Sammelklage gegen Glücksspiel-Konzern Entain: Investoren wollen 100 Millionen GBP Entschädigung wegen Ladbrokes-Skandal
Der Glücksspiel-Konzern Entain stand im Jahr 2023 mehrfach wegen Verstößen gegen verschiedene Richtlinien in der Kritik. Jetzt strebt die Anwaltskanzlei Fox Williams eine Sammelklage an, um die Anleger des britischen Unternehmens zu entschädigen, die aufgrund der Verfehlungen in der Vergangenheit viel Geld verloren haben. Es werden 100 Millionen GBP (ca. 118 Millionen Euro) gefordert.
Anleger wurden nicht transparent aufgeklärt
Als Grund für die Sammelklage gegen Entain werde eine angebliche “Unterlassung einer ehrlichen Berichterstattung” [Artikel auf Englisch] genannt, wie der britische Mirror berichtet. Konkret ziele die Klage auf den Umgang von Entain mit einem türkischen Tochterunternehmen der Entain-Marke Ladbrokes ab, das sich der mangelnden Korruptionsprävention schuldig gemacht habe.
Entain habe im letzten Jahr eine Rekordstrafe in Höhe von 585 Millionen GBO an die britische Finanzbehörde zahlen müssen, obwohl das Tochterunternehmen bereits 2017 verkauft worden sei. Infolgedessen brach der Aktienkurs ein und CEO Jette Nygaard-Andersen trat zurück.
Andrew Hill, Partner bei Fox Williams, habe betont, dass die angestrebte Klage nicht nur einen finanziellen Ausgleich, sondern auch Symbolwirkung haben solle:
Diese Klage bietet institutionellen Anlegern die Möglichkeit, erhebliche Verluste wieder gutzumachen, dient aber ebenfalls der Verbesserung der Transparenz und Governance im britischen Glücksspielsektor und erinnert börsennotierte Unternehmen daran, dass sie ihre Offenlegungspflichten ernst nehmen müssen. – Andrew Hill, Partner bei Fox Willaims, Quelle: The Guardian
Zudem habe Hill daran appelliert, dass börsennotierte Gesellschaften verstehen müssten, dass sie gegenüber ihren Anlegern zur Transparenz verpflichtet wären. Insofern scheint die Klage gegen Entain von übergeordneter Bedeutung zu sein.
Entain steht vor Konsolidierung
Mit dem Rücktritt von Jette Nygaard-Andersen als CEO von Entain endete Experten und internen Berichten zufolge eine Ära des Konzerns, die von einer massiven Expansionspolitik geprägt war. Stella David übernahm als Interims-CEO die Führung.
Inzwischen habe sich Entain aus unregulierten Märkten zurückgezogen und betone, dass das operative Geschäft trotz hoher Verluste im Vorjahr grundsätzlich profitabel sei.
Immer, wenn es zu Vorwürfen kommt, scheint Entain bisher darauf zu verweisen, dass es sich um “Altlasten” aus der Vergangenheit handle. Es wird sich zeigen, ob Entain die Skandale der Vergangenheit hinter sich lassen kann oder ob es in Zukunft noch weitere Enthüllungen gibt, die zu Strafzahlungen führen könnten.
Entain dementiert Sammelklage
Ein Sprecher von Entain habe bisher abgestritten, dass der Glücksspiel-Konzern von seinen Anlegern verklagt würde. Wäre dies der Fall, sei Entain gewillt, sich “energisch” gegen die Vorwürfe zu wehren.
Der Aktienkurs von Entain sackte im Zuge der Mittelung trotzdem um mehrere Prozentpunkte ab und taxiert derzeit bei unter 8 Euro. Vor rund drei Jahren war das Unternehmen an der Börse noch mehr als das Dreifache wert.