Hat das Kreditkartenverbot für das Glücksspiel in Großbritannien den erhofften Erfolg gehabt?

Eine neue Studie des National Centre for Social Research (NatCen) zeigt, dass das britische Verbot von Kreditkartenzahlungen beim Glücksspiel nur geringe Auswirkungen auf das Spielverhalten der Spieler zu haben scheint. Da das Verbot jedoch zu Beginn der Covid-19-Pandemie im April 2020 eingeführt wurde, lasse sich nur schwer abschätzen, ob das Verbot Problemspielern geholfen hat.

Hippodrome-Casino in London.

Die Möglichkeit zur Bezahlung mit Kreditkarte kann Spieler mit Spielsucht schnell in den Ruin treiben. © Samuel Regan-Asante/Unsplash

Großbritannien als erstes Land mit Verbot von Kreditkartenzahlungen beim Glücksspiel

Im April 2020, zu Beginn der COVID-19-Pandemie, führte Großbritannien als erstes Land ein komplettes Verbot von Kreditkartenzahlungen beim Glücksspiel ein. Andere Länder wie Schweden und Australien folgten kurz darauf. Nun liefert das National Centre for Social Research (NatCen) eine erste Studie [Link auf Englisch] zu den Auswirkungen des Verbots auf die Briten.

Die Untersuchung nahm die Wirksamkeit des Verbots unter die Lupe und konzentrierte sich dabei auf dessen Umsetzung, die Verringerung finanzieller Schäden und die Auswirkungen auf Glücksspieler. Außerdem sollte herausgefunden werden, ob die Maßnahme ihr Hauptziel, den Zugang zu geliehenem Geld beim Glücksspiel zu erschweren, erfüllt habe.

Verbesserungsbedarf bei der Kommunikation

Obwohl die Maßnahme letztlich als eingeschränkt erfolgreich bewertet wird, geht das NatCen in seinem Paper umfassend auf die Limitierungen des Verbots ein. So sei es nur 57 % aller britischen Spieler mit einem moderaten bis hohen Maße an Problemen bekannt gewesen. Unter Spielern mit weniger besorgniserregenden Problemen seien es immerhin noch 29 %, und unter denen, die überhaupt nicht spielen, nur 11 % gewesen. Die Einstufung der Spieler wurde auf Grundlage des Problem Gambling Severity Index (PGSI-Index) [Link auf Englisch] vorgenommen.

Das Verbot sei laut der Studie insgesamt als positiv aufgefasst worden. Dennoch habe es Kritik an der Kommunikation der Maßnahme gegeben, die primär über Pop-ups auf Gambling-Seiten, E-Mails und Social Media stattgefunden habe. Menschen, die das Internet weniger nutzen, hätten sich somit kaum über das neue Gesetz informieren können.

Das NatCen erwähnt außerdem, dass Unterstützungsdienste für Glücksspielsüchtige darauf aufmerksam gemacht hätten, dass eine begleitende Einschränkung von Kreditaufnahmen zur Finanzierung von Glücksspiel sinnvoll gewesen wäre.

COVID-19 sorgte für steigende Spielerzahlen

Die NatCen-Studie ergab, dass das Kreditkartenverbot das Verhalten der Spieler insgesamt nicht wesentlich verändert habe. Untersuchungen der Gambling Commission vor und nach dem Verbot hätten kaum Unterschiede in der Nutzung von Kreditkarten für Glücksspiele gezeigt. Ein angepasstes Modell, das Spieler nach dem PGSI kategorisiert, habe jedoch nahegelegt, dass Personen mit höheren PGSI-Scores häufiger Kreditkarten nutzen würden als solche mit niedrigeren Scores.

Laut NatCen bedeute dies aber nicht notwendigerweise, dass Glücksspiel-Anbieter gegen das Verbot verstießen. Vielmehr könne dies darauf zurückzuführen sein, dass die Nutzung von Kreditkarten beim Glücksspiel auch indirekt erfolgen könne, etwa durch Bargeldabhebungen oder den Kauf von Produkten der National Lottery, die nicht vom Verbot betroffen sind.

Eine endgültige Aussage darüber, ob das Verbot von Kreditkartenzahlungen beim Glücksspiel für eine Senkung der Spielerzahlen gesorgt habe, sei laut der Studie schwer zu treffen. Dabei habe auch COVID-19 eine Rolle gespielt, denn die Pandemie habe laut NatCen aufgrund der Lockdowns und des angespannten Stresslevels der Bevölkerung für eine gestiegene Spielaktivität unter Spielern sowohl mit hohen als auch mit niedrigen PGSI-Scores gesorgt.

Verbote von Kreditkartenzahlungen beim Glücksspiel sind nicht ungewöhnlich

Immer mehr Länder verbieten die Nutzung von Kreditkarten für Glücksspiele, um problematisches Spielverhalten einzudämmen und Spieler vor einer möglichen Verschuldung zu schützen. Durch die Einschränkung des Zugangs zu Kreditmitteln soll verhindert werden, dass Spieler mit geliehenem Geld spielen. Diese Maßnahme zielt darauf ab, das finanzielle Risiko für besonders gefährdete Personen zu minimieren.

In Deutschland hingegen ist die Nutzung von Kreditkarten für Glücksspiele nach wie vor legal, obwohl auch hier immer wieder Diskussionen über die Einführung ähnlicher Beschränkungen geführt werden.

Stärkere Auswirkungen auf Spieler mit niedrigen PGSI-Scores

Letzten Endes habe das Verbot hauptsächlich Spielern mit geringeren Problemen geholfen, während es laut der Untersuchung wenig Einfluss auf das Verhalten von Personen mit moderaten bis schweren Glücksspielproblemen gehabt habe. Das gelte laut NatCen ebenso für die Nutzung von Tools für verantwortungsvolles Glücksspiel. Spieler mit geringen PGSI-Scores seien eher über verfügbare Werkzeuge informiert und würden sich eher zusätzliche Unterstützung durch Banken und die Bürgerberatung suchen (Citizens Advice) als Spieler mit hohen Scores.

Während Anbieter von Unterstützungs- und Behandlungseinrichtungen Bedenken geäußert hätten, dass Spieler auf andere, illegale Formen der Kreditaufnahme zurückgreifen könnten, hätten die meisten Spieler mit hohen PGSI-Werten laut Studie angegeben, dass sich ihr Verhalten kaum ändern würde. Wechsel von Spielern zu Offshore-Glücksspielanbietern seien laut NatCen dagegen schwer zu verfolgen.

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