Hohe Einsätze beim Lotto: Geldwäsche-Vorwurf gegen ehemaligen EU-Kommissar Didier Reynders
Der belgische Politiker Didier Reynders, der von 2019 bis 2024 der EU-Justizkommissar war, sieht sich mit dem Vorwurf der Geldwäsche konfrontiert. In der belgischen Nationallotterie sollen er und seine Frau absurd hohe Einsätze getätigt haben. Dies sei bereits im Jahr 2021 im Rahmen von Untersuchungen der Spielerkonten aufgefallen. Die belgische Lotterie wehre sich indes gegen den Vorwurf, zu lasche Kontrollen durchgeführt zu haben.
200.000 Euro Einsatz in vier Jahren
Didier Reynders und seine Frau hätten über vier Jahre hinweg jeweils rund 25.000 Euro pro Jahre auf ihre beiden Spielerkonten eingezahlt, um an der belgischen Nationallotterie teilzunehmen, wie die öffentlich-rechtliche Medienanstalt VRT berichtet.
Das belgische Bundesparlament habe kritisiert, dass derartig hohe Einsätze über einen langen Zeitraum überhaupt möglich gewesen seien. Allerdings habe die belgische Nationallotterie entgegnet, dass sie bereits 2021 die Vorkommnisse gemeldet habe und 2022 “gründliche Analysen” eingeleitet worden seien.
Die Lotterie habe bekräftigt, “voll und ganz mit den Ermittlern kooperiert” zu haben. Allerdings habe die Lotterie nicht die Konten einfrieren können, weil dies unter Umständen die Ermittlungen blockiert hätte. Zudem sei nicht ersichtlich gewesen, ob das eingesetzte Geld tatsächlich in bar eingezahlt wurde, was den Geldwäsche-Verdacht hätte erhärten können.
Wie kann Geldwäsche im Glücksspiel erkannt werden?
Jedes Glücksspiel weist einen gewissen Return-to-Player (RTP) auf. Bei Online Slots kann dieser oft bei weit über 90 % liegen, sodass statistisch gesehen weniger als 10 % der eingesetzten Geldsumme an den Betreiber gehen. Bei Lotterien liegt der RTP meist deutlich niedriger. Dennoch kommt grundsätzlich jede Art des Glücksspiels zur Geldwäsche infrage, weil ein Großteil der Einsätze theoretisch wieder an den Spieler ausgeschüttet wird.
Aufgrund der drohenden Möglichkeit zur Geldwäsche müssen sich Glücksspielunternehmen weltweit strengen Kontrollen hinsichtlich der Prävention von Geldwäschemethoden unterziehen. Bei Verstößen drohen empfindliche Strafen in mehrfacher Millionenhöhe.
Stellen Betreiber von Glücksspielseiten fest, dass bestimmte Spieler immer wieder neues Geld auf ihre Konten einzahlen und in kürzester Zeit verspielen, müssen diese eingreifen. Sowohl die Herkunft des Geldes als auch die Motivation der Spieler müssen kontrolliert werden.
Ähnliches gilt, wenn ein unlogisches Spielverhalten festgestellt wird. Setzt ein Spieler beispielsweise beim Online-Roulette gleichzeitig auf Rot und Schwarz, könnte dies darauf hindeuten, dass er daran interessiert ist, schnellstmöglich sein eingezahltes Geld in auszahlbares Guthaben umzuwandeln.
Spielsucht oder Geldwäsche?
Reynders habe bestritten, in einen Geldwäsche-Skandal verwickelt zu sein. Stattdessen habe er über seinen Anwalt verlauten lassen, er sei spielsüchtig und habe deshalb die Lotterie-Scheine gekauft.
Allerdings hätten die Ermittler laut RTBF herausgefunden, dass Reynders nicht nur ungewöhnlich hohe Summen beim Lotto gesetzt habe. Aufzeichnungen, die bis ins Jahr 2010 zurückreichten, hätten gezeigt, dass Reynders über Jahre hinweg rund 800.000 Euro in bar auf verschiedenen Bankkonten eingezahlt habe.
Zudem sei gegen Reynders bereits vor fünf Jahren wegen des Verdachts auf Geldwäsche und Korruption in einer anderen Angelegenheit ermittelt worden. Der Fall sei damals wegen mangelnder Beweislage eingestellt worden.
Der Anwalt von Reynders habe verkündet, Reynders werde “alle notwendigen Erklärungen über die Verwaltung seines Privatvermögens” offenlegen. Eine strafrechtliche Qualifizierung bestreite er jedoch.