17 von 18 Fußball-Bundesligisten haben trotz Kritik von Fans und Politik einen Glücksspiel-Sponsor
Nach der 2. Bundesliga und 3. Liga ist am Wochenende auch die 1. Bundesliga in die neue Saison gestartet. In den Fußballstadien und an den TV-Bildschirmen haben die Zuschauer aber nicht nur Tore zu sehen bekommen, sondern auch viel Werbung. Besonders die Glücksspielbranche ist bei fast allen Bundesligisten in irgendeiner Form als Geldgeber präsent. Das alarmiert den Suchtbeauftragten der Bundesregierung.
Glücksspielwerbung im Fußball ist omnipräsent
Einem Bericht der Frankfurter Rundschau zufolge, hätten 17 von 18 Bundesliga-Clubs einen Sponsor aus der Glücksspielbranche. Einzig der VfL Bochum habe derzeit keinen Partner, arbeite aber an neuen Kooperationen. Es scheint somit keinen Bundesliga-Club zu geben, der eine Zusammenarbeit mit Glücksspielanbietern kategorisch ausschließe.
Besonders Sportwettenanbieter würden oft auf der Sponsorenliste der Vereine auftauchen. Doch auch von Online Casinos oder Lotterien erhielten die Clubs Geld, um für das Glücksspielangebot der Sponsoren zu werben.
Bereits in der letzten Saison hätten fast drei Viertel aller Bundesligisten einen Buchmacher als Sponsoren gehabt, wie eine Auswertung von Statista zeigt:
Am prominentesten werbe aktuell der VfB Stuttgart für ein Glücksspiel-Unternehmen. Das Logo des Sportwettenanbieters WINAMAX werde aber nur noch diese Saison auf der Brust der Schwaben zu sehen sein. Die Gründe dafür seien offiziell nicht kommuniziert worden.
Burkhard Blienert zeichnet düsteres Szenario
Der Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), habe sich sehr besorgt darüber geäußert, dass Werbung für Glücksspielanbieter in der Fußball-Bundesliga so weit verbreitet sei und habe eine Prognose gewagt:
Am Ende sind es die Fans, die für dieses Milliardengeschäft die Zeche zahlen – erst mit ihren Spieleinsätzen, später – leider – auch mit ihrer Gesundheit, dem Verlust ihres sozialen Umfelds und ihrer finanziellen Grundlage. – Burkhard Blienert, Suchtbeauftragter der Bundesregierung, Quelle: Frankfurter Rundschau
Blienert setzt sich seit Jahren für Einschränkungen oder sogar ein Komplettverbot von Glücksspielwerbung ein.
Kritik auch von Seiten der Fans
Nicht bei allen Fans scheint das Engagement der Glücksspielanbieter gut anzukommen. Im vergangenen Jahr hatten sich die Stuttgarter Anhänger bereits über WINAMAX als Sponsor beklagt – jetzt wird der Sponsoren-Deal vorzeitig beendet. Darüber, welche Gründe letztlich zu dieser Entscheidung geführt haben, kann lediglich spekuliert werden.
Viel Zuspruch habe der FC St. Pauli dafür erhalten, nicht mehr für bwin zu werben und die Werbung für Sportwettenanbieter zukünftig zu unterlassen. Allerdings habe der Aufsteiger mit der Spielbank Hamburg unmittelbar danach einen neuen Sponsor aus der Glücksspielbranche präsentiert.
Man darf gespannt sein, ob sich die Sponsorenlandschaft in der Fußball-Bundesliga zukünftig ändern wird und ob die Politik hier tatsächlich Einfluss nehmen kann. Bislang scheint es wenig Anhaltspunkte dafür zu geben, dass die Clubs ihre Werbeintensität für Glücksspielunternehmen reduzieren werden.