Australien: Spotify schaltet Glücksspielwerbung zwischen populären Kinderliedern

Der Musikstreaming-Dienst Spotify ist seit einigen Tagen in aller Munde: Gestern erhielten Nutzerinnen und Nutzer mit Spotify Wrapped die Zusammenfassung ihrer beliebtesten Songs des Jahres 2024. Gleichzeitig hat das Unternehmen in Australien für einen Skandal gesorgt, da zwischen beliebten Songs für Kinder Glücksspielwerbung ausgespielt wurde. Wir fassen die Ereignisse zusammen.

Aufnahme eines Mädchens mit einer Gitarre in der Hand.

Wie konnte auf Spotify Glücksspielwerbung zwischen Kinderliedern abgespielt werden (Symbolbild)? ©Pezibear/pixabay.com

Glücksspielwerbung nach Disney-Songs abgespielt

Spotify ist mit 615 Millionen aktiven monatlichen Nutzern der weltweit größte und beliebteste Musikstreaming-Dienst. Er wird nicht nur von Millionen Erwachsenen, sondern auch von vielen Kindern genutzt, um Musik und Podcasts abzuspielen. In Australien wird das Unternehmen derzeit jedoch massiv kritisiert.

Der Grund sei eine Beschwerde eines besorgten Vaters [Link auf Englisch], der anonym bleiben wolle. In seiner Beschwerde habe er ausgeführt, dass er seinen Spotify-Account regelmäßig nutze, um Musik für seine zwei Kinder abzuspielen. Da der Mann ein kostenfreies Spotify-Konto habe, sei zwischen den Liedern Werbung geschaltet worden.

Vor wenigen Wochen hätten seine Kinder sich mehrere Disney-Songs aus bekannten Filmen angehört. Ihm sei aufgefallen, dass zwischen den Disney-Songs Werbung für einen bekannten Sportwettenanbieter abgespielt worden sei. Dies habe ihn schockiert:

Ich liebe Spotify und habe volles Verständnis dafür, dass Sie Einkommen generieren müssen. Allerdings ist das Abspielen von Sportwetten-Werbung vor und nach Disney-Songs unangemessen und möglicherweise schädlich für meine Kinder. Meine Kinder lieben Disney und hören häufig Moana, Frozen und andere Lieder wie die Wiggles und Bluey. Lieder, die wahrscheinlich nicht mit Glücksspielern in Verbindung gebracht werden und auch nicht die erste Wahl für sie sind.anonymer Vater aus Australien, MSN

Spotify soll sich zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert haben. Der Musikstreaming-Dienst teile in seinen Nutzungsbedingungen mit, dass Glücksspielwerbung nur für Nutzer ab einem Alter von 18 Jahren ausgespielt werde.

Sportwettenanbieter pausiert Zusammenarbeit mit Spotify

Der Vorfall soll bereits Konsequenzen für den Musikstreaming-Dienst haben. Der Sportwettenanbieter, dessen Werbesequenz zwischen den Kinderliedern ausgespielt worden sein soll, habe die Zusammenarbeit mit Spotify pausiert [Link auf Englisch].

Jegliche Werbeanzeigen des Anbieters würden normalerweise Maßnahmen zur Altersbeschränkung unterliegen. Dadurch soll verhindert werden, dass die Werbung an Kinder oder Familien ausgespielt werde.

Aufnahme einer Familie.

Warum wurden die Maßnahmen zur Altersbeschränkung des Sportwetten-Anbieters nicht umgesetzt (Symbolbild)? ©s05prodpresidente/pixabay.com

Das Unternehmen äußerte sich enttäuscht darüber, dass die Maßnahmen bei Spotify augenscheinlich nicht berücksichtigt worden seien.

Australien verbietet soziale Medien für Teenager unter 16 Jahren

Dass Spotify Glücksspielwerbung zwischen Kinderliedern ausgespielt hat, wurde in Australien zu einem sensiblen Zeitpunkt publik. Vor wenigen Tagen beschloss die australische Regierung, die Nutzung der sozialen Medien für Teenager unter 16 Jahren zu verbieten [Link auf Englisch].

Dadurch soll verhindert werden, dass Heranwachsende mit Themen in Kontakt kommen, die nicht altersgerecht sind. Dazu zählt auch das Glücksspiel, das in Australien erst für Personen ab 18 Jahren erlaubt ist. Deshalb fordere der besorgte Vater, dass Spotify seinen Nutzern erlauben sollte, Glücksspielwerbung kategorisch auszuschließen:

Vielleicht ermutigt die erneute Aufmerksamkeit der australischen Eltern auf das Verhalten der Technologieunternehmen Ihre Investition in eine Opt-out-Funktion. Kinder sind in hohem Maße beeinflussbar. Wenn sie Glücksspielwerbung sehen, wird dieses normalisiert und die Kinder an das Glücksspiel gewöhnt.anonymer Vater aus Australien, The Guardian

Somit könnte die Debatte rund um die Glücksspielwerbung auf Spotify weitreichende Konsequenzen haben. Inzwischen hätten sich auch besorgte Politiker eingeschaltet, die nicht nur das Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige, sondern auch ein Glücksspielwerbeverbot befürworten würden.

Forderungen nach neuen Regelungen für Glücksspielwerbung werden lauter

Der Vorfall bei Spotify habe die Debatte um neue Regelungen für Glücksspielwerbung in Australien neu entfacht. Schon seit Monaten streiten die Regierung und die Opposition darüber, welche Maßnahmen den besten Schutz bieten könnten.

Vor einigen Monaten schlossen sich mehr als 70 bekannte Persönlichkeiten Australiens zu der Alliance for Gamling Reform zusammen und forderten die Regierung auf, ein Glücksspielwerbeverbot einzuführen. Diese Forderungen fänden bislang jedoch kein Gehör bei der regierenden Labor Party. Der Senat stimmte am 28. November darüber ab und lehnte ein prinzipielles Glücksspielwerbeverbot ab.

Vor wenigen Tagen eskalierte der Streit erneut. Die Australian Greens Party, die ein mögliches Glücksspielwerbeverbot befürworte, warf der Labor Party vor, Glücksspielwerbung zu Weihnachten zu verteilen [Link auf Englisch]. Sie würde damit Familien im Stich lassen und finanzielle Probleme oder das Auseinanderbrechen von Familien in Kauf nehmen.

Es scheint, als wären die Fronten in der Frage um ein Glücksspielwerbeverbot in Australien verhärtet. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Parteien doch noch eine Einigung finden werden.

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