Australien: Alliance for Gambling Reform fordert Regierung zur Einführung von Glücksspiel-Werbeverbot auf
Die australische Alliance for Gambling Reform hat einen offenen Brief an den Premierminister sowie die Opposition verfasst. Darin fordert sie die Einführung eines Glücksspiel-Werbeverbots innerhalb der nächsten drei Jahre. Unterschrieben wurde der Brief von mehr als 70 führenden australischen Persönlichkeiten aus Politik, Sport und der Forschung.
Tsunami von Glücksspielwerbung
Die Alliance for Gambling Reform setzt sich dafür ein, die Glücksspielgesetze in Australien zu verschärfen. Deshalb hat sie heute einen offenen Brief an den australischen Premierminister [Link auf Englisch] Anthony Albanese, 61, sowie den Oppositionsführer Peter Dutton, 53, verfasst. In diesem fordert die Allianz die Einführung eines kompletten Verbots für Glücksspielwerbung.
Die Verantwortlichen finden in dem Brief deutliche Worte für die negativen Auswirkungen der eskalierenden Glücksspielwerbung. Sie führe zu sozialen, finanziellen und gesundheitlichen Schäden und würde gleichzeitig familiäre Probleme fördern. Auch Gewalt innerhalb von Partnerschaften und Suizid könnten laut der Allianz durch Glücksspiel ausgelöst werden.
Gleichzeitig hebt die Alliance for Gambling Reform hervor, dass inzwischen auch Jugendliche von Glücksspielwerbung angesprochen würden. Angeblich würden junge Jugendliche im Alter von 14 Jahren über Social Media von Glücksspiel-Werbekampagnen angesprochen.
Darüber hinaus sei Glücksspielwerbung insbesondere bei Sportveranstaltungen sehr präsent. In dem Brief wird von einem Tsunami von Glücksspielwerbung gesprochen, der zu einer neuen Generation von Glücksspielern führen könne. Angeblich würden mehr als 1 Million Werbeanzeigen für Glücksspiel pro Jahr im australischen Fernsehen und Radio ausgespielt.
Vollständiges Werbeverbot gefordert
Aufgrund der angeführten Gefahren von Glücksspielwerbung fordere die Alliance for Gambling Reform die Einführung eines Glücksspiel-Werbeverbots. Dieses soll in einem Zeitraum von drei Jahren schrittweise eingeführt werden. Das Verbot soll nicht nur Glücksspielwerbung, sondern auch weitere Anreize und Werbeaktionen für Glücksspiel untersagen.
In den Augen der Alliance sollte dies vorwiegend für Sportwetten-Werbung gelten. Diese würde aktuell auf unethische Weise Menschen zur Teilnahme an Glücksspiel bewegen.
Wie groß ist das Problem des Glücksspiels in Australien?
Australien versucht seit einigen Jahren, gegen das problematische Glücksspiel im Land vorzugehen. Das Land hat eine Bevölkerung von 27 Millionen Menschen. Die Verluste durch Glücksspiel werden jährlich auf 25 Milliarden AUD (ca. 15 Millionen EUR) geschätzt. Damit ist Australien eines der Länder mit dem weltweit höchsten pro Kopf Verlust durch Glücksspiel.
Die australische Regierung hat bereits Maßnahmen eingeführt, um das Problem zu bekämpfen. So wurde im vergangenen Jahr das Selbstausschluss-Register BetStop eingeführt. Problemspieler können sich darin eintragen und somit selbst von jeglichem Glücksspiel ausschließen lassen.
Im Juni dieses Jahres trat dann das Verbot in Kraft, Glücksspiel mit Kreditkarten zu zahlen. Seit dem 11. Juni 2024 ist es Glücksspielern in Australien nicht mehr möglich, ihre Einsätze mit Kreditkarte zu zahlen. Das Verbot gilt sowohl für Online-Glücksspiele als auch für landbasierte Spielbanken.
Prominente Unterstützung
Der offene Brief der Alliance for Gambling Reform wurde von über 70 bekannten australischen Persönlichkeiten unterzeichnet. Dabei handelt es sich beispielsweise um die ehemaligen Premierminister Hon John Howard, 85, und Hon Malcolm Turnbull, 69. Ferner wurde der offene Brief auch von einigen Journalisten und CEOs großer australischer Unternehmen unterzeichnet.
Die Alliance veröffentlichte vor wenigen Tagen ein Statement von Hon John Howard, in dem er die Glücksspielwerbung im Land als „zu viel” bezeichnet. Er fordert darin ein vollständiges Verbot von Glücksspielwerbung – ähnlich wie es für Tabak bereits gelte [Beitrag auf Englisch]:
Weitere Unterstützung findet der Brief durch Leiter verschiedener Gesundheitsbehörden und Forschungseinrichtungen. Dazu zählen beispielsweise eine Professorin der Deakin Universität für öffentliche Gesundheit, die Direktorin für Gesundheitsförderung des The George Institute for Global Health und der leitende Forscher für Glücksspiel und junge Menschen der Curtin Universität.
Ähnliche Forderungen auch in Deutschland und Großbritannien
Der offene Brief wurde erst vor wenigen Stunden veröffentlicht und bislang gibt es noch keine Reaktion der australischen Regierung oder der Opposition. Die Forderung ist auch unter dem Gesichtspunkt interessant, als dass es ähnliche Forderungen bereits in anderen Ländern gibt.
Im Dezember 2023 verfasste das deutsche Bündnis gegen Sportwetten-Werbung ebenfalls einen offenen Brief an die Politik. Darin wurde, ähnlich wie in Australien, ein stufenweises Werbeverbot gefordert. Dabei fanden sich ebenfalls prominente Unterstützer für die Forderung.
Vor der Europameisterschaft 2024 wurde zudem ein Verbot von Sportwettenwerbung während der Großveranstaltung gefordert. Beide Forderungen blieben jedoch erfolglos.
In Großbritannien wird ebenfalls stark über die Themen Glücksspiel- und Sportwettenwerbung diskutiert. In der Premier League ist es Vereinen ab der Saison 2026/2027 untersagt, Werbung für Glücksspielspielanbieter auf der Brust ihrer Trikots zu tragen [Link auf Englisch].
Verschiedene Studien sollen belegen, dass die britische Bevölkerung das Verbot von Glücksspielwerbung bei Sportveranstaltungen unterstütze. Es bleibt abzuwarten, ob es eine Reaktion auf den offenen Brief geben und die australische Regierung sich ein Beispiel an den Regelungen Großbritanniens nehmen wird.