85 % Rückgang: Fehlt den Liechtensteiner Casinos der Umsatz Spielsüchtiger?
Der Umsatz in Liechtensteiner Casino ist seit dem 07. Januar 2025 um 85 % zurückgegangen. Damit falle der Rückgang deutlich höher aus, als der Casino-Verband Fürstentum Liechtenstein es nach Inkrafttreten des gemeinsamen Glücksspielabkommens mit der Schweiz erwartet hätte. Hunderte Arbeitsplätze seien in Gefahr, aber der Spielerschutz werde nicht verbessert, laute der Vorwurf des Verbandes.
Umsatzrückgang übersteigt Prognosen deutlich
Seit dem 07. Januar 2025 führen die Schweiz und Liechtenstein ein gemeinsames Sperrregister für potentiell spielsüchtige Glücksspieler. Wer sich in der Schweiz oder in Liechtenstein freiwillig vom Glücksspiel ausschließt oder eine Sperre verordnet bekommt (z.B. von einem Therapeuten), kann sowohl in der Schweiz als auch in Liechtenstein keine Glücksspielangebote mehr nutzen.
Einer Meldung von Radio Liechtenstein zufolge, hätten die sechs terrestrischen Casinos in Liechtenstein sich nach Inkrafttreten des Sperrlisten-Abkommens mit der Schweiz auf einen Umsatzrückgang von rund 30 % eingestellt. Allerdings würden die tatsächlichen Zahlen zeigen, dass der Rückgang deutlich dramatischer ausfalle und 85 % betrage.
Casino-Verband sieht angebliche Benachteiligung
Der liechtensteinische Casino-Verband habe sich in Person von Verbandspräsident Markus Kaufmann und Vizepräsident Philipp Nossek öffentlich darüber beklagt, dass das neue Abkommen mit der Schweiz dem Spielerschutz nicht zuträglich sei.
Kaufmann und Nossek hätten argumentiert, dass spielsüchtige Spieler aus der Schweiz nun vermehrt nach Österreich oder Deutschland ausweichen würden. Dort könnten sie trotz einer aktiven schweizerisch-liechtensteinischen Spielersperre weiter am Glücksspiel teilnehmen.
Das Argument erscheint plausibel, da es sowohl in Süddeutschland als auch in Österreich viele Spielbanken gibt. Dass die Casinos in Liechtenstein bisher jedoch einen Großteil ihrer Gewinne durch Spieler erzielt haben könnten, die in der Schweiz als spielsüchtig gelten, scheint der Casino-Verband nicht aus den Zahlen lesen zu wollen.
Sind gemeinsame Sperrlisten gut für den Spielerschutz?
Für die Casinos in Liechtenstein ist der Umsatzrückgang ein Schock und könnte die Branche des Landes bedrohen, in der über 400 Menschen arbeiten und die 50 Millionen CHF (ca. 52,7 Millionen Euro) jährlich für den Staat generiert. Doch der Einbruch könnte auch ein Zeichen dafür sein, dass länderübergreifende Sperrlisten ein wirkungsvolles Mittel für den Spielerschutz sind.
Solange es jedoch Möglichkeiten für Spieler gibt, auf andere Angebote auszuweichen, scheint der tatsächliche Nutzen für den Spielerschutz stark eingeschränkt zu sein. Neben dem Wechsel auf terrestrische Angebote in angrenzenden Ländern gilt auch der unregulierte Online-Schwarzmarkt als sehr riskant für betroffene Spieler, da hier in der Regel keine Kontrollen stattfinden und es oft keine Einsatzlimits gibt.
Argumentation des Casino-Verbandes verwirrend
Kaufmann und Nossek hätten ergänzend zu ihren bisherigen Ausführungen erklärt, die “strengen Sozialkonzepte” in Liechtenstein und der Schweiz seien deutlich wirkungsvoller als jene in Deutschland oder Österreich. Konkrete Nachweise für diese Unterstellung hätten sie jedoch nicht angeführt.
Stattdessen hätten sie die Stärken der Liechtensteiner Casinos hervorgehoben. Das gut ausgebildete Casino-Personal in Liechtenstein würde ihrer Meinung nach klar erkennen, ob ein Spieler spielsüchtig sei und rechtzeitig einschreiten, was eine gemeinsame Sperrliste überflüssig mache – so der CasinoVerband.
Zudem seien Casinos in Liechtenstein steuerlich schlechter gestellt als Spielbanken im Ausland und es gebe kein Umsatzpotential durch Online-Glücksspiele, da diese in Liechtenstein verboten seien. Darüber hinaus sei Werbung für Liechtensteiner Casinos in der Schweiz nicht gestattet, während Schweizer Casinos in Liechtenstein für sich werben dürften.
Warum diese Argumente geeignet seien, das Abkommen beider Länder zum Spielerschutz zu kritisieren, scheint schwer nachvollziehbar.