Britische Firma verspricht sichere Sportwetten-Gewinne: Betrug oder geniales Geschäftsmodell?

Die britische Firma Moneyful Ltd. soll Personen für die Herausgabe von Personalien und Identifikationsdokumenten finanziell entlohnt haben. Im Namen ihrer Kunden habe sie Sportwetten-Konten eröffnet, um eine angeblich “ausgefeilte Software” zum Erzielen von sicheren Gewinnen zum Einsatz zu bringen. Experten für Betrugsprävention und Verbraucherschutz in Großbritannien schlagen Alarm.

Aufnahme eines britischen Führerscheins

Die britische Firma Moneyful betreibt zahlreiche Sportwetten-Accounts unter verschiedenen Identitäten (Symbolbild). © Dom J/pexels.com

Firma wirbt mit leicht verdientem Geld

Über die zurückliegenden Feiertage habe die Firma Moneyful Ltd. ihre Werbeaktivitäten erhöht und sei mit dem Versprechen an Personen herangetreten, ihnen “leicht verdientes Geld” zu ermöglichen [Artikel auf Englisch], wie der britische The Guardian berichtet.

Laut dem Bericht würden Experten vermuten, dass die Firma mit einer Vollmacht im Namen ihrer Kunden Wettkonten bei Buchmachern eröffne. Über eine Visa-Debitkarte, die ebenfalls von den Kunden bestellt werden müsse, würden dann indirekt Einzahlungen auf die Spielerkonten durch Moneyful Ltd. getätigt. Einzahlungen mit Kreditkarten sind in Großbritannien hingegen verboten.

Als finanzieller Anreiz erhalte jeder Kunde 100 GBP (ca. 121 Euro) für die Übermittlung seiner Daten und zusätzlich bis zu 100 GBP für jeden geworbenen Kunden. Ob mehrere Konten bei verschiedenen Buchmachern eröffnet werden und bei welchen Sportwetten-Anbietern dies geschehe, scheint nicht transparent kommuniziert zu werden.

Geschäftsmodell teilweise unklar

Ob den Spielern bewusst gewesen sei, was genau mit ihren Daten geschehe, scheint unklar. Experten seien sich nicht einig, ob Moneyful Ltd. die Wettkonten selbst betreut oder mit dem Verkauf von Wettkonten Geld verdient habe. In jedem Fall würden Verbraucherschützer davor warnen, sich auf derartige Angebote einzulassen.

Laut The Guardian gebe es in den sozialen Medien, u.a. bei Reddit und dem Kurznachrichtendienst Telegram, eine rege Nachfrage nach “sauberen” Accounts bei Sportwetten-Anbietern. Professionelle Spieler könnten sich auf diese Weise als Neukunden ausgeben, um das sogenannte Matched Betting durchzuführen.

Was ist Matched Betting?

Der wachsende Online-Glücksspielmarkt und der daraus resultierende starke Konkurrenzkampf zwischen den Sportwetten-Anbietern führt dazu, dass diese attraktive Boni für Neukunden anbieten. Teilweise handelt es sich dabei um Freiwetten oder um eine Verdopplung des ersten Einzahlungsbetrages.

Das Bonusguthaben kann jedoch nicht direkt ausgezahlt werden. Zunächst müssen viele Wetten abgegeben werden. Diese werden von den Profis jedoch nicht wahllos platziert. Beim sogenannten Matched Betting wird gezielt nach Quoten-Unterschieden zwischen den Buchmachern gesucht. Oft können Wetten so platziert werden, dass es unabhängig vom Ausgang des Spiels einen sicheren Gewinn gibt.

Allerdings können derartige Szenarien nicht immer wieder genutzt werden, weil sie nur in Kombination mit einem Bonus auftreten. Aus diesem Grund besteht ein Interesse an neuen Accounts bei Sportwetten-Anbietern, die noch nie eine Einzahlung getätigt haben und demnach noch einen Bonus beanspruchen können. Allerdings ist anzumerken, dass sowohl die individuelle als auch die skalierte Durchführung derartiger Praktiken gegen die Nutzungsbedingungen der Buchmacher verstoßen dürfte.

Firma sieht sich im Recht

Derzeit ist die Website von Moneyful Ltd. offline. Doch die Anwälte der Firma würden betonen, dass keine Informationen verborgen seien. Im Gegenteil: Moneyful Ltd. verfüge über einen positiven Eintrag beim Bewertungsportal Trustpilot und gehe sehr transparent mit ihren Geschäftspraktiken um. Zudem sei das Unternehmen den Finanzbehörden bekannt, erstelle Jahresabschlüsse und entrichte ordnungsgemäß Steuern.

Öffentlich einsehbare Daten von North Data zeigen:

  • Bereits Ende 2021 wurde die Firma mit einem Kapital von 100 GBP gegründet und hat seitdem zweimal den Standort gewechselt.
  • Als Geschäftszweck werden “Andere sportliche Aktivitäten” genannt. Wie viel Gewinn die Firma macht, ist nicht bekannt.
  • Gründer und Direktor von Moneyful Ltd. ist Aidan Lee Bond. Ob es noch weitere Mitarbeiter gibt, ist unklar.

Die UK Gambling Commission, die den Wett- und Glücksspielsektor in Großbritannien reguliert, habe sich nicht zum aktuellen Fall geäußert. Allerdings warne sie allgemein davor, Dritten die Verwendung Ihrer Daten für Glücksspiele zu gestatten.

Nach Auffassung des The Guardian sei die vermutete Praxis des Unternehmens nicht illegal, aber Buchmacher würden schnell gegen Matched Betting oder vergleichbare Praktiken gemäß ihrer Nutzungsbedingungen vorgehen.

Ähnliche Beiträge