Besser als Nagelsmann? So würde ChatGPT die deutsche Nationalelf für die EM aufstellen
Am 14. Juni geht es endlich los: Die Europameisterschaft 2024 steht bevor und ganz Deutschland ist schon jetzt heiß auf spannende Spiele in heimischen Stadien. Bundestrainer Julian Nagelsmann hat vor ein paar Tagen den Kader der deutschen Nationalmannschaft bekannt gegeben – und die Diskussionen reißen nicht ab.
Die EM 2024 als großer Befreiungsschlag?
Jeder Fußballfan hat seine Meinung über Spieler und die Leistungen, die sie bei der kommenden Heim-EM erbringen werden. Auch renommierte Experten wie Lothar Matthäus und Michael Ballack sind sich nicht immer einig. In dieser Debatte tritt nun eine neue Stimme auf den Plan: ChatGPT, ein KI-Tool, das auf Basis von Daten und Algorithmen Entscheidungen trifft. Doch wie würde ChatGPT die Nationalelf aufstellen? Kann eine künstliche Intelligenz tatsächlich bessere Entscheidungen treffen als ein erfahrener Trainer wie Julian Nagelsmann?
Unter Nagelsmann hat die deutsche Nationalmannschaft zuletzt einige Höhen und Tiefen erlebt. Trotz des großen Potenzials und des extrem talentierten Spielermaterials blieben die Ergebnisse zunächst hinter den Erwartungen zurück. Gegen die USA, Mexiko, die Türkei und Österreich trat die deutsche Mannschaft noch unsicher auf. Dementsprechend setzte es gegen die Underdogs aus der Türkei (2:3) und Österreich (0:2) sogar Niederlagen.
Zuletzt zeigte die Formkurve dann aber nach oben. In Frankreich gewann Deutschland 2:0 und gegen die Niederlande gab es einen 2:1-Heimsieg. Das Testspiel gegen die Ukraine endete in einem torlosen Unentschieden. Vor der Europameisterschaft steht noch ein Freundschaftsspiel zu Hause gegen Griechenland (07.06.2024) an.
Trotzdem: Kritiker bemängeln fehlende Konstanz und fragwürdige taktische Entscheidungen des Trainers. Vor wenigen Tagen hat Nagelsmann nun den vorläufigen Kader für die Nationalelf bekannt gegeben. Werfen wir aber zunächst einen Blick auf die Aufstellung der KI.
Wie würde ChatGPT die Deutschen zum Titel führen?
ChatGPT basiert auf datenbasierter Entscheidungsfindung. Es analysiert eine Vielzahl von Faktoren wie Spielerform, Statistiken und Gegneranalysen. Im Gegensatz zu menschlichen Trainern, die auch emotionale und psychologische Aspekte berücksichtigen, stützt sich ChatGPT ausschließlich auf objektive Daten. Dies kann sowohl ein Vorteil als auch ein Nachteil sein, da emotionale Intelligenz und Menschenkenntnis in kritischen Situationen ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Die folgenden Abschnitte basieren auf Aussagen der KI, die ein recht klassisches 4-3-3 spielen lassen würde.
KI: Die Torhüter
Für die Auswahl des Torhüters würde ChatGPT mehrere Kriterien heranziehen, darunter aktuelle Form, Anzahl der gehaltenen Schüsse und die Stabilität in entscheidenden Spielen. Basierend auf den jüngsten Statistiken könnte Marc-André ter Stegen aufgrund seiner konstanten Leistungen und hohen Abwehrquote als Nummer Eins gesetzt werden. Dahinter stünden aufgrund seiner Erfahrung und Führungsqualitäten als Nummer Zwei Manuel Neuer und als Nummer Drei Kevin Trapp (33, Eintracht Frankfurt), der sowohl in der Europa League als auch in der Bundesliga starke Leistungen gezeigt hat. Im Gegensatz zu Nagelsmann würde ChatGPT also nur die üblichen drei Torhüter nominieren.
- Marc-André ter Stegen (32, FC Barcelona)
- Manuel Neuer (38, FC Bayern München)
- Kevin Trapp (33, Eintracht Frankfurt)
KI: Die Abwehr
In der Abwehr würde ChatGPT ein System bevorzugen, das defensive Stabilität und positionelle Flexibilität bietet. Eine Viererkette bestehend aus Antonio Rüdiger, Niklas Süle (28, Borussia Dortmund), Robin Gosens (29, Union Berlin) und Joshua Kimmich wäre laut der KI optimal. Dahinter stünden in der zweiten Reihe der zuverlässige Matthias Ginter (30, SC Freiburg), der schnelle und flankenstarke David Raum, Thilo Kehrer (27, AS Monaco) mit seiner Flexibilität, der defensiv stabile Lukas Klostermann (28, RB Leipzig), Freiburgs Defensivkonstante Christian Günter (31, SC Freiburg) sowie ebenfalls Jonathan Tah. Auch bei der KI wäre Mats Hummels also außen vor.
- Antonio Rüdiger (31, Real Madrid)
- Niklas Süle (28, Borussia Dortmund)
- Robin Gosens (29, Union Berlin)
- Joshua Kimmich (29, FC Bayern München)
- Matthias Ginter (30, SC Freiburg)
- David Raum (26, RB Leipzig)
- Thilo Kehrer (27, AS Monaco)
- Lukas Klostermann (28, RB Leipzig)
- Christian Günter (31, SC Freiburg)
- Jonathan Tah (28, Bayer Leverkusen)
KI: Das Mittelfeld
Auch im Mittelfeld würde ChatGPT deutlich anders aufstellen als der echte DFB-Trainer. Ebenfalls dabei wären İlkay Gündoğan, Jamal Musiala und Kai Havertz. Im Gegensatz zu Nagelsmann würde die KI aber auf den dynamischen Leon Goretzka (29, FC Bayern München), den technisch starken und ballsicheren Florian Neuhaus (27, Borussia Mönchengladbach), den kreativen Julian Brandt (28, Borussia Dortmund) und den erfahrenen Emre Can (30, Borussia Dortmund) setzen. Gesetzt wären bei der KI Joshua Kimmich im defensiven Mittelfeld sowie Leon Goretzka und İlkay Gündoğan in der Schaltzentrale. Nagelsmann bevorzugt oft eine dynamischere und offensivere Mittelfeldaufstellung, was zu einer größeren Angriffsvielfalt führt, jedoch auch die Abwehr anfällig machen kann. ChatGPTs Ansatz könnte hier für eine bessere Balance sorgen.
- İlkay Gündoğan (33, FC Barcelona)
- Jamal Musiala (21, FC Bayern München)
- Kai Havertz (24, FC Arsenal London)
- Leon Goretzka (29, FC Bayern München)
- Florian Neuhaus (27, Borussia Mönchengladbach)
- Julian Brandt (28, Borussia Dortmund)
- Emre Can (30, Borussia Dortmund)
- Joshua Kimmich (29, FC Bayern München)
KI: Der Sturm
Auch im Angriff gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den KI-Nominierungen und Nagelsmanns echter Wahl. Nur Leroy Sané und Thomas Müller stehen auch im echten Kader. Daneben schätzt ChatGPT die Torgefahr von Serge Gnabry, die Geschwindigkeit von Timo Werner (28, Tottenham Hotspurs), den kreativen Offensivdrang von Karim Adeyemi (22, Borussia Dortmund) sowie Kevin Vollands (31, Union Berlin) Vielseitigkeit scheinbar mehr als der Bundestrainer. Stammkräfte in der Offensive wären bei ChatGPT Gnabry auf Rechts, Sané auf Links und Werner in der Mitte. Im Vergleich zu Nagelsmanns Offensivstrategien, die oft auf Flexibilität und Spielintelligenz setzen, könnte ChatGPTs Wahl eine direktere und möglicherweise effektivere Angriffsvariante darstellen.
- Leroy Sané (28, FC Bayern München)
- Thomas Müller (34, FC Bayern München)
- Serge Gnabry (28, FC Bayern München)
- Timo Werner (28, Tottenham Hotspurs)
- Karim Adeyemi (22, Borussia Dortmund)
- Kevin Volland (31, Union Berlin)
Nagelsmanns vorläufiger EM-Kader: Gut genug für den großen Wurf?
Im Zuge einer kreativen PR-Aktion wurde ein Großteil des EM-Kaders bereits vor der offiziellen Bekanntgabe veröffentlicht – und zwar von Dönerverkäufern, der Oma von nebenan und bekannten Musikern. Das war ein voller Erfolg und heizte die Vorfreude der Deutschen auf ein neues Sommermärchen weiter an. 27 Mann zählt der vorläufige Kader. Einen muss Nagelsmann vor der EM also noch streichen, um auf die erlaubten 26 Spieler zu kommen. Ganz frei von Kontroversen war die Nominierung dabei nicht. Folgende Spieler sollen Deutschland ins Finale im Olympiastadion in Berlin und zum ersten Titel nach der Weltmeisterschaft 2014 führen.
Die Torhüter
Schon auf der Torhüterposition sorgte Nagelsmann für die erste große Überraschung: Statt der üblichen drei hat der junge Nationaltrainer gleich vier Torhüter nominiert. Nagelsmann begründete diese Entscheidung mit einer Steigerung der Trainingsqualität und Entlastung für Stammtorhüter Manuel Neuer und seinen Ersatz Marc-André ter Stegen:
Weil ich es als ganz wichtig ansehe, Torhüter auch im Training im Tor zu haben, gerade wenn Abschlüsse trainiert werden, wenn Kettenverhalten trainiert wird. Dass das nicht immer Manu machen muss und auch nicht immer Marc machen muss.”–Julian Nagelsmann, Trainer der deutschen Nationalmannschaft, goal.com
- Manuel Neuer (38, FC Bayern München)
- Marc-André ter Stegen (32, FC Barcelona)
- Alexander Nübel (27, VfB Stuttgart)
- Oliver Baumann (34, TSG Hoffenheim)
Die Abwehr
In der Abwehr traf der Bundestrainer dagegen weniger umstrittene Entscheidungen und kann auf viel Qualität setzen. Der einzige wunde Punkt könnte die Nichtnominierung von Mats Hummels (35, Borussia Dortmund) sein, der sein Team in dieser Saison als Fels in der Brandung bis ins Finale der Champions League gegen Real Madrid führte.
- Nico Schlotterbeck (24, Borussia Dortmund)
- Jonathan Tah (28, Bayer Leverkusen)
- Antonio Rüdiger (31, Real Madrid)
- Waldemar Anton (27, VfB Stuttgart)
- Maximilian Mittelstädt (27, VfB Stuttgart)
- David Raum (26, RB Leipzig)
- Benjamin Henrichs (27, RB Leipzig)
- Robin Koch (27, Eintracht Frankfurt)
- Joshua Kimmich (29, FC Bayern München)
Das Mittelfeld
Leon Goretzka (29, FC Bayern München) war wohl der größte Verlierer der Kadernominierung von Julian Nagelsmann. Einst als eines der größten Talente im deutschen Fußball gefeiert, hat es der Box-to-Box-Spieler vom FC Bayern München nach einer eher enttäuschenden Saison nicht in den Kader geschafft.
- Aleksandar Pavlovic (20, FC Bayern München)
- Jamal Musiala (21, FC Bayern München)
- Toni Kroos (34, Real Madrid)
- Pascal Groß (32, Brighton & Hove Albion)
- Kai Havertz (24, FC Arsenal London)
- İlkay Gündoğan (33, FC Barcelona)
- Florian Wirtz (21, Bayer Leverkusen)
- Robert Andrich (29, Bayer Leverkusen)
Der Sturm
Auch im Sturm wurde ein Bayern-Star und ehemaliger DFB-Dauerbrenner gestrichen: Serge Gnabry (28, FC Bayern München) fehlt.
- Thomas Müller (34, FC Bayern München)
- Niclas Füllkrug (31, Borussia Dortmund)
- Deniz Undav (27, VfB Stuttgart)
- Maximilian Beier (21, TSG Hoffenheim)
- Leroy Sané (28, FC Bayern München)
- Chris Führich (26, VfB Stuttgart)
Fazit: Welches Team hat bessere Chancen auf den EM-Titel?
Beide Teams haben ihre Stärken und Schwächen. Welches Team letztendlich bessere Chancen auf den Titel hat, lässt sich natürlich schwer sagen und hängt stark vom Turnierverlauf und der Tagesform ab. Nagelsmanns Team könnte aufgrund der menschlichen Intuition und taktischen Flexibilität im Vorteil sein, während ChatGPTs Team durch datenbasierte Entscheidungen und objektive Spielerbewertungen besticht.
Letztlich könnte eine Kombination beider Ansätze – die menschliche Expertise und emotionale Intelligenz von Nagelsmann mit der datengetriebenen Analyse von ChatGPT – möglicherweise die besten Chancen auf den Titel bieten. Und KI sowie maschinelles Lernen sind Technologien, die bereits im Fußball angekommen sind. Matthias Bauer (27, Datenanalyst beim DFB) sagte dazu kürzlich Folgendes:
Schauen wir auf den internationalen Fußball, liegen Barcelona und Liverpool vorne. Sie haben Abteilungen mit Datenwissenschaftlern und Mathematikern aufgebaut, die wirklich nur den Trainerteams zuarbeiten. Wir gehen das Thema auch erst seit einem Jahr in der Intensität an und versuchen, die Bundesligisten nach und nach mitzunehmen. Gemeinsam werden wir aufholen, wir bündeln derzeit die Kräfte im deutschen Fußball.”–Matthias Bauer, Datenanalyst beim DFB, DFB
In ein paar Wochen wird sich zeigen, ob Julian Nagelsmann mit seiner Auswahl richtig liegt, oder ob der DFB beim nächsten großen Turnier, also der Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Mexiko und Kanada, besser auf künstliche Intelligenz setzen sollte.