Endspurt vor den US-Wahlen: Warum liegen die Quoten der Buchmacher und die Umfragewerte so weit auseinander?

Morgen wählen die US-amerikanischen Bürger einen neuen Präsidenten. Einen Tag vor der Wahl hat Donald Trump (Republikaner), der von 2017 bis 2021 bereits Präsident der Vereinigten Staaten war, die Nase bei den Buchmachern vorn. Seine Konkurrentin Kamala Harris (Demokraten) darf sich aber ebenso berechtigte Hoffnungen auf den Einzug ins Weiße Haus machen. Erstaunlicherweise fallen die Quoten der Wettanbieter und die Umfragewerte sehr unterschiedlich aus.

USA-Flagge vor dem Weißen Haus

Einen Tag vor den US-Wahlen 2024 liegen Trump und Harris in den Umfragen nahezu gleichauf (Symbolbild). © Brandon Mowinkel/unsplash.com

Umfragen versprechen ein Kopf-an-Kopf-Rennen

Auf der Website realclearpolling.com werden tägliche Updates zu Umfragewerten rund um die US-Wahlen 2024 [Website auf Englisch] hochgeladen. Im Schnitt läge die Wahrscheinlichkeit für einen Wahlsieg von Donald Trump bei derzeit 48,4 %. Ein Sieg für Kamala Harris wird mit einer Chance von 48,1% bewertet.

Die Siegchancen für die Demokraten hätten sich den Umfragewerten zufolge mit dem Rückzug Joe Bidens und der Kandidatur von Kamala Harris deutlich verbessert. In den letzten Wochen scheint jedoch Donald Trump aufgeholt und seine Konkurrentin leicht überholt zu haben.

Beeinflussen Trump-Befürworter die Quoten?

Nimmt man die in den Umfragen ermittelte Wahrscheinlichkeiten als Basis, dürfte die faire Quote für einen Wahlsieg von Trump oder Harris derzeit bei etwa 1,9 liegen. Allerdings liegt der Schnitt der Buchmacher für einen Wahlsieg von Trump bei rund 1,55. Wer an Harris glaubt, erhält hingegen das 2,1-fache seines Einsatzes zurück, wenn sie die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten wird.

Diese Diskrepanz wird von Experten unter anderem damit erklärt, dass ein Großteil der Wetten über die Krypto-Plattform Polymarket abgewickelt werde, die Trump zugeneigt sei. Unter anderem der Trump-Befürworter Elon Musik habe Polymarket zuletzt aktiv unter seinen Followern beworben.

Laut Bericht im Handelsblatt sei auch zu bedenken, dass Menschen weltweit auf politische Ereignisse wetten könnten, während die Umfragen nur unter Wahlberechtigten durchgeführt würden. Dies könne die Quoten verfälschen und in ihrer Aussagekraft einschränken.

Wie funktioniert das Wahlsystem in den USA?

Da die Politik in den USA von den beiden großen Parteien – Demokraten und Republikanern – dominiert wird, gibt es praktisch nur zwei realistische Kandidaten zur Auswahl.

Jeder Bundesstaat hat eine bestimmte Anzahl an Electors (deutsch: Wahlmänner), abhängig von der Bevölkerungszahl. Der Kandidat, der in einem Bundesstaat die Mehrheit der Stimmen der Bürger erhält, bekommt in fast allen Fällen auch alle sogenannten Wahlmännerstimmen des Staates (sogenanntes Winner-takes-all-Prinzip).

Insgesamt gibt es 538 Wahlmänner. Ein Kandidat muss mindestens 270 Wahlmännerstimmen gewinnen, um Präsident zu werden. Dadurch kann ein Kandidat Präsident werden, ohne die Mehrheit der Stimmen im ganzen Land zu haben, wie es bei einem reinen Mehrheitswahlsystem der Fall wäre.

Nur die Wahl bringt die Entscheidung

Egal, was die Buchmacher sagen oder die Prognosen vermuten lassen – erst die Auszählung der Stimmen wird die Wahrheit bringen. Ob sich der unterlegene Präsidentschaftskandidat damit zufriedengeben wird, ist eine andere Frage.

Bei der letzten Wahl im Dezember 2020 hatte Trump das Wahlergebnis bereits angezweifelt und bereite sich nach ZDF-Informationen erneut auf eine Anfechtung im Falle einer Niederlage vor.

Man kann also davon ausgehen, dass die diesjährige US-Wahl nicht nur ein Kopf-an-Kopf-Rennen, sondern auch jede Menge Drama bereithalten dürfte.

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