Irritation um Glücksspiel-Kritiker Burkhard Blienert: Werbung für Online-Spielothek auf der Website des Suchtbeauftragten

Der SPD-Politiker Burkhard Blienert gilt als Gegner des Glücksspiels und machte sich in der Vergangenheit unter anderem für strengere Werbeeinschränkungen stark. Trotzdem konnten Internet-User auf der Website burkhard-blienert.de für einige Wochen Werbung für eine Online-Spielothek sehen. Inzwischen wurde jedoch interveniert und die Seite ist abgeschaltet. Die Hintergründe sind schnell enthüllt.

Offizielles Pressefoto von Burkhard Blienert

Auf der Website von Burkhard Blienert war für kurze Zeit Glücksspielwerbung zu sehen. © Sucht- und Drogenbeauftragter/Dominik Butzmann (Photothek)

Blienert verlängerte Website-Lizenz nicht

Dass ausgerechnet der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung auf seiner Website für Glücksspiele wirbt, hört sich erstmal wie ein Aprilscherz an. Im April war die Website aber noch werbefrei, was sich erst in den letzten Wochen kurzfristig änderte.

Allerdings war dies nicht Blienerts Intention, denn wie Radio Hochstift berichtet, sei dem technischen Betreiber der Website des Politikers ein Fehler unterlaufen, sodass sich eine dritte Person die Lizenz für die Website burkhard-blienert.de habe sichern können.

Es habe sich somit nicht um einen Hacker-Angriff gehandelt, sondern Blienerts Dienstleister habe vergessen, die Domain (d.h. die Internet-Adresse) ordnungsgemäß zu übertragen. So konnte eine dritte Person diese registrieren.

Verwechslungsgefahr nahezu ausgeschlossen

Allerdings sind bei dem Betreiberwechsel sämtliche Bilder und sonstigen Verbindungen zu Blienert von der Website entfernt worden. Daher sah die Website nur wie eine Werbeanzeige für einen Glücksspielanbieter aus und stellte keinen Bezug zum Politiker her.

Da Blienerts Website zahlreich im Netz verlinkt ist und auch bei Google-Suchen nach seinem Namen auftauchte, dürfte die Internetpräsenz jedoch eine Menge Traffic in den letzten Wochen verbucht haben.

Ob der zwischenzeitliche Betreiber kommerziell von der Aktion profitiert haben könnte, lässt sich nur spekulativ beantworten. Ebenso wenig ist bekannt, ob der Täter konkrete Gewinnerzielungsabsichten hatte oder den Politiker kritisieren wollte.

Burkhard Blienerts Rolle in der Glücksspielbranche

Seit Januar 2022 ist Burkhard Blienert der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem die Umsetzung von Maßnahmen zur Prävention von Suchtgefährdungspotentialen.

Ein Arbeitsfeld für Blienert ist somit die Glücksspielbranche. Doch auch Alkohol, Zigaretten und weitere Drogen stehen unter seiner Beobachtung. Blienert berichtet wiederum an das von Karl Lauterbach geleitete Gesundheitsministerium und erarbeitet gemeinsam mit dem Ministerium Lösungsansätze.

In der Glücksspielszene ist Blienert unter anderem dafür bekannt geworden, dass er ein sehr drastisches Vorgehen gegen den wachsenden Schwarzmarkt fordere, was grundsätzlich im Interesse der legalen Anbieter sein dürfte.

Allerdings wird Blienert auch für manche Aussagen und Handlungen kritisiert. So haben von ihm mit verantwortete Studien zum Status des Glücksspiels in Deutschland ein geteiltes Echo hervorgerufen. Insbesondere Branchenvertreter und Wissenschaftler hätten die Methodik kritisiert.

Website ist inzwischen abgeschaltet

Mittlerweile erreicht man die Website von Blienert nicht mehr, da der Politiker interveniert und die Abschaltung beim Domain-Registrar erzwungen habe.

Dass dem Politiker ein nachhaltiger Image-Schaden entstanden sein könnte, darf angezweifelt werden. Schließlich hat auf der Website nichts darauf hingewiesen, dass Blienert selbst die Inhalte veröffentlicht haben könnte.

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