Erschöpfte Eltern sehen Werbung für Sportwetten-Anbieter Ladbrokes auf Babyphone-App YCC365 Plus

Bei der Benutzung der Babyphone-App YCC365 Plus soll Eltern in Großbritannien Glücksspielwerbung für den Buchmacher Ladbrokes angezeigt worden sein. Dies habe die Debatte zur Glücksspielwerbung in Großbritannien weiter aufgeheizt. Der Glücksspielkonzern Entain, zu dem die Marke Ladbrokes gehört, sehe jedoch kein Problem in den Werbeaktivitäten für den Sportwetten-Anbieter.

Eine Frau schaut müde auf ihr Handy

In einer Babyphone-App soll erschöpften Eltern Glücksspielwerbung angezeigt worden sein (Symbolbild). © Shane/unsplash.com

Aktivisten und Eltern stören sich an Glücksspielwerbung

Im britischen The Guardian wird heute exklusiv darüber berichtet, dass Werbeanzeigen für den Sportwetten-Anbieter Ladbrokes in der Babyphone-App YCC365 Plus sichtbar seien [Artikel auf Englisch]. Ein Nutzer habe davon berichtet, dass ihm zunächst ein Willkommensbonus in Aussicht gestellt worden sei, bevor eine Botschaft eingeblendet wurde, die zu verantwortungsbewusstem Glücksspiel aufrufe.

Will Prochaska von der Organisation Coalition to End Gambling Ads, habe es als “räuberische Taktik” bezeichnet, dass die Werbung erschöpften Eltern angezeigt werde. Unterstützung erhalte er von Politiker Don Foster, der die Regulierung für Glücksspielwerbung als “außer Kontrolle geraten” bezeichnet habe.

Ein weiterer Nutzer der App habe geschildert, dass es ein ungutes Gefühl in ihm auslöse, wenn er sein Baby mit dem Smartphone überwache und gleichzeitig einem “Strom von Angeboten” für Glücksspiele ausgesetzt sei. Er habe den Eindruck, man könne sich in Großbritannien selbst in vermeintlich “harmlosen” Umfeldern nicht der Glücksspielwerbung entziehen.

Millionen Kinder in Großbritannien leiden unter Spielsucht der Eltern

Rund 1,65 Millionen Kinder sollen laut der Ergebnisse einer Studie im Auftrag der Hilfsorganisation GambleAware in Großbritannien in Haushalten leben, in denen mindestens ein Erwachsener ein Glücksspielproblem hat.

Die Studie habe zudem herausgefunden, dass diese Kinder ein viermal höheres Risiko hätten, selbst eine Spielsucht zu entwickeln. Auf Basis der Ergebnisse einer weiteren Studie habe GambleAware gewarnt, dass Kinder im Internet sehr einfach und frequenzstark mit Glücksspielwerbung in Kontakt kommen könnten.

Entain sieht keine Problematik

Ein Sprecher von Entain habe gegenüber dem The Guardian erklärt, dass sich die App YCC365 Plus an volljährige Personen richte und somit Werbung für Glücksspiele über diese Plattform nicht verboten sei.

Zudem muss bedacht werden, dass viele Werbeanzeigen im Internet automatisch ausgespielt werden. Es scheint somit nicht eindeutig belegbar, dass Entain bewusst erschöpfte Eltern mit ihrer Werbung adressieren wolle. Allerdings erinnert der The Guardian daran, dass die Entain-Marke Coral bereits in der Vergangenheit Werbung auf Eltern-Blogs geschaltet habe [Artikel auf Englisch].

Der The Guardian habe daher auch das Unternehmen kontaktiert, das die App YCC365 Plus bereitstelle und mutmaßlich Geld mit der Glücksspielwerbung verdiene. Allerdings hätten die Journalisten bisher noch keine Antwort von der chinesischen Firma erhalten.

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