Ermittlungen wegen illegalen Glücksspiels: Serie-A-Stars im Visier der Justiz

  • Tonali & Fagioli sollen andere Spieler für illegale Glücksspiel Plattformen angeworben haben.
  • 1,5 Mio. € über Scheinverkäufe von Luxusuhren in Juwelierboutique gewaschen.
  • Sperren durch den italienischen Fußballverband FIGC drohen.
Weston McKennie im Trikot der USA.

Auch der ehemalige Schalke-Spieler Weston McKennie soll in den Glücksspiel Skandal involviert sein. © Erik Drost/wikipedia

Poker, Sportwetten – und ein Juwelier als Drehscheibe

Wie die Tageszeitung La Stampa berichtet [Link auf Italienisch], ermittle die italienische Justiz wegen mutmaßlich illegaler Glücksspielaktivitäten gegen mindestens 13 aktuelle und ehemalige Profifußballer der Serie A. Es gehe um Pokerpartien und Sportwetten auf nicht-fußballbezogene Sportereignisse, die über mehrere nicht lizenzierte Plattformen abgewickelt worden seien.

Die Spieler sollen zwischen Dezember 2021 und Oktober 2023 in exklusiven virtuellen Pokerräumen aktiv gewesen sein. Zu den Verdächtigen würden unter anderem Ángel Di María (37, Benfica Lissabon), Leandro Paredes (30, AS Rom), Nicolò Zaniolo (25, AC Florenz), Alessandro Florenzi (34, AC Milan), Mattia Perin (32, Juventus Turin), Samuele Ricci (23, FC Turin), Raoul Bellanova (24, Atalanta Bergamo) sowie der Tennisspieler Matteo Gigante (23) zählen. Auch der US-amerikanische Fußballer Weston McKennie (26, Juventus Turin), der in der Vergangenheit auch für den FC Schalke 04 in der Bundesliga aktiv war, sei laut der britischen Tageszeitung The Guardian [Link auf Englisch] unter den Beschuldigten.

Tonali und Fagioli als Schlüsselfiguren im Netzwerk

Sandro Tonali (24, Newcastle United) und Nicolò Fagioli (24, AC Florenz), die bereits 2023 wegen Wettvergehen gesperrt worden waren, sollen laut den Ermittlern eine zentrale Rolle gespielt haben. Sie seien als sogenannte Collettori aufgetreten, hätten Konten eingerichtet, Plattformen beworben und Bargeld für andere Spieler transferiert. Als Gegenleistung hätten sie demnach Boni auf ihren Spielkonten oder eine Reduzierung bestehender Schulden erhalten.

Ich wies [den ehemaligen Aston-Villa-Stürmer Nicolò] Zaniolo auf illegale Seiten hin, auf denen er online Wetten abschließen konnte, auf Roulette oder Poker. […] die Organisatoren der Seiten hatten mir gesagt, dass sie mir einige Vorteile gewähren würden, wenn ich andere Wettende mitbrächte.”Nicolò Fagioli, italienischer Profifußballer, The Guardian

Tonali selbst habe in einem Verhör angegeben, von einem ehemaligen Schiedsrichter namens Pietro Marinoni in das System eingeführt worden zu sein, mit dem er und Fagioli sogar einen eigenen WhatsApp-Chat zur Koordination der Schuldenregulierung betrieben hätten.

Geldwäsche in Millionenhöhe – Schmuckhandel als Tarnung

Perfide sei auch das ausgeklügelte Geldwäschesystem hinter dem Glücksspielring gewesen: Die Spieler sollen über eine Mailänder Juwelierboutique namens Elysium vermeintlich Luxusuhren oder Goldschmuck erworben haben, die aber nie geliefert worden seien. Stattdessen seien so Spielschulden kaschiert und rund 1,5 Millionen EUR gewaschen worden.

Sportrecht vs. Strafrecht: Warum können Spieler mit geringen Bußgeldern davonkommen – und trotzdem monatelang gesperrt werden?

In Italien greift bei illegalem Glücksspiel oft nur das Verwaltungsrecht – die maximale Strafe für normales unerlaubtes Online-Spielen liegt bei rund 250 EUR. Deutlich härter fällt jedoch oft das sportrechtliche Urteil aus: Wer gegen den Ethik-Code des italienischen Fußballverbands verstößt, etwa durch Teilnahme an illegalen Spielen oder durch Werbung für Wettplattformen, riskiert Sperren, Therapien oder komplette Ausschlüsse vom Spielbetrieb. Die sportrechtlichen Sanktionen sind auch dann möglich, wenn strafrechtlich keine Schuld festgestellt wurde – ein zweigleisiges System also.

Fagioli habe dort sogar seine Kreditkarte hinterlegt und knapp 700.000 EUR überwiesen, Florenzi rund 155.000 EUR. Fagioli habe zur Schuldentilgung auch Darlehen von Mitspielern wie Juventus-Verteidiger Federico Gatti (26) angenommen, der allerdings nicht als Beschuldigter gelte. Insgesamt werde das Netzwerk auf mindestens 20 Beteiligte, darunter auch Nicht-Sportler, geschätzt.

Strafrechtlich glimpflich, sportrechtlich riskant

Aus strafrechtlicher Sicht drohe den Spielern nur eine vergleichsweise geringe Geldstrafe von bis zu 250 EUR, da keine Wetten auf eigene Spiele nachgewiesen worden seien. Deutlich empfindlicher könnten jedoch disziplinarische Maßnahmen durch den italienischen Fußballverband (FIGC) ausfallen. Die Mailänder Staatsanwaltschaft wolle die entsprechenden Akten an die FIGC übergeben.

Fagioli und Tonali haben bereits im vergangenen Jahr Sperren von sieben bzw. zehn Monaten erhalten, auch eine Therapie gegen Spielsucht sei damals angeordnet worden. Die neuen Enthüllungen könnten jetzt für weitere Suspendierungen sorgen. Die Ermittlungen hätten ein strukturiertes und professionell organisiertes System aufgedeckt, das sich gezielt an junge, vermögende Profifußballer gerichtet habe, so die Ermittler.

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