Verbot des Sportsponsorings: Experten warnen vor einem Wegfall der finanziellen Existenzgrundlage des Sports

Am 15. Mai 2024 hat sich der Sportausschuss des Bundestages zusammengesetzt, um über ein mögliches Verbot des Sportsponsorings zu diskutieren. Den anwesenden Experten zufolge würde es dem Sport in Deutschland enorm schaden, wenn Sponsoren vereinzelt oder gänzlich ausgeschlossen werden würden.

Eine Aufnahme der Allianz Arena in München

Große Unternehmen investieren viel Geld in den Sport, um Namens- und Werberechte zu erwerben (Symbolbild). © Julien Chatelain/unsplash.com

Zahlreiche Sachverständige plädieren für Sportsponsoring

Zur Finanzierung des deutschen Sportsystems trage das Sponsoring als entscheidende Säule bei, wie Inka Müller-Schmäh, Geschäftsführerin der Vereinigung Sportsponsoring-Anbieter, in einer offiziellen Kurzmeldung des Bundestages zitiert werde.

Es brauche einen “praktikablen und handhabbaren Rechtsrahmen”, um den Sport auf allen Ebenen zu fördern – vom Breiten- bis zum Spitzensport. Andere Experten auf dem Gebiet hätten Müller-Schmäh ebenfalls beigepflichtet:

  • Heike Kramer vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband sei davon überzeugt, dass das Sportsponsoring seine kommunikative Freiheit behalten müsse, damit Unternehmen weiterhin bereit dazu seien, Geld in den Sport zu investieren.
  • Christoph Breuer von der Deutschen Sporthochschule Köln habe die Abhängigkeit des deutschen Sports vom Sponsoring ebenfalls hervorgehoben. Allerdings habe er auch betont, dass die Sponsoringbotschaften inhaltlich evaluiert werden müssten, damit diese keinen Schaden anrichten würden.
  • Sylvia Schenk, die als Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International Deutschland arbeitet, habe in Bezug auf das Sportsponsoring von einer “Win-Win-Win-Situation” für alle Beteiligten gesprochen, wenn mit dem Instrument der Sportwerbung verantwortungsvoll umgegangen werde.

Es herrsche demnach ein großer Konsens darüber, dass Sponsoring für den Sport von eminenter Bedeutung sei. Allerdings hätten auch alle Experten angemerkt, dass die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Botschaften präsentieren, gewissen Richtlinien folgen müsse.

Die Zukunft der Sportwetten-Werbung

Als Reaktion auf die Kurzmeldung des Bundestages hat der Deutsche Sportwettenverband (DSVW) eine Zusammenfassung im eigenen Pressebereich veröffentlicht. Der DSVW habe sich dabei auf die Aussage berufen, dass ein Verbot der Werbung für Alkohol, sensible Lebensmittel und Glücksspiel die Finanzlage der Sportvereine schwächen würde.

In Deutschland ist Sportwetten-Werbung besonders im professionellen Bereich weit verbreitet, wird aber kontrovers diskutiert. In einem offenen Brief sei sogar das vollständige Verbot von Sportwetten-Werbung gefordert worden. Kurzfristig scheint ein solches Vorhaben aber nicht umsetzbar zu sein, zumal die Leitlinien der Werbung für Sportwetten und andere Glücksspielangebote im Glücksspielstaatsvertrag klar ausgehandelt und reguliert wurden.

Auch international ist die Zukunft der Sportwetten-Werbung unklar. In England haben sich die Clubs der Premier League dazu verpflichtet, ab der Saison 2026/27 nicht mehr für Glücksspielunternehmen als Hauptsponsor auf den Trikots zu werben. Dennoch dürfte die Intensität der Casino- und Sportwetten-Werbung auch durch andere Werbeformen in den Stadien weiter hoch bleiben.

Werbung im Sport wird nicht verschwinden

Aufgrund der Experteneinschätzungen im Bundestag scheint es unwahrscheinlich, dass der Gesetzgeber ein generelles Verbot von Sportsponsoring erlassen wird. Ein solches würde nicht nur den Spitzen-, sondern vor allen Dingen den Breitensport gefährden.

Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) hat jedoch bereits in der Vergangenheit erklärt, dass mögliche negative Auswirkungen von Sportwerbung bedacht werden sollten. Insbesondere Werbung, die sich an Kinder richte, sei im Visier von Özdemir.

Es scheint also denkbar, dass bestimmte Arten von Werbung, einzelne Produktkategorien und die Kommunikationsweise eingeschränkt werden könnten. Konkrete Ausgestaltungen, die in nächster Zeit relevant sein könnten, scheint es aber noch nicht zu geben.

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