvertreter davor gewarnt, dass Online Casinos dadurch ihre Auszahlungsquoten senken müssen. Dies sorge für eine Abwanderung der Kundschaft von knapp 50 Prozent. Es bleibt abzuwarten, ob die Spieler bei deutschen Lizenznehmern spielen werden oder lieber Anbieter mit EU-Lizenz bevorzugen.
Klar ist, dass mit der Einsatzsteuer das höchste Ziel des neuen Staatsvertrages – die Kanalisierung der Kundschaft in den deutschen Markt – gefährdet wird. Laut Aussagen der Universitäten Bochum und Düsseldorf ließen sich auch alle anderen Ziele des GlüStV nicht mehr umsetzen, wenn dieses oberste Ziel nicht erreicht wird. Um die Spieleinsatzsteuer einzuführen, wird laut Bundesrat das sogenannte Rennwett- und Lotteriegesetz von 1922 modernisiert.