Vor der Glücksspiel-Legalisierung: Brasilianische Regierung führt weitere Spielerschutz-Maßnahmen ein

Ab dem 1. Januar 2025 wird es in Brasilien einen regulierten Glücksspiel-Markt geben. Die brasilianische Regierung hat weitere Maßnahmen vorgestellt, um einen umfassenden Spielerschutz zu gewährleisten. Bislang haben 182 Unternehmen einen Antrag für die Erteilung einer Glücksspiellizenz eingereicht.

Aufnahme eines verzweifelten Mannes mit den Händen vor dem Gesicht.

Die geplanten Maßnahmen sollen besonders gefährdete Personengruppen vor glücksspielbedingten Schäden schützen (Symbolbild). © Geralt/pixabay.com

Einsatzlimit für gefährdete Spieler

Problematisches Glücksspiel ist in Brasilien vor der Einführung des regulierten Marktes ein stark diskutiertes Thema. Die Regierung hat verschiedene Maßnahmen vorgestellt [Link auf Englisch], mit denen sie Spieler in Zukunft bestmöglich schützen möchte.

Für Personengruppen mit einem besonders hohen Risiko für problematisches Glücksspiel werde es Einsatzgrenzen geben. Dabei handele es sich beispielsweise um ältere Personen, verschuldete Menschen und einkommensschwache Personen, die staatliche Zahlung erhalten.

Um diese Gruppen zu schützen, soll ab bestimmten Verlustbeträgen ein Einsatzlimit für sie gelten. Das brasilianische Finanzministerium werde dafür Verlustobergrenzen festlegen, die sich nach dem Einkommen der Personen richten sollen. Sobald diese Grenze erreicht werde, soll den Personen der Zugriff auf Glücksspiel und Sportwetten verweigert werden. Das geplante System soll anhand der Steuernummer der Spieler umgesetzt werden.

Darüber hinaus werde derzeit der Vorschlag des Kongressabgeordneten Elmar Nascimento, 54, [Link auf Portugiesisch] diskutiert. Dieser sehe vor, ein Einsatzlimit für Glücksspiele einzuführen. Demnach dürften Spieler grundsätzlich nicht mehr als 15 % ihres Monatseinkommens für Glücksspiel ausgeben.

Kreditkartenverbot & Werbekampagnen geplant

Aufnahme eines Mannes vor seinem Laptop mit einer Kreditkarte in seiner Hand.

Es soll in Zukunft nicht möglich sein, Glücksspiel und Sportwetten in Brasilien mit Kreditkarte zu bezahlen (Symbolbild). ©Rupixen/pixabay.com

Die brasilianische Regierung plane darüber hinaus, ein Kreditkartenverbot für Glücksspiel und Sportwetten einzuführen. Demnach dürften Spieler ihre Einsätze nicht mit der Kreditkarte zahlen.

Auch Bolsa Família Cards dürften nicht verwendet werden, um Glücksspiele damit zu bezahlen. Bei Bolsa Família handelt es sich um ein staatliches Familienhilfsprogramm für einkommensschwache Familien. Derzeit erhalten mehr als 13 Millionen Familien staatliche Unterstützung über das Hilfsprogramm.

Um die brasilianische Bevölkerung vor glücksspielbedingten Schäden zu schützen, sollen darüber hinaus umfangreiche Vorschriften für Werbekampagnen gelten. Werbung für Glücksspiel und Sportwetten müsse einen Zusatz für die Förderung von verantwortungsvollem Spiel enthalten. Wie genau dieser aussehen soll, wurde noch nicht bekannt gegeben.

Darüber hinaus sollen strenge Vorschriften für Glücksspielwerbung eingeführt werden. Es dürfe den Spielern beispielsweise nicht suggeriert werden, dass sie durch Sportwetten zum Millionär werden könnten. Der brasilianische Finanzminister sei der Meinung, dass Glücksspiel- und Sportwettenwerbung in Brasilien derzeit außer Kontrolle sei und Maßnahmen dringend nötig seien.

Die Regierung Brasiliens verkündete bereits im August dieses Jahres, welche Regularien für Online-Glücksspiel und Sportwetten gelten werden. Demnach müsse der zufällige Charakter des Glücksspiels im Fokus stehen. Sportwetten müssten stets mit Quote und Multiplikationsfaktoren angeboten werden.

Glücksspielsucht in Brasilien ein großes Problem

Die von der Regierung geplanten Maßnahmen wurden in einer Zeit der großen Unsicherheit der Bevölkerung angekündigt. Denn schon jetzt ist Spielsucht in dem Land mit über 215 Millionen Einwohnern ein großes Problem.

In Brasilien werden schätzungsweise 20 Milliarden BRL (ca. 3 Milliarden EUR) im Monat [Link auf Englisch] für Glücksspiel und Sportwetten eingesetzt. In der Vergangenheit häuften sich Berichte darüber, dass viele Menschen durch Glücksspiel in finanzielle Schwierigkeiten geraten seien.

Eine Studie habe ergeben, dass 68 % der brasilianischen Bevölkerung an einer Form von Glücksspiel teilnähmen. Schätzungsweise 10 % der Menschen sollen dadurch spürbare finanzielle Schäden erlitten haben.

500 bis 600 Anbieter ohne Lizenzen werden geblockt

Glücksspiel- und Sportwetten-Anbieter in Brasilien benötigen ab dem 1. Januar 2025 eine staatliche Lizenz, um weiterhin auf dem lizenzierten Glücksspielmarkt aktiv sein zu dürfen. Die Regierung hat angekündigt, ab der kommenden Woche unlizenzierte Anbieter blockieren zu wollen. Unlizenziert bedeutet in diesem Fall, dass ein Anbieter keinen Antrag auf die Erteilung einer Glücksspiellizenz eingereicht hat.

Laut dem brasilianischen Finanzminister Fernando Haddad, 61, handele es sich dabei um 500 bis 600 Anbieter, die zum Ablauf der Frist keinen Lizenzantrag eingereicht hätten. Demnach würden sie in den kommenden Tagen geblockt werden.

Gleichzeitig gäbe es aber auch Anbieter, die ihr Geschäft in Brasilien weiterführen dürften. Dabei handele es sich um 89 Unternehmen, die in der Übergangsphase vom 1. Oktober bis zum 31. Dezember weiterhin aktiv bleiben dürften. Sie hätten für diesen Zeitraum eine Lizenz für 5,5 Millionen USD (ca. 4,99 Millionen EUR) erworben.

Dabei handele es sich beispielsweise um bet365, Betano, Betway und Flutter. Das brasilianische Finanzministerium hat eine Liste mit allen 89 Anbietern [Link auf Portugiesisch] veröffentlicht.

Regierung prüft 182 Anträge für eine Glücksspiel-Lizenz

Unternehmen, die ab dem 1. Januar Glücksspiel und Sportwetten in Brasilien anbieten möchten, müssen dafür einen Antrag für die Erteilung einer Glücksspiel-Lizenz einreichen. Die Frist dafür ist am 30. September verstrichen.

Insgesamt sollen bei dem brasilianischen Finanzministerium 182 Anträge eingegangen sein. Diese würden jetzt schrittweise bearbeitet. Wer eine Glücksspiellizenz beantragt, muss unter anderem strenge Anti-Geldwäsche-Richtlinien beachten.

Ob alle Anträge bis zum 1. Januar 2025 gesichtet und die entsprechenden Lizenzen erteilt werden können, hat die Regierung noch nicht bekannt gegeben.

Es bleibt somit abzuwarten, welche Anbieter bis zur Einführung des staatlichen Lizenzsystems eine Lizenz erhalten werden und ihr Angebot dann legal anbieten dürfen.

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