Ex-GVC-Führungskräfte verklagen britische Glücksspiel-Kommission UKGC

Die Ex-GVC-Führungskräfte Kenny Alexander und Lee Feldman reichen Klage gegen die britische Glücksspiel-Kommission (UKGC) ein. Diese soll im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen Entain (ehemals GVC) stehen, die eine Übernahme von 888 Holdings durch die beiden Geschäftsleute verhindert habe.

Big Ben in London.

In Großbritannien bahnt sich ein Glücksspiel-Rechtsstreit an. © Dominika Gregušová/Pexels

Klage gegen die Glücksspiel-Kommission

Die ehemaligen Führungskräfte von GVC Holdings, Ex-CEO Kenny Alexander und Ex-Vorsitzender Lee Feldman, haben laut next.io [Link auf Englisch] am 29. Oktober Klage gegen die britische Glücksspielbehörde Gambling Commission vor dem High Court in London eingereicht.

Die Kläger würden der Kommission demnach vorwerfen, private Informationen missbraucht zu haben. Alexander und Feldman, vertreten von der Kanzlei Slateford, würden sich auf die Verletzung des britischen Common Law zum Schutz privater Informationen berufen. Das zuständige Gericht müsse nun feststellen, ob tatsächlich ein Verstoß vonseiten der Gambling Commission vorgelegen habe. Falls dies der Fall gewesen sei, müsse anschließend festgestellt werden, welcher Verstoß schwerer wiege.

Dies alles stünde im Zusammenhang mit ihrem gescheiterten Versuch, Glücksspiel-Riese 888 Holdings im Sommer 2023 zu übernehmen. Die beiden Geschäftspartner hätten zunächst über das Investmentvehikel FS Gaming einen Anteil in Höhe von 6,6 % an 888 Holdings erworben. Anschließend sei der Plan gewesen, Alexander als CEO, Feldman als Vorsitzenden und Stephen Morana als Chief Financial Officer zu installieren. 888 habe sich aufgrund einer laufenden steuerbehördlichen Untersuchung durch die His Majesty’s Revenue and Customs-Behörde (HMRC) gegen GVC wegen mutmaßlicher Korruption und Bestechung im türkischen Markt letztlich aber aus den Gesprächen zurückgezogen, nachdem die Gambling Commission eine Untersuchung in dem Fall gestartet habe.

Die HMRC und Glücksspiel

Die britische Steuer- und Zollbehörde HMRC (Her Majesty’s Revenue and Customs) spielt eine wichtige Rolle in der Regulierung der Glücksspielbranche, insbesondere bei der Überwachung und Durchsetzung steuerrechtlicher Vorschriften. Sie untersucht regelmäßig Unternehmen in der Branche, um sicherzustellen, dass diese ihren steuerlichen Pflichten nachkommen und keine illegalen Praktiken wie Steuerhinterziehung oder Geldwäsche betreiben.

In den letzten Jahren hat die HMRC verstärkt auf mögliche Verstöße in sogenannten Graumärkten reagiert, in denen nicht alle Aktivitäten voll reguliert sind. Solche Untersuchungen können hohe Strafen und rechtliche Konsequenzen für die betroffenen Unternehmen und deren Führungskräfte nach sich ziehen. Die HMRC kooperiert eng mit der UKGC, um Verstöße gegen das Glücksspielrecht zu bekämpfen und die Integrität der Branche zu schützen.

Unabsehbare Folgen für Glücksspiel-Unternehmen 888 Holdings durch Übernahme

Hätte FS Gaming mehr als 10 % der Anteile an 888 Holdings übernommen, wäre dadurch ein Umbruch in der Unternehmensführung ausgelöst worden. Dies hätte demnach eine Untersuchung der britischen Gambling Commission zur Folge gehabt, da jedwede Änderung in der Führungssparte eines Glücksspielunternehmens zuerst von ihr überprüft werden müsse. Wäre diese Überprüfung gescheitert, wäre dem Unternehmen die Lizenz entzogen worden. Aus diesem Grund habe sich 888 letztlich zu einem Rückzug aus den Verhandlungen entschieden.

Der Vorstand kam zu dem Schluss, dass die von FS Gaming vorgeschlagenen Ernennungen zum jetzigen Zeitpunkt keine begründete Aussicht auf eine Genehmigung durch die UKGC haben und dass jegwede Maßnahmen von FS Gaming, die eine Änderung der Unternehmenskontrolle bewirken würden, wahrscheinlich ein unmittelbares und erhebliches Risiko für die Betriebslizenzen der Gruppe im Vereinigten Königreich darstellen würden. Daher hat der Vorstand einstimmig beschlossen, die Gespräche zu beenden.”888 Holdings, next.io

Auch auf den Börsenkurs von 888 Holdings, das bald in Evoke umbenannt werden soll, habe sich der Vorfall negativ ausgewirkt. Nachdem der Kurs zu Beginn der Verhandlungen noch in die Höhe geschnellt sei, sei er nach der Beendigung wieder um über 20 % abgestürzt.

Der CEO von 888 Holdings, Lord Jonathan Mendelsohn, habe sich ebenfalls zum Thema geäußert:

Wir werden bei der Überprüfung, die sich aus potenziellen Fragen in Bezug auf die Investition und den Vorschlag von FS Gaming ergibt, voll und ganz kooperieren und freuen uns darauf, die Überprüfung zügig zu einem Abschluss zu bringen. […] Als Vorstand haben wir der Prüfung des Vorschlags von FS Gaming viel Zeit gewidmet. Nach einer eingehenden Prüfung durch die Aufsichtsbehörden, die auch eine enge Zusammenarbeit mit der UKGC umfasste, hatte der Vorstand jedoch keine andere Wahl, als die Gespräche zu beenden, da er die Lizenzen in unserem größten Markt nicht einem erheblichen Risiko aussetzen konnte. […] Während dieses Engagement den sehr gründlichen Findungsprozess zur Ernennung eines neuen CEOs vorübergehend unterbrochen hat, ist der Vorstand dabei, seine Ernennung abzuschließen und erwartet, in naher Zukunft eine Ankündigung zu machen.”Lord Jonathan Mendelsohn, CEO von 888 Holdings, next.io

Weitere Zusammenhänge noch unklar

Ein möglicher Zusammenhang der neuen Klage mit dem im Dezember 2023 getroffenen Deferred Prosecution Agreement (Vereinbarung über die aufgeschobene Strafverfolgung) von Entain (ehemals GVC) in Höhe von 615 Millionen Pfund [Link auf Englisch] bleibe weiter unklar, da sich diese Vereinbarung nicht auf ehemalige GVC-Manager beziehe.

Entain sei damals von der HMRC beschuldigt worden, korrupte Aktivitäten eigener Mitarbeiter in der Türkei über mehrere Jahre hinweg geduldet zu haben, damals noch unter dem Namen GVC. Die Angestellten sollen türkische Behörden bestochen haben, um weiterhin Glücksspieldienstleistungen im damals noch weitgehend unregulierten türkischen Markt anbieten zu können.

Diese Vorfälle lösten 2020 eine umfassende Untersuchung durch die HMRC aus, die schließlich in einem Deferred Prosecution Agreement mit der britischen Staatsanwaltschaft mündeten. Das Abkommen habe eine Strafe von 615 Millionen GBP sowie die Verpflichtung für Entain, sich aus allen unregulierten Märkten zurückzuziehen, beinhaltet. Zudem habe das Unternehmen daraufhin ein umfassendes Compliance-Programm eingeführt, um solche Verstöße in Zukunft zu verhindern.

Große Namen in der Glücksspielbranche

Der nun involvierte Ex-CEO von GVC, Kenny Alexander, ist kein unbeschriebenes Blatt in der Glücksspielbranche. Der Brite hat die Firma GVC in seinen 13 Jahren als CEO zu einem der größten Glücksspielunternehmen der Welt ausgebaut. Unter anderem fallen die milliardenschweren Übernahmen von bwin und Ladbrokes Coral in seine Amtszeit.

2020 wurde GVC Holdings in Entain umbenannt. Neben den beiden bereits genannten Unternehmen gehören auch PartyPoker, Neds International und Sporting Bet zu Entain. Außerdem betreibt die Firma in den USA ein Joint Venture mit MGM Resorts International, BetMGM. Mit Glücksspiel- und Sportwettenangeboten ist die Firma in zahlreichen Ländern tätig. Derzeit liege der Wachstumsfokus des Unternehmens auf Brasilien und Großbritannien.

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