Online-Umfrage: Rund 1,65 Mio. Kinder in Großbritannien leben in Spielsucht-Haushalten

Die Hilfsorganisation GambleAware hat die Ergebnisse einer Studie von YouGov präsentiert, die sich mit verschiedenen Aspekten der Spielsucht auseinandersetzt. Besonders die Zahl der Kinder, die in einem von Glücksspiel geprägtem Umfeld aufwachsen, sei besorgniserregend und veranlasse GambleAware zu Forderungen in Richtung der Politik.

Ein Junge guckt traurig

Rund 1,65 Millionen Kinder in Großbritannien wachsen in Haushalten mit spielsüchtigen Eltern auf (Symbolbild). © Luke Pennystan/unsplash.com

Intensive Online-Befragung mit alarmierenden Ergebnissen

Das Marktforschungsunternehmen YouGov habe 18.000 erwachsene Briten in Einzelinterviews und in Fokusgruppen befragt [Artikel auf Englisch], um daraus quantitative und qualitative Rückschlüsse in Bezug auf die Spielsucht in Großbritannien zu ziehen, wie die britische Zeitung Independent berichtet.

Unter anderem hätten die Untersuchungen ergeben, dass rund 1,65 Millionen Kinder unter 18 Jahren in Haushalten aufwachsen würden, in denen ein Erwachsener unter einem “Glücksspielproblem” leidet.

Die Forscher hätten diese Zahl deshalb als alarmierend angesehen, da frühere Studien glücksspielsüchtige Angehörige als Risikofaktor identifiziert hätten. Es sei anzunehmen, dass Kinder, die dem übermäßigen Glücksspiel im familiären Umfeld ausgesetzt sind, eine viermal so hohe Wahrscheinlichkeit aufweisen würden, selbst eine Spielsucht zu entwickeln.

Damit reiht sich das Glücksspiel scheinbar nahtlos in eine Reihe von Suchterkrankungen ein, die für Kinder im familiären Umfeld zur Bedrohung werden können. Auch Alkoholismus oder Drogenmissbrauch durch die Eltern können die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Kinder ebenfalls in Zukunft ein Suchtverhalten zeigen werden. Manchmal können die Kinder jedoch auch eine Motivation für die Eltern sein, die eigene Sucht zu besiegen.

GambleAware fordert Konsequenzen

Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Ergebnisse habe GambleAware ein Verbot der Fernsehwerbung für Glücksspiele, verbesserte Gesundheitswarnungen bei der gesamten Glücksspielwerbung und ein Verbot der Glücksspielwerbung bei Sportveranstaltungen gefordert.

Zoe Osmond, Geschäftsführerin von GambleAware, habe darauf hingewiesen, dass die Zahlen “die Auswirkungen der Normalisierung des Glücksspiels in der Gesellschaft auf Einzelne, Familien und Gemeinschaften” verdeutlichen würden.

Sie habe von einem “beunruhigenden Zusammenhang” zwischen der Exposition gegenüber Glücksspiel in jüngeren Jahren und dem Risiko von Schäden im späteren Leben gesprochen. Das Verbot von Glücksspielwerbung könne ihrer Meinung nach einen Teil dazu beitragen, diese Fälle zu reduzieren. Zudem müsse die Anzahl an Hilfsangeboten ausgebaut werden, die immer stärker nachgefragt würden.

Betting and Gaming Council warnt vor Überdramatisierung

Das britische Betting and Gaming Council (BGC) habe eine Gegenposition zu GambleAware eingenommen und darauf verwiesen, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen in Großbritannien verantwortungsvoll spielen würde. Lediglich 0,4 % der Bevölkerung würden laut Schätzungen des National Health Service (NHS) spielsüchtiges Verhalten zeigen.

Dies sei unter anderem auf die hohe Spendenbereitschaft der britischen Glücksspielunternehmen zurückzuführen, die mit ihren Abgaben Forschungs- und Präventionsmaßnahmen ermöglichen würden.

GambleAware sehe dies anders und habe darauf verwiesen, dass zahlreiche Spielsüchtige aufgrund der Stigmatisierung ihres Problems gar nicht erst in Statistiken gezählten werden würden. Auch dies sei ein Ergebnis der qualitativen Befragungen im Rahmen der YouGov-Untersuchung.

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