Glücksspiel-Abhängiger Indonesier verkauft Baby auf Facebook, um Spielsucht zu finanzieren
In Indonesien hat ein Mann sein Baby für 830 Euro an einen Menschenhändler-Ring verkauft. Seine Frau meldete die Tat der Polizei. In Indonesien ist dies nicht der erste derartige Fall.
Spielsucht treibt einen Mann zum Verkauf seines Baby
In der indonesischen Stadt Tangerang, am westlichen Rand der Hauptstadt Jakarta gelegen, soll ein Mann laut Berichten verschiedener Zeitungen sein Baby für etwa 830 Euro verkauft haben, um seine Spielsucht zu finanzieren. Der Mann habe auf ein Facebook-Inserat reagiert, in dem der spätere Käufer offen nach einem Säugling suchte. Schon vor dem Vorfall soll der Mann, dessen Namen die Polizei mit RA abgekürzt habe, an Geldproblemen sowie an Spielsucht gelitten haben. Die Ehefrau des Mannes habe die Polizei verständigt, nachdem sie nach Hause gekommen war und ihr Baby nicht auffinden konnte.
Sie drängte RA, den Aufenthaltsort ihres Kindes preiszugeben, bis er schließlich gestand, dass er das Neugeborene verkauft habe. […] RA sah auf Facebook, dass die Käufer auf der Suche nach einem Kleinkind waren, also schickte er ihnen eine Nachricht und arrangierte den Kauf.”–Zain Dwi Nugroho, Polizeichef von Tangerang, Metro
Baby-Käufer möglicherweise Teil eines Menschenhandelsrings
Laut der britischen Zeitung Metro [Link auf Englisch] habe die indonesische Polizei das Kind sowie zwei Erwachsene später in einem Mietshaus in Tangerang aufgespürt. Die Verdächtigen seien möglicherweise Teil eines Menschenhandelsrings und seien verhaftet worden. Bei Verurteilung würden ihnen nun bis zu 15 Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe in Höhe von bis zu 36.000 Euro drohen.
Es gibt keine Entschuldigung dafür, Kinder so zu behandeln, und die Verletzung ihrer Rechte muss streng bestraft werden.”–Ai Maryati, Leiter der indonesischen Kinderschutzkommission, Metro
Das Vorkommnis sei laut Jakarta Post [Link auf Englisch] nicht der erste derartige Fall in Indonesien. Erst kürzlich habe die Polizei in Depok, südlich von Jakarta, einen Menschenhandelsring gesprengt, der mit dem jetzigen Ereignis allerdings nichts zu tun habe. Auch hier habe es eine Verknüpfung zu Facebook gegeben. Die Kriminellen hätten die Babys dort für 500 Euro bis 800 Euro nach Bali verkauft, wo sie wiederum für etwa 2.500 Euro angeboten worden seien.
Glücksspiel und Menschenhandel
Glücksspiel steht immer wieder mit Menschenhandel und anderen Verbrechen in Verbindung. Besonders ist dies in Ländern der Fall, in denen das Glücksspiel kaum oder gar nicht reguliert ist. Einige der schockierendsten Kriminalfälle, bei denen Glücksspiel eine Rolle spielte, zeigen, wie tief organisierte Kriminalität, Menschenhandel und Gewalt verwurzelt sind:
Casinos in Kambodscha: Die Glücksspielindustrie in Kambodscha, insbesondere in Grenzstädten wie Poipet, ist eng mit Verbrechen wie Menschenhandel und erzwungener Prostitution [Link auf Englisch] verbunden. Casinos in dieser Region sind berüchtigt dafür, Opfer aus benachbarten Ländern anzulocken, die dann oft zur Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen gezwungen werden oder in die Schuldknechtschaft geraten.
Casinos in Myanmar: An der Grenze zwischen Thailand und Myanmar, speziell in den Gebieten, die nicht vollständig von der Regierung kontrolliert werden, operieren Casinos, die als Deckmantel für Drogenhandel, Menschenhandel und andere illegale Geschäfte [Link auf Englisch] dienen. Diese Casinos, oft von Militärgruppen oder Warlords kontrolliert, sind häufig Schauplätze von schwerer Kriminalität, einschließlich Mord und Zwangsarbeit. Glücksspielschulden werden oft mit brutalen Mitteln eingetrieben. Es gibt sogar Berichte von Menschen, die entführt und in Arbeitslager verkauft wurden.
Die Triaden in Macau: Macau hat eine lange Geschichte von kriminellen Aktivitäten, die mit den berüchtigten chinesischen Triaden verbunden [Link auf Englisch] sind. In den vergangenen Jahren gab es vermehrt Berichte über Opfer, die gezwungen wurden, für die Triaden zu arbeiten, nachdem sie in den Casinos hohe Schulden angehäuft hatten.
Südostasien ist eine der am schwersten von Menschenhandel betroffenen Regionen der Welt. Der Internationale Währungsfonds berichtete 2018 [Link auf Englisch], dass mehr als 85 % aller Opfer aus Ostasien und dem Pazifik stammen würden, vorwiegend Frauen und Kinder aus benachteiligten Gesellschaftsschichten. Opfer von Menschenhandel würden laut der Veröffentlichung in vielen Fällen ebenfalls Opfer von sexueller Gewalt, häuslicher Sklaverei und anderen Formen der Zwangsarbeit. Die kriminellen Gruppen in dieser Region würden mit dem Handel von Menschen laut CNN [Link auf Englisch] etwa drei Billionen Euro verdienen.
Indonesien befindet sich laut des Organized Crime Index [Link auf Englisch] auf dem geteilten 32. Platz der Länder, in denen Menschenhandel am prävalentesten ist. An der Spitze der Statistik stehen Afghanistan, Jemen und Eritrea.
Spielsucht auch in Europa auf dem Vormarsch
Auch in anderen Ländern ist Spielsucht ein wachsendes Problem. In Großbritannien allein sollen rund 1,65 Millionen Kinder in Haushalten mit Spielsucht-Problemen leben. Die Zeit berichtet, dass in Deutschland rund 1,3 Millionen Menschen spielsüchtig seien und 3,3 Millionen weitere zumindest Anzeichen einer Spielsucht zeigten.